In der Stellenanzeige wird ein Kohleschaufler für die Gemeinde gesucht. Foto: Kupferschmidt

Die Gemeinde Empfingen ist ein wundersamer Ort. Dort gibt es (V)erzieher und Krötenbändiger. Aktuell wird sogar ein Kohleschaufler in Vollzeit gesucht.

Empfingen - Das Plakat ist eindrücklich: Zwei schwielige, rußbeschmutzte Hände, die dem Betrachter mehrere Kohlebrocken entgegenhalten. Darunter das Inserat, die "Gemeinde mit etwas Kohle auf der Bank" suche einen Kohleschaufler "mit Gespür für Kohle".

Auf die Frage, warum man auf diese ungewöhnliche Art potenzielle Kämmerer erreichen möchte, hat Bürgermeister Ferdinand Truffner eine klare Antwort. "Aufmerksamkeit, nichts als Aufmerksamkeit", nennt er die Beweggründe für die kreative Stellenanzeige. Die Gefahr, im Meer der Anzeigen unterzugehen, sei sehr hoch. Deshalb müsse die Gemeinde auffallen.

Fachkräftemangel sorgt für Kreativität

Denn auch auf kommunaler Ebene macht der Fachkräftemangel nicht Halt. Blicke man in die umliegenden Gemeinden, suche man dort auch händeringend nach Personal – ob Hauptamtsleiter, Kämmerer oder sogar Bürgermeister.

Dass Anzeigen jenseits der herkömmlichen Stellenausschreibungen von Erfolg gekrönt sind, konnte Empfingen im Sommer 2021 feststellen. Damals ging der langjährige Kämmerer Reinhard Dettling nach über drei Jahrzehnten in den Ruhestand. Für die Gemeinde suchte daraufhin ein Froschkönig nach einem "Krötenbändiger", um auf die Kröten der Kommune achtzugeben.

Unter den einlaufenden Bewerbungen wurde eine "Bändigerin" gefunden. Doch da diese ihrerseits nun einen kleinen Froschkönig erwarte, werde die Stelle erneut ausgeschrieben, erklärt Truffner.

Unbefristete Beamtenstelle

Sehen die Berufsaussichten für Bergwerkkumpels in Deutschland aufgrund des Kohleausstiegs 2030 nicht rosig aus, ist die Situation für den gesuchten Kohleschaufler von Empfingen eine andere. Die Anzeige wirbt mit "Kohle bis A13". Der Bürgermeister erläutert: "Es ist eine Beamtenstelle nach A13 und somit unbefristet, krisensicher."

Zu wissen, in welcher Tiefe mögliche Steinkohleflöze liegen, ist darüber hinaus gar nicht so wichtig. Stattdessen sei ein Studium als Diplom-Verwaltungswirt (FH) sowie Berufserfahrung im Bereich kommunaler Finanzen und Führungskompetenz erwünscht, ist auf der Homepage der Gemeinde zu lesen.

Rathaus lässt es krachen

Und einen weiteren Trumpf hat die Gemeinde zu bieten. Man arbeite mit einem motivierten Rathausteam zusammen, das es auch durchaus mal krachen lasse. "Man kann sich auf ein Team freuen, das sich auch mal außerhalb der Dienstzeit trifft und Spaß bei der Arbeit hat", beschreibt Truffner die Arbeitsatmosphäre. "In Empfingen arbeiten wir mit viel Humor", sagt er – passend zur anstehenden Fasnetszeit.

Der künftige Kohleschaufler steht vor allem auf einem soliden Boden. Beträgt die durchschnittliche Pro-Kopf-Verschuldung der baden-württembergischen Gemeinden 1355 Euro, gehört Empfingen zu den 95 der insgesamt 1101 Kommunen, die schuldenfrei sind.

Radiowerbung und Kinderzeichnung

Dies sei auf die weitsichtige Finanzpolitik des Gemeinderats, besonders wegen der Investitionen in die Infrastruktur, zurückzuführen, sagt Truffner. Gewerbeansiedlung und Wohnraumschaffung führe langfristig zu mehr Steuern in den Kassen. "Ohne Wachstum kann die Infrastruktur nicht gehalten werden", fasst der Bürgermeister den finanziellen Erfolg seiner Kommune zusammen.

Zu dieser Infrastruktur gehört auch die kommunale Kindertagesstätte. Als 2020 eine neue Kindergartenleitung gesucht wurde, schaltete die Verwaltung eine eigene Radiowerbung. Die damalige Ausschreibung zierte eine Kinderzeichnung, in der es hieß: "(V)erzieher(in)" gesucht. Aus den 16 vorstelligen Kandidaten konnte sich die Gemeinde schließlich die beste Person für den Posten aussuchen.