Ein Pop-Comedian: Luke Mockridge Foto: Veranstalter

Der Comedian Luke Mockridge parodiert in der Schleyerhalle Popstars und Komikerkollegen – dabei ist er selbst Teil dieser Szene. Am Schluss glänzt er als Sänger: Bei einem irren Finalkonzert covert er die Idole seiner Jugend.

Stuttgart - Heiß war’s am Samstag in der Schleyerhalle. Da half es kaum, sich mit dem Notizblock Luft zuzufächeln. Zum Glück hatte der Mann des Abends vier mannshohe Ventilatoren im Rücken, darüber prangte der leuchtende Schriftzug „Lucky Man“ – der Titel des neuen Soloprogramms des deutschen Comedy-Stars Luke Mockridge.

Schon im bassreichen Auftaktrap spottet der 28-Jährige dem Wirbel um seine Person: Er versetzt sich in die Lage einiger Herren, die von ihren Freundinnen mitgenommen wurden, sich über die hohen Getränkepreise ärgern und rätseln, woher sie den Künstler eigentlich kennen. Vermutlich aus dem Fernsehen: Auf Sat 1 moderiert Mockridge Formate wie „Luke! Die Woche und ich!“ und neuerdings die Quizshow „Luke! Die Schule und ich!“ Die Popularität scheint gewaltig, die Schleyerhalle ist voll. Das schafft manch große Rockband nicht. Es gibt also tatsächlich noch Menschen, die Sat 1 einschalten.

Die Show ist nicht so einzigartig wie behauptet

So richtig neu kommt das Programm allerdings nicht daher. Es gleicht eher einer Variation des alten: Mal wieder verherrlicht Mockridge die ach so tollen Neunziger, welche die beste Generation aller Zeiten hervorgebracht haben sollen, gehören dieser doch schließlich der Spaßmacher selbst und große Teile des Publikums an. Wie schon beim vorigen Besuch in Stuttgart pickt er sich zu Beginn einen der Jüngsten aus dem Publikum und installiert ihn als Running Gag. Dem Zwölfjährigen wirft er immer ein Schokobonbon zu, wenn die Witze zu schmutzig geraten – am Ende bekommt der Knirps ein T-Shirt und womöglich einen Zuckerschock.

Zudem äfft der gebürtige Bonner gerne Popstars und Komikerkollegen nach. Die Parodien von Joko Winterscheidt, Philipp Poisel und Falco sind gar nicht schlecht, weil Mockridge gut zu imitieren und ordentlich zu singen weiß. Allein: Er ist im Grunde selbst Teil dieser Szene von Popstars, die im Rahmen einer detailliert inszenierten Show Authentizität vorgaukeln – ein Pop-Comedian. Fordert er etwa das Publikum auf, Körperteile zu nennen, ahnt er, dass irgendwer „Penis“ ruft und findet dann nur scheinbar ad hoc etliche Arrangements bekannter Hits: „Manchmal steh ich, manchmal häng ich, ich bin ein Penis von 80 Millionen“ und „Und wenn ein Glied meine Lippen verlässt“. Derlei einzigartige Momente, wie er später resümiert, erlebten andere Massen in anderen Hallen freilich auch, das lässt sich heutzutage dank Youtube nachvollziehen.

Für eine Comedy-Darbietung folgt am Ende ein irres Finalkonzert: Mit einer vierköpfigen Band covert Mockridge die Idole seiner Jugend wie Aqua und die Backstreet Boys. Als sich zu seinem Lieblingslied, dem Titelsong der Zeichentrickserie „Die Gummibärenbande“, rund 10 000 Menschen erheben und wahnhaft klatschen, beruhigt nur die Gewissheit: Auch mit dieser Generation wird es eines Tages vorbei sein.