Auf 300 000 Quadratmetern erstreckt sich der Campus der Firma Herrenknecht bei Allmannsweier. Foto: Landesarchiv

Die Firma Herrenknecht hat Allmannsweier geprägt. Wo im Jahr 1968 noch Felder waren, ist heute der Hauptstandort des Herstellers von Tunnelvortriebsmaschinen. Auch deswegen gibt es im Dorf heute mehr Arbeitsplätze als Einwohner.

Allmannsweier - Im Jahr 1968, als die alten Luftbilder entstanden, ahnte in Allmannsweier wohl noch kaum jemand, dass der Ort Jahre später zur Heimat einer riesigen Firma werden würde. Der Baggersee "Grünloch" bildete den Rand des Ortes nach Süden hin, dahinter war eine ganze Menge "Nichts". Heute stehen auf 300 000 Quadratmetern auf dem Campus vom Waldweg und der Gewerbestraße bis zur Dr.-Martin-Herrenknecht-Straße sowie dem Hoffnerbühlweg 24 Gebäude.

Neben der zentralen Lage in Europa war die Heimatverbundenheit des Unternehmensgründers Martin Herrenknecht entscheidend, teilt die Herrenknecht AG auf Nachfrage unserer Redaktion zu ihrer Geschichte mit. Der heute 80 Jahre alte Herrenknecht ist in Allmannsweier aufgewachsen und wagte im Jahr 1977 einen großen Schritt: Er gründete sein eigenes Unternehmen.

Der Anfang des riesigen Firmengeländes in Allmannsweier war das jedoch nicht. Erst drei Jahre später, im Jahr 1980, zog die – damals noch – Herrenknecht GmbH in den Schwanauer Ortsteil in das erste eigene Gebäude im Schlehenweg. Daran schloss sich in mehreren Bauabschnitten in den 1980er-Jahren der Bau der ersten Produktionshalle "Werk 1" an, erklärt das Unternehmen. Von da an wuchs man stetig.

In den 1990er-Jahren folgten weitere Produktionshallen und die ersten Verwaltungsgebäude. Die Produktionshallen seien jeweils bedarfsorientiert in verschiedenen Bauabschnitten errichtet worden, das heißt auch die einzelnen Werke wurden in der Regel schrittweise erweitert, teilt Axel Langer von der Unternehmenskommunikation mit.

Als weiteren Meilenstein bezeichnet das Unternehmen die Umwandlung in eine AG im Jahr 1998. Baulich ging es im Jahr 2004 weiter mit der Produktionshalle "Werk 6". Vier Jahre später baute die Firma eine Lehrwerkstatt. Bis zu 50 Azubis jährlich werden bei der Herrenknecht AG nach eigenen Angaben ausgebildet, sodass sich über die mehrjährigen Ausbildungen stets bis zu 200 Auszubildende im Unternehmen befinden. Im Jahr 2014 entstand ein Schulungs- und Veranstaltungszentrum.

Elf Maschinen können parallel montiert werden

Die 24 Gebäude unterteilen sich in Produktionshallen, Lager- und Logistikgebäude sowie mehrere Bürogebäude, das Schulungszentrum, die Kantine und die Lehrwerkstatt. Mit den heutigen Produktionshallen und Freiflächen für die Maschinenmontage können bis zu elf große Tunnelbohrmaschinen (zum Beispiel für Bahn- oder Straßentunnel) gleichzeitig montiert werden, so Langer.

Doch die rund 300 000 Quadratmeter reichen der Firma nicht. Herrenknecht ist in Gesprächen mit der Gemeinde über den Kauf anliegender Grundstücke mit etwa 70 000 Quadratmetern Fläche. Im Mai informierte die Firma den Allmannsweierer Ortschaftsrat über die Pläne. Es fehle ein Logistikzentrum, das den internen Werksverkehr bedienen und abwickeln soll. Auch ein Forschungs- und Entwicklungsgebäude – unter anderem zur weiteren Erforschung der Tiefengeothermie – soll errichtet werden. Durch die Erweiterung will man vor allem gegenüber China wettbewerbsfähig bleiben.

Der Standort in Schwanau hat für die Firma neben der Heimatnähe ihres Chefs weitere Vorzüge. Für den Hersteller von Tunnelvortriebsmaschinen, deren Bauteile regelmäßig per Schwertransport an ihre Einsatzorte transportiert werden, sei die gute Anbindung des Standorts an die Autobahn und besonders an den Rhein sehr wichtig, so das Unternehmen. Über den Rheinhafen Kehl und anschließend über die Nordseehäfen werden die riesigen, in Schwanau produzierten Maschinen weltweit verschickt.

Für Lieferanten gut zu erreichen

Gleichzeitig sei die Lage des Standorts im Zentrum Europas und an der Schnittstelle wichtiger Transportwege (Straße, Schiene, Schiff, Flug) insgesamt sehr gut. "Wir sind in der Ortenau für Lieferanten gut zu erreichen und können als international ausgerichtetes Unternehmen auch selbst unsere Kunden gut erreichen", schildert die AG.

Für Allmannsweier spreche auch, dass während der gesamten Firmengeschichte stets ausreichend Erweiterungsfläche zur Verfügung stand. Man befinde sich in einer wirtschaftsstarken Region mit qualifizierten Arbeitskräften und einer guten Bildungsinfrastruktur einschließlich Hochschulen. Die verkehrsgünstige Lage ermögliche es, Mitarbeitern aus einem großen Einzugsgebiet – auch aus dem Elsass – Schwanau gut zu erreichen.

"Am Hauptstandort Schwanau können wir auf das beherzte Engagement und die großartige Loyalität von mehr als 2200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zählen", schwärmt auch Firmengründer Martin Herrenknecht von seiner Heimat, "die guten Perspektiven eines Unternehmens wie Herrenknecht bieten sehr vielen Familien in dieser intakten Region eine solide Zukunftsperspektive."

Doch nicht nur die Firma Herrenknecht, auch der Ort Allmannsweier ist in den vergangenen 50 Jahren nach Süden hin gewachsen. 1620 Einwohner zählt Allmannsweier heute, einige davon im Baugebiet um den Kastanien- und den Ahornweg, von dem 1968 ebenso wenig zu sehen war wie von der Firma Herrenknecht. Mit der Umfahrung durch die Dr.-Martin-Herrenknecht-Straße haben die Allmannsweierer einen geschickten Weg gefunden, den Verkehr größtenteils aus dem Ort herauszuhalten. So ist Allmannweier seit 1968 zu einem Industriestandort geworden. Auf jeden Einwohner kommen – vor allem dank Herrenknecht – zwei Arbeitsplätze.

Luftbild-Serie

Für das Projekt "BW von oben" haben wir 20 000 Luftbilder aus dem Jahr 1968 aufbereitet – für das ganze Land, durchsuchbar nach Adressen und jeweils mit der heutigen Ansicht vergleichbar.