Oberbürgermeister Jürgen Roth (rechts) ist in Nordstetten, um vor Ort die Meinung zum Lückenschluss B523 zu erfahren. Foto: Rainer Bombardi

Gegner und Befürworter kamen zu einem Treffen nach Nordstetten, um über das umstrittene Straßenbauprojekt zu diskutieren. Oberbürgermeister Jürgern Roth zeigte sich offen für einen Bürgerentscheid pro oder contra Nordzubringer

In Anwesenheit von Oberbürgermeister Jürgen Roth und Vertreten der Stadtverwaltung erhielt die Bevölkerung von Nordstetten die Gelegenheit, zum geplanten Lückenschluss B523 ihre Meinungen zu äußern.

Eine, die das entgegen dem Standpunkt der bestehenden Interessengemeinschaften für den Nordzubringer tat, war Ariane Fleig. „Jegliche Straßenbaumaßnahme und der damit verbundene Flächenverbrauch gefährdet die Existenz der Landwirte ein Stückchen mehr“, plädierte sie für den Status Quo und nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis für mehr Nachhaltigkeit.

Eine Frage der Verhältnismäßigkeit

Unterstützung erhielt sie von Daniela Butt. Die Brigachtalerin zeigte sich erstaunt, wie gering die Lobby für den Erhalt der natürlichen Lebensbedingungen ist. „Wir benötigen eine gesunde Natur, um als Menschen überleben zu können“, appellierte sie an mehr Vernunft.

Eine Frage der Verhältnismäßigkeit stellt für Ernst Reiser der Lückenschluss der B523 zwischen der L178 und dem Westteil des Landkreises dar. Er positionierte sich als Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) Nordstetten klar für das Großbauprojekt. Er verdeutlichte dies anhand statistischer Berechnungen des Regierungspräsidiums. Falls der Lückenschluss nicht kommt, habe Nordstetten bis im Jahr 2040 einen Zuwachs von aktuell 6050 auf 10 100 Fahrzeuge pro Tag zu befürchten. Seiner Meinung nach kann eine Verkehrszunahme um 67 Prozent niemand ernsthaft wollen.

Ernst Reiser hofft auf einvernehmliche Lösung

Die Sicherheit der Menschen oder der Werteverlust der Immobilien sei für diesen Fall hoch zu gewichten. „Es geht um Natur- und Menschenschutz. Irgendwann müssen wir uns entscheiden, welches Kriterium von beidem den höheren Stellenwert bekommt“, ergänzte Reiser. Der von der IG Weilersbach unterstützten Variante, die lediglich über die K5709 eine Anbindung an die B523 vorsieht, erteilte er eine glatte Absage. „Niemand kann ernsthaft beabsichtigen, dass für diesen Fall bis im Jahr 2040 der Verkehr durch Weilersbach um 39 Prozent abnimmt und durch Nordstetten um 91 Prozent wächst“, ist Reiser zuversichtlich, in Gesprächen zwischen beiden IG eine für beide Seiten einvernehmliche Lösung zu finden.

Die Variante ohne weitere Anbindung an die B523 wäre ein solcher Kompromiss, der für Nordstetten 13 Prozent zusätzlicher Verkehr bis im Jahr 2040 bedeutet und Weilersbach um elf Prozent entlastet. In der Wunschliste ganz oben steht für die Nordstetter Bevölkerung die Einführung von Tempo 30 im gesamten Ort.

Bürgerentscheid steht zur Debatte

Oberbürgermeister Roth appellierte, die Verfahren Lückenschluss und Tempo 30 getrennt zu betrachten. „Bei einer Geschwindigkeitsreduzierung spielt auch die Klassifizierung der Straße eine Rolle. Es gibt bestimmte Regeln und Kriterien, die im Vorfeld zu überprüfen sind. Roth nannte exemplarisch die Verkehrssicherheit, den Lärmschutz, den baulichen Zustand oder schutzwürdige Einrichtungen.

Oberbürgermeister Roth sah sich mit dem Vorwurf konfrontiert, als Vorsitzender der IG Lückenschluss 523 die Interessen der Bevölkerung nicht neutral vertreten zu können. Er sprach sich für die Umsetzung eines von einigen Anwesenden geforderten Bürgerentscheids pro oder contra Lückenschluss aus, sofern die notwendigen Mehrheiten dafür vorhanden seien oder im Gemeinderat eine Zweidrittelmehrheit zustande komme.