Verkosten in der Phoenixhalle: Anika Weller und Beate Currle (rechts). Foto: Leif Piechowski

Zwei Messe-Premieren am Wochenende: Öko-Winzer präsentieren sich in der Ludwigsburger Musikhalle und Stuttgarts beste Weine gibt es in der Phoenixhalle.

Zwei Messe-Premieren am Wochenende: Öko-Winzer präsentieren sich in der Ludwigsburger Musikhalle und Stuttgarts beste Weine gibt es in der Phoenixhalle.

Ludwigsburg/Stuttgart - Für Jochen Beurer und Markus Heid, beide Winzer, der eine aus dem Remstal und der andere aus Fellbach, hat es an diesem Wochenende nur ein Pflichtprogramm gegeben: Ihre Weine so vielen Menschen wie möglich schmackhaft zu machen und wieder neue Kunden zu gewinnen. Daher waren sie als Betreiber von Bioweingütern nicht nur bei der Ecovin-Jahrespräsentation 2013 vertreten, die zum ersten Mal in der Musikhalle Ludwigsburg stattfand. Sie versäumten auch nicht den zweiten wichtigen Wein-Termin an diesem Wochenende: die schon traditionelle Degustation „Stuttgarts beste Weine“, mit der die Stuttgart-Marketing GmbH beim zwölften Mal ebenfalls zu einem neuen Schauplatz wechselte: In die Phoenixhalle auf dem historischen Gelände des Römerkastells hoch über Bad Cannstatt, wo 34 Wengerter aus der Region Stuttgart ihre Spitzenerzeugnisse, 108 Weine und Sekte, präsentierten.

„An diesem Wochenende hat es sich tatsächlich etwas geballt“, nickt Heid und stellt die Frage in den Raum, ob man die Termine nicht entzerren könnte. Auch mit Rücksicht auf die Besucher, deren Andrang sich in Ludwigsburg noch sehr in Grenzen hielt. An die 300 Leute, von Heid als „interessant und vor allem sehr interessiert“ eingeschätzt, nutzten die Gelegenheit, 180 verschiedene Bioweine und Sekte von 18 Bioweingütern kennenzulernen und zu verkosten. Wie der Weinhändler Thomas Kirchner und sein Freund Markus Sailer aus Heilbronn, die ihren Riesling-Favoriten, einen Stettener Pulvermächer, bei Jochen Beurer fanden. „Diese Messe ist ausbaufähig und für das erste Mal gar nicht schlecht gelaufen“, urteilt der Remstäler, als er, genau wie Heid, am Sonntag in der Phoenixhalle neben den Kollegen im Verband der Prädikatsweingüter (VDP) wie Karl Haidle, Jürgen Ellwanger oder Hans-Peter Wöhrwag parat steht.

„Ohne offensives Marketing wird der Keller nicht leer“

„Man muss nach außen gehen und sich bekannt machen“, betonen am Samstag in Ludwigsburg auch Reinhard Schäfer und Andreas Roth (Weingut Forsthof) aus Kleinbottwar. Obwohl ihre Philosophie zur Umwelt und der An- und Ausbau nach ökologischen Richtlinien immer mehr Anhänger fänden, seien solche Präsentationen unverzichtbar. Trotzdem geht Schäfer nur zweimal im Jahr zu Messen. Stattdessen lädt er lieber zur „Gläsernen Produktion“ auf sein Weingut, die Wein- und Kulturtage auf Burg Schaubeck bei Graf Adelmann sind eine weitere gute Gelegenheit: „Denn ohne offensives Marketing wird der Keller nicht leer.“ Oder wie es der badische Kollege Philipp Rieger ausdrückt: „Es ist nicht so, dass wir die Türe zuhalten müssen, weil so viele reindrängen.“ Darum scheut der Inhaber eines 14 Hektar großen Bio-Weingutes auch nicht die Wege zu Messen in Hamburg und Berlin.

Bei dem Stichwort „Termine entzerren“ fühlt sich Andrea Gehrlach von der Stuttgart-Marketing GmbH nicht angesprochen: „Diese Veranstaltung ist immer auf dem gleichen Termin und bestens etabliert, wie tausend Besucher, Händler, Gastronomen und Privatleute, beweisen“, betont sie. Werden es nicht trotzdem zu viele Weinmessen? Wie viele braucht die Region noch? Andrea Gehrlach zögert: Das Ende der Fahnenstange sei wohl bald erreicht. Aber unter dem touristischen Aspekt sei es Stuttgart-Marketing schon unter dem früheren Leiter Klaus Lindemann wichtig gewesen, diese Spitzenerzeugnisses zu präsentieren. Zuerst im Kunstgebäude, dann im Haus der Wirtschaft und nun in der Phoenixhalle, weil die König-Karl-Halle zu klein geworden sei.

An exklusive Locations wird bei den Plänen für das Zukunftsprojekt Vinalia gedacht (siehe Bericht oben). Mit dem attraktiven Jugendstilbau der Ludwigsburger Musikhalle und der imposanten Phoenixhalle sind diese Forderungen schon jetzt aufs Beste erfüllt.