Taugt nur für die Gemüsepfanne: Martin Jucker, Beni Meier und Beat Jucker mit dem rekordverdächtigen, aber leider nicht titeltauglichen Koloss aus der Schweiz. Foto: Blühendes Barock

Es war der schwerste Kürbis, der jemals gewachsen ist. 1053,5 Kilogramm wog der Koloss. Doch teilnehmen darf der Gigant aus der Schweiz am Wettwiegen nicht – ein zwei Zentimeter großes Loch wirft die Rekordfrucht aus dem Rennen

Ludwigsburg - Wenn zum Kürbiswiegen am Wochenende die dicksten Dinger aus deutschen Landen ins Blühende Barock in Ludwigsburg gekarrt werden, dürfte die magische Marke von einer Tonne Gewicht wohl nicht in Gefahr geraten. Und auch bei der europaweiten Meisterschaft der Kürbis-Kolosse eine Woche später wird wohl keine Frucht ähnliche Dimensionen erreichen. Die Sieger der letzten Jahre brachten jeweils um die 750 Kilo auf die Waage. Und auch der bisherige Weltrekord aus den USA fällt mit 911 Kilo vergleichsweise bescheiden aus.

Umso größer ist die Träne, die der aus Zürich stammende Züchter Beni Meier verdrücken muss. Bereits 2012 gewann der Junge mit dem grünen Daumen zwar die Europameisterschaft der Kürbis-Giganten. Doch in diesem Sommer hat er einen Koloss hochgepäppelt, der die Konkurrenz das Fürchten lehrte: 1053,5 Kilogramm wog die Rekordfrucht, gleich mehrere Messungen bestätigten das außergewöhnliche Gewicht.

„Es ist der schwerste jemals gewachsene Kürbis. Und es ist das erste Mal, dass eine Frucht die 1000-Kilo-Marke knackt“, staunt selbst Gartenschau-Direktor Volker Kugel über den züchterischen Erfolg. „Ich wusste, dass er schwer wird. Aber mit einem solchen Gewicht habe ich auch nicht gerechnet“, sagt der Schweizer Beni Meier selbst über seinen orangeroten Zögling.

Wer einen Pumpkin zu wahrer Größe bringen will, braucht nicht nur aussichtsreiches Saatgut. Der Kürbis muss auch gehegt und gepflegt werden, viele Züchter verbringen mit dem Hobby fast mehr Zeit als mit dem Beruf. Die Giganten werden nachts zugedeckt und mit Wagenfuhren von Kuhmist gedüngt, an heißen Tagen fließen schon mal 300 Liter aus der Gießkanne, um den Kürbis auf Rekordniveau zu päppeln.

Disqualifiziert wegen zwei Zentimeter großem Loch

Der Lohn für die Mühe ist in Ludwigsburg ein immerhin vierstelliges Preisgeld für den Sieger und die ungeteilte Anerkennung der anderen Züchter. Beni Meier beispielsweise trägt in der Szene inzwischen den Beinamen „Kürbis-Gott“ – das kann wahrlich nicht jeder Kleingärtner von sich behaupten.

Der Respekt der Züchterkollegen ist für den Schweizer allerdings nur ein schwacher Trost. Denn teilnehmen am offiziellen Wettwiegen darf der rekordverdächtige Kürbis nicht. Der Gigant hat einen kleinen Makel, der ihn von Titelehren ausschließt – ein zwei Zentimeter großes Loch macht den weltweit schwersten Kürbis aller Zeiten zum Gemüse zweiter Wahl. „Nach den Richtlinien der Wiegevereinigung GPC ist die Frucht leider für alle Wettbewerbe disqualifiziert“, weiß der Affalterbacher Stefan Hinner, der die Kürbisschau im Blühenden Barock seit Jahren organisiert. Hintergrund der Regel ist, dass durch eine Verletzung in die Frucht gelangtes Wasser das Gewicht verfälschen könnte. Das Pochen auf die Unversehrtheit der Hülle soll verhindern, dass ein Züchter seinen Pumpkin buchstäblich aufpumpt.

Im Blühenden Barock haben sie den nicht für Titelehren infrage kommenden Koloss deshalb dem Kürbisschnitzer Ray Villafane als Arbeitsmaterial gegeben. In den USA gilt der Künstler als Berühmtheit, er griff unter anderem für Partys im Weißen Haus und für ein Halloween-Event von Heidi Klum zum Messer, um filigrane Kürbis-Kunstwerke zu schaffen. Jetzt wird in Ludwigsburg gehofft, dass sich am Wochenende ähnlich beeindruckende Giganten finden. Vielleicht muss die Kürbisschau mit Rekordmeldungen aber bis nächstes Jahr warten. Beni Meier wird das Missgeschick nicht auf sich sitzen lassen.