Zwischen Februar und April liegt die Paarungszeit der Luchse – für Reinhold könnte das wohl aber noch etwas zu früh kommen. Foto: Andreas Arnold/dpa

Die ausgewilderten Luchse Verena und Reinhold erkunden erfolgreich ihr neues Revier. Währenddessen wächst die Hoffnung auf Nachwuchs. Der Nordschwarzwald bietet ideale Bedingungen für die Großkatzen. Doch es gibt noch einige Herausforderungen.

Auf leisen Pfoten schleichen die scheuen Großkatzen durch den Nordschwarzwald – und das nun schon seit einiger Zeit. Im Kreis Calw wurde zumindest eines der Tiere bereits nachgewiesen. Und zwar Luchs Toni, bei Bad Wildbad.

 

Auch die bis Ende 2024 ausgewilderten Luchse Verena und Reinhold erkunden weiter ihr neues Reich. Dabei liegen Sorge und Hoffnung eng beieinander.

Laut Sebastian Schreiber, Pressesprecher des Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg, zeigen die Tiere ein natürliches Verhalten.

Auch Toni fühlt sich weiter heimisch

„Beide Luchse verhalten sich luchstypisch und machen regelmäßig Beute – ein Zeichen dafür, dass es ihnen gut geht“, meint Schreiber.

Auch Toni, ein etwa siebenjähriger Streifgänger, fühle sich weiterhin in der Region heimisch. Da Toni keinen Sender trägt, liefern Fotofallen die entscheidenden Hinweise auf seine Aktivitäten. Der Schwarzwald bietet ideale Bedingungen für Luchse: Ausgedehnte Wälder, felsige Rückzugsorte und ein reichhaltiges Angebot an Beutetieren machen ihn zu einem erstklassigen Lebensraum für die scheuen Großkatzen.

Weitere Tier sollen in den nächsten Jahren folgen

Und somit wachsen die Erwartungen weiter. Denn die Hoffnung auf Nachwuchs ist groß: Zwischen Februar und April, so Schreiber, liegt die Paarungszeit der Luchse – dann könnte sich Verena einen Partner wählen und möglicherweise für kleine Baby-Luchse sorgen. Für Reinhold dürfte es jedoch damit dieses Jahr noch zu früh sein – männliche Luchse sind meist erst mit drei Jahren geschlechtsreif.

Luchse aus Gehege-Nachzuchten haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie sich in der Wildnis gut etablieren können. Vor der Freilassung werden die Tiere umfassend auf ihre Gesundheit, genetische Eignung und artgerechtes Verhalten geprüft, erklärt Schneider. Die angeborene Scheu der Tiere ist dabei sehr wichtig.

Zahlreiche Gefahren drohen

Denn die Gefahren, die ihnen drohen, sind zahlreich: Verkehr, Krankheiten, illegale Tötung und die Zerschneidung ihres Lebensraums durch das dichte Straßennetz gehören zu den größten Risiken. Im Rahmen des Projekts „Luchs Baden-Württemberg“ sollen, nach Angaben der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), bis 2027 bis zu zehn Luchse im Schwarzwald ausgewildert werden. Geplant ist, pro Jahr bis zu drei Tiere freizulassen – abhängig davon, wie viele Luchse in Frage kommen und wie sich die bereits ausgesetzten Tiere in der Region etablieren.

Überwiegend positive Resonanz

Obwohl große Beutegreifer wie der Luchs eine wichtige Rolle im Ökosystem spielen, wird ihr Einfluss in der intensiv genutzten Kulturlandschaft des Schwarzwalds zunächst gering bleiben, erklärt das FVA. Dafür ist die Anzahl der Luchse derzeit noch zu niedrig. Begegnungen zwischen Mensch und Luchs wären dabei äußerst selten – Grund sei die natürliche Scheu der Tiere. Sollten solche Treffen dennoch vorkommen, raten Experten dazu, den Luchs nicht zu bedrängen und ihm Raum zu geben. Ablehnende Stimmen gegen die Wiederansiedlung der Luchse im Schwarzwald sind selten. Ihre Rückkehr stößt auf breite Zustimmung, erklärte ein Pressesprecher des Landwirtschaftsministeriums auf Nachfrage der Redaktion.

Eine Studie hätte eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung gezeigt, und auch viele Förster und Jäger äußern sich positiv zu dem Projekt. Übergriffe auf Weidevieh seien äußerst selten. „Sollte dennoch einmal ein Nutztier durch einen Luchs gerissen werden“, erklärt Schreiber, „werden Tierhalterinnen und Tierhalter vollumfänglich entschädigt.“