Dank Wildkamera kann man den Luchs namens Lias aus dem Donautal in voller Schönheit bewundern. Foto: Armin Hafner

Tierhalter und Jäger sehen Gefahr für Herden sowie Reh- und Rotwild durch die Ausbreitung des Luchses. Doch der Experte Armin Hafner gab Entwarnung beim Hegering Triberg. Im Oberen Donautal treibt sich „Lias“ herum. Geplant ist, im Nordschwarzwald Weibchen anzusiedeln.

Der Hegering Triberg hatte vor seiner Hauptversammlung einen Experten eingeladen: Der Luchsbeauftragte und Jäger Armin Hafner aus dem Oberen Donautal berichtete über die Erfahrungen, die er in den vergangenen Jahren gemacht hatte. Denn nicht nur Bauern und Jäger sind besorgt: Im Herbst sollen in Baden-Württemberg vier Luchsdamen im Rahmen des Projekts „Luchs in Baden-Württemberg“ ausgewildert werden.

Immer wieder hört man zwar von Luchs-Sichtungen, doch bisher sind es ausschließlich männliche Tiere, sogenannte Luchs-Kuder, die sich im Ländle herumtreiben. Nun befürchten sowohl Privatleute, Landwirte als auch Jäger, dass es durch die Auswilderung weiblicher Tiere vermehrt zu Übergriffen der recht großen Katze kommen könnte.

Schaf- und Ziegenhalter, aber auch Rinderbetriebe fürchten um ihre (Jung-)Tiere, die Jäger sehen den Reh- und Rotwildbestand gefährdet, denn der Luchs könne durchaus auch Rotwild reißen. Nicht gefährdet sei dagegen das Wildschwein, da dieses sehr wehrhaft sei.

Mit Sender ausgestattet

„Das Donautal zwischen Tuttlingen und Sigmaringen scheint für Luchse besonders attraktiv zu sein“, erzählte Armin Hafner den rund 70 Anwesenden. In den Jahren seit 2005, als er selbst seine erste Luchssichtung hatte, seien insgesamt sechs männliche Luchse in diesem Bereich gesichtet oder zumindest geortet worden. Aller Wahrscheinlichkeit seien diese aus dem Bereich des Schweizer Jura zugewandert. Seit 2019 treibt sich hier „Lias“ herum. Er wurde recht früh eingefangen und mit einem Sender ausgestattet.

„Diese Sender fallen nach etwa zwei Jahren von alleine ab“, weiß Hafner. Allerdings wurde er gebeten, das Tier erneut mit einem Sender auszustatten, was er auch tat. Nun ist Lias seit gut vier Jahren im Donautal zugange, beim vergangenen Anbringen des Senders habe das Tier etwa 25 Kilogramm gewogen, es sei etwa so groß wie ein Schäferhund.

Zur Freude der Landwirte fünf Biber gerissen

Wichtig ist für den Luchsexperten die Beobachtung der Risse: Rund 280 Tiere hat die große Katze 2022 gerissen, etwa 240 Rehe waren dabei, kein einziges Nutztier – dafür zur Freude der Landwirte fünf Biber. Davon gebe es im Donautal rund 2000 Exemplare, so Hafner. Der Luchs tötet seine Beute sehr typisch durch einen Kehlbiss, der allerdings oftmals von außen gar nicht sichtbar ist. Typisch sei auch die Art, wie der Luchs zu fressen beginne – zumeist an den hinteren Keulen. Der Luchs sei ein reiner Muskelfleischfresser. Bis zu fünf Tage kann er im Winter von einem Beutetier leben.

Die wenigsten Jäger in seinem Beobachtungsbereich im Oberen Donautal hätten überhaupt mitbekommen, dass sie einen vermeintlichen Konkurrenten in ihren Revieren haben, selbst Risse im Revier blieben ihnen in der Regel verborgen, da der Luchs seine Jagdbeute sehr gut verberge, um sie später zum Fressen erneut aufzusuchen, erklärte Hafner.

Die Erfahrung zeige, dass keiner der Jäger weniger geschossen hat, seit Lias im Revier unterwegs ist. Auch geäußerte Befürchtungen, dass durch weibliche Tiere im Endeffekt nach Würfen die Luchsdichte zunimmt, bezeichnete Hafner als Irrglauben – die Tiere seien sehr territorial.

Nicht mit Wolf vergleichbar

Die Auswilderung der ersten beiden weiblichen Tiere sei im Nordschwarzwald geplant, wo sich Luchskuder Toni aufhält. Damit hoffe man, die Lücke zum Pfälzerwald schließen zu können. Dort wurden erfolgreich weibliche Tiere ausgesetzt, die bereits Nachwuchs hatten. Die Weibchen seien keine wilden Luchse, sie entstammen aus Zoo-Nachzucht. Mit ihnen hoffe man, einen größeren Genpool zu erhalten. Durch seine Fotos und Videos, zumeist mit der Wildkamera aufgenommen, untermalte Hafner seinen interessanten Vortrag.

Viele Menschen würden dazu neigen, den Luchs und den Wolf in einen Topf zu werfen. Das aber sei kein Vergleich, der Wolf spiele in einer völlig anderen Liga, zumal dann, wenn sich ein Rudel bilde. Der sei dann tatsächlich eine Gefahr vor allem auch für die Tierhalter in der Landwirtschaft.