Hinter der Fassade von Glanz und Glamour, die die Loverboys den Frauen vorgaukeln, geht es für sie später im Bordell zwangsweise zur Sache. Foto: Gollnow

Für die einen ist es nur eine Wanderausstellung mit Schautafeln, für die anderen aber bittere Realität, auch im Schwarzwald-Baar-Kreis: Es geht um Loverboys und die Loverboy-Methode.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Das Landratsamt lädt zu einer Wanderausstellung zum Thema "Loverboys und die Loverboy-Methode" ein, die vom 14. bis 18. November im Foyer in Villingen zu sehen wird.

 

Hinter den Schautafeln, Kurzvideos und den Erläuterungen aber steckt weit mehr als die Information über Vorgänge, die mit dem Ländlichen Raum nichts gemein haben. Im Gegenteil: Auch im Schwarzwald-Baar-Kreis ist die perfide Masche von Kriminellen keine Seltenheit – ganz konkret sollen sich ihrer auch Zuhälter der zwischenzeitlich zerschlagenen United Tribuns rund um den Rotlichtkönig aus Villingen-Schwenningen Armin Culum, genannt Boki, bedient haben.

Fallzahlen steigen – auch hier

Loverboys sind meist junge Männer, die Mädchen und jungen Frauen eine Liebesbeziehung vortäuschen, sie emotional von sich abhängig machen und sie dann an die Prostitution heranführen und ausbeuten. "Die Fallzahlen der letzten Jahre nehmen zu", so die Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis Lilli Epp. "Deshalb war es uns wichtig, dieses Thema in den Fokus zu rücken und mit einer Ausstellung darauf aufmerksam zu machen."

Wenn der Fokus der Ermittler ins Rotlichtmilieu fällt, dann werden Fälle, in welchen die Loverboys Frauen erst die große Liebe vorgaukeln und sie dann ins Bordell zwingen, häufig enttarnt. Auch im Schwarzwald-Baar-Kreis – nicht zuletzt auch, wenn die Vorgänge um Menschenhandel und Zwangsprostitution der mittlerweile verbotenen Rocker-Gruppe United Tribuns durchleuchtet werden, die sich genau dieser Masche ebenfalls bedient haben sollen.

So wurden viele Frauen der Tribuns käuflich

Zunächst sieht für die jungen, meist unerfahrenen, aber häufig bildschönen Frauen alles rosarot aus: Da ist ein charmanter Kerl, der sie umgarnt, ihnen die große Liebe vorgaukelt, sie ausführt und scheinbar auf Händen trägt. Doch dann trägt er sie plötzlich ins Rotlichtmilieu, die Frauen werden gefügig gemacht.

Auch 2018 bei dem groß angelegten Prozess gegen den Stuttgarter Rotlichtkönig Jürgen R., der dort das Paradise, das lange Zeit größte Bordell Europas betrieb, traten solche Vorgänge immer wieder zu Tage – die Wurzeln reichten bis nach Villingen-Schwenningen, zu den "United Tribuns", welchen die Loverboys zugerechnet wurden, aber auch die Aufseherinnen – Frauen, die dafür sorgten, dass die Prostituierten bei der Stange blieben und nicht flüchteten.

Abseits dieser Schmuddelecken, ganz sachlich, thematisiert diese Masche nun die bevorstehende Schau im Villinger Landratsamt. Die Wanderausstellung wurde durch die Fachberatungsstelle FreiJa – Aktiv gegen Menschenhandel des Diakonischen Werks Freiburg zur Ausleihe angeboten. "Ziel ist es, zielgruppenspezifisch aufzuklären und zu sensibilisieren", erklärt Lilli Epp. Die visuell-auditive Ausstellung hat die Lebenssituation Betroffener, Täterstrategien, Dynamik der Gewalt, Hilfsangebote sowie Kurzfilme zum Inhalt.

Info: die Ausstellung

Von Montag, 14., bis Freitag, 18. November, ist die Wanderausstellung "Loverboy und die Loverboy-Methode" im Foyer des Landratsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis in Villingen zu sehen. Eröffnet wird sie am Montag, 14. November, um 18.30 Uhr. Am Dienstag, 15., Mittwoch, 16., und Donnerstag, 17. November, kann die Ausstellung von 8 bis 11.30 Uhr sowie am Donnerstag von 14 bis 17.30 Uhr besichtigt werden. Führungen werden durch die Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis, Lilli Epp, am Mittwoch, 16. November, angeboten, Anmeldung unter L.epp@lrasbk.de. Ansprechpartnerin ist die Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis Lilli Epp.