Lothar Steinle an dem Ort, der ihn seit Jahren beschäftigt: der Abgang am Sportplatzsteg in Schiltach. Foto: Ortmann

„Leider nichts erreicht“, klagt Lothar Steinle. Seit mehr als vier Jahren bemühe er sich darum, dass der Abgang am Sportplatzsteg behindertengerecht gestaltet wird. Doch passiert sei nichts. Bürgermeister Thomas Haas erklärt, woran es hakt.

Sechs Stufen umfasst der Abgang des Stegs Richtung Sportplatz am Kinzigufer. Sechs Stufen, die für gehbehinderte Menschen ein Hindernis darstellen. Sechs Stufen, die dem Schiltacher Lothar Steinle daher seit Jahren Sorge bereiten. Und die ihn sogar soweit bringen zu sagen: „Für mich sind Menschen mit Behinderung keine Menschen zweiter Wahl.“

 

Was er meint: Der Abgang hätte längst behindertengerecht gestaltet werden sollen, damit Rollstuhlfahrer, Menschen mit Gehhilfe, aber auch Eltern mit Kinderwagen denselben einfachen Zugang zum Sportplatzgelände haben wie alle anderen. Doch derzeit sind dort lediglich zwei Schienen, die eher als hinderlich empfunden werden, da der Abstand für viele der Genannten unpassend ist. Durch sein Engagement im Pflegeheim ist Steinle bei Spazierfahrten selbst mit dem Problem konfrontiert worden, wie er erzählt.

Doch seine jahrelange Bemühungen für einen behindertengerechten Abgang hätten nichts bewirkt, klagt Steinle. Und das trotz mehrfachem Kontakt zur Stadt Schiltach und einer Unterschriftenaktion, an der sich mehr als 100 Menschen beteiligt hatten. „Ich gehe davon aus, dass meine Aktion nicht am Finanziellen gescheitert ist“, sagt Steinle. Für andere, wesentliche teurere Vorhaben stehe schließlich auch Geld zur Verfügung.

Die Vorgeschichte

Woran hakt es also tatsächlich? Ein Blick zurück: Bereits 2019 beschäftigte sich der Gemeinderat mit einem barrierefreien Abgang. Damals angefertigte Pläne zeigten jedoch, dass für einen flachen Abgang ein recht großes Bauwerk mit geschätzten Kosten von rund 160 000 Euro erforderlich sei. Zudem würde sich der Bau im Hochwasserbereich befinden, weshalb eine wasserrechtliche Genehmigung eingeholt und das verdrängte Volumen wiederum andernorts ausgeglichen werden müsse. Das Projekt wurde schließlich als unverhältnismäßig verworfen.

Im vergangenen Jahr war der Abgang ob der Unterschriftenaktion von Steinle erneut Thema im Rat. Stadtbaumeister Roland Grießhaber betonte damals die komplexe Sachlage, die einfache Lösungen erschwere. Das Thema sollte schließlich in der Klausurtagung des Gemeinderats noch einmal ausgiebig beraten werden, sobald sich alle Ratsleute die Lage vor Ort angeschaut haben, so der damalige Stand.

Die Erklärung der Stadt

Nun ist wieder ein Jahr vergangen. Wie ist der Stand jetzt? Bürgermeister Haas gibt im Gespräch mit unserer Redaktion zu, dass das Thema von der Prioriätenliste gestrichen worden sei – und verweist auf die Personalsituation: Im Bauamt habe es zwei Abgänge gegeben, so dass aus drei Technikern einer geworden sei. Zugleich habe mit dem Umbau der alten Grundschule in der Bachstraße 4 ein Mega-Projekt angestanden. Hinzu seien Einsätze gekommen, die keine Aufschiebung geduldet hätten, etwa durch den Felssturz am Hohensteiner Felsen, wo es „Gefahr im Verzug“ gegeben habe. Die Stadt habe also ein „Programm für drei“ mit nur einem Bautechniker bewältigen müssen. Er sei daher erst mal froh, dass der Betrieb nicht zusammengebrochen sei, betont Haas.

Was den Abgang am Sportplatzsteg angeht, sei man „bisher einfach nicht dazu gekommen“. Haas versichtert aber: Das Thema „wird wieder auf der Agenda stehen“, und verweist auf die nächste Klausurtagung. Und der Bürgermeister gibt schon einen Ausblick, wie eine Lösung aussehen könnte: Die jüngste Idee sei, den Steg auf der Sportplatzseite flussabwärts zu drehen, um so einen mehrere Meter langen, barrierearmen Abgang errichten zu können. Diese Lösung sei „deutlich eleganter mit weniger Aufwand“, betont Haas, der erneut deutlich macht, dass er von einem „riesen Betonklotz“ nicht viel hält.