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Ein Schritt in Richtung Präsenzunterricht wird an diesem Montag in den Grundschulen und Prüfungsklassen gemacht. Vor welchen Schwierigkeiten die Schulen gerade stehen, erklärt der Direktor der Loßburger Gemeinschaftsschule.

Loßburg - In den vergangenen Wochen und Monaten war es still in den Schulhäusern ohne Schüler. Für die und ihre Lehrer war die Zeit jedoch nicht weniger anstrengend als der normale Schulbetrieb in Präsenz. "Egal ob in der Grundschule oder bei den höheren Klassen, die Lehrkräfte leisten auch in Zeiten des Homeschoolings Enormes, um einen strukturierten Unterricht zu gewährleisten", sagt Schulleiter Thomas Gisonni. Er habe viele positive Rückmeldungen von Eltern erhalten.

Kommunikation mit Ministerium nach wie vor schwierig

"Sicherlich ist die Situation für die Familien nicht einfach und man kommt hier an die Grenzen. Insgesamt kann man aber sagen, dass die Schüler, bei denen es im Fernunterricht Schwierigkeiten gibt, ganz oft diejenigen sind, die im Präsenzunterricht ebenfalls ihre Schwierigkeiten haben." Das Hauptproblem liege momentan nicht in der Stoffvermittlung. Viel stärker seien die Auswirkungen im sozialen-emotionalen Bereich. "Es fehlen die Kontakte, die gemeinsamen Interaktionen", verdeutlicht der Schulleiter. "Wenn wieder ein Regelunterricht stattfinden wird, dann werden ganz dringend gemeinsame Feiern, Sportveranstaltungen und Ausflüge nachgeholt werden müssen."

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Ein kleiner erster Schritt in diese Richtung könnte der wiederbeginnende Präsenzunterricht in manchen Klassenstufen sein. Bei dem im Vergleich recht niedrigen Wocheninzidenzwert im Kreis Freudenstadt sei das durchaus einen Versuch wert, so Gisonni. "Ich selbst sehe mich allerdings nicht in der Lage, die Gefährlichkeit der Mutationen einzuschätzen und hoffe einfach, dass es gut geht und keine Varianten bei uns im Haus auftauchen."

Die Kommunikation mit dem Kultusministerium gestalte sich nach wie vor sehr schwierig, da Informationen nur häppchenweise an die Schulen weitergegeben werden und zahlreiche Fragen immer noch nicht geklärt seien. Fest stehe, dass nach den Ferien pro Woche zwei Jahrgangsstufen der Grundschule mit jeweils mindestens zehn Stunden in der Woche in geteilten Klassen unterrichtet werden. Zudem sollen auch die Prüfungsklassen in den Wechselunterricht kommen. Alle anderen Klassen sollen weiterhin im Fernunterricht versorgt werden.

"Für uns war nun eine große Herausforderung, einerseits zu gewährleisten, dass nicht zu viele Schüler gleichzeitig in der Schule sind, damit die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden können, andererseits dennoch den inzwischen gut strukturierten und funktionierenden Fernunterricht aufrecht zu erhalten", erklärt Gisonni den Spagat. "Nebenbei müssen wir auch immer noch eine Notbetreuung bis zur siebten Klasse anbieten. Das wird so natürlich um einiges personalintensiver." So werden in der ersten Woche nach den Ferien die Erst- und Drittklässler, in der zweiten die Zweit- und Viertklässler jeweils zwei Tage Präsenzunterricht genießen.

Prüfungen dürfen nun doch noch verschoben werden

"Besonders ärgerlich war für uns, dass wir wochenlang auf die Beantwortung von Fragen hinsichtlich der Abschlussprüfung warten mussten", beschwert sich der Schulleiter. Die Englisch-Kommunikationsprüfung für den Realschulabschluss sollte in der ersten Märzwoche stattfinden. Die Englischlehrer sehen hier die Prüflinge sehr stark benachteiligt, da die Kommunikationsmöglichkeiten des Präsenzunterrichts fehlen. Sie haben eine Verschiebung um zwei Wochen angeregt. "Diese Forderung kommt übrigens von mehreren Lehrerverbänden." Am vergangenen Donnerstagabend sei eine Mail gekommen, laut der es der Schule nun doch ermöglicht wird, die Prüfung nach hinten zu schieben. "Hier sind wir sehr erleichtert, denn alles andere wäre den Schülern nicht gerecht geworden. Nicht nachvollziehbar ist, weswegen man uns auf diese Auskunft so lange hat warten lassen und wieso alles in den Ferien nur unvollständig und tröpfchenweise ankommt", ärgert sich Gisonni. "Als Schulleitung ist man in den Ferien im Grunde dazu verdonnert, den ganzen Tag regelmäßig in die Mails zu schauen und dann immer wieder neu zu planen."

Lehrer können sich zwei Mal pro Woche kostenlos testen lassen

Bei allen Problemen, den Bildungsplan betreffend, dürfen die Corona-Regeln nicht vergessen werden. Das Masketragen und regelmäßigem Lüften empfanden Schüler wie Lehrer schon vor Weihnachten als "sehr aufreibend". In der aktuellen Situation noch gar nicht geklärt sei die Maskenregelung in der Grundschule. "Zudem wird eine regelmäßige Testung der Lehrkräfte erwähnt, aber hinter der Umsetzbarkeit stehen ein paar Fragezeichen", erklärt Gisonni. Am Mittwochnachmittag sei ein Schreiben mit Berechtigungsformularen für zwei kostenlose Testungsmöglichkeiten pro Woche für alle Lehrkräfte angekommen. In dem Schreiben wurden Möglichkeiten genannt, wo diese durchgeführt werden könnten.

"Gestern habe ich mit dem für unsere Schule zuständigen Loßburger Arzt Thomas Fischer gesprochen", erzählt der Schulleiter. "Eine Testung in Apotheken scheint seiner Ansicht nach nicht realisierbar, so wie sie vom Ministerium in Aussicht gestellt wurde. Allerdings erarbeiten wir gemeinsam eine für Loßburg sinnvolle Form, die bereits diese Woche startet."

Von der Werkrealschule und Realschule Oberes Kinzigtal sowie den Grundschulen Alpirsbach, Peterzell und Betzweiler-Wälde gab es bisher keine Rückmeldungen auf Fragen zum aktuellen Stand der Dinge. Angesichts gleicher Lage liegt jedoch nahe, dass die anderen Schulen mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind.