Jörg Kneißler schöpft jetzt wieder Hoffnung, dass sein untergetauchter Sohn Sebastian bald wieder bei ihm sein könnte. Foto: Hopp

Im Fall des verschwundenen Sebastian wird wieder ermittelt. Brief der Mutter aufgetaucht.

Loßburg - Hoffnung für die Familie Kneißler: Inzwischen gibt es neue Spuren im Fall des vermissten Sebastian. Die Mutter hatte ihn von einem Besuchstermin am 20. Mai 2011 nicht wieder zurückgebracht. Sie ist untergetaucht. Jetzt taucht ein Brief der Mutter auf, und die Ermittlungen werden wieder aufgenommen.

Das Gericht war bisher davon ausgegangen, dass die Mutter mit dem kleinen Sebastian nach Rumänien untergetaucht ist. Das alleinige Sorgerecht hat Vater Jörg Kneißler. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen "Entziehung Minderjähriger", stellte das Verfahren im Juni 2011 allerdings ein.

Frank Grundke, Sprecher der Staatsanwaltschaft Rottweil: "In den letzten Tagen wurden die Ermittlungen wieder aufgenommen. Es gibt neue Hinweise, die helfen können, den Aufenthaltsort der Mutter herauszufinden."

Brief wurde in Deutschland abgesendet

Grundke: "Bei der Verbringung ins Ausland ist die Entziehung Minderjähriger ein Straftatbestand, der mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden kann."

Befindet sich die Mutter mit Sebastian doch in Deutschland? In einem Brief mit Poststempel vom 24. Oktober 2011 wendet sich die verschwundene Mutter an ihre Eltern. Abgesendet wurde der Brief in Deutschland.

Postsprecher Hugo Gimber: "Anhand des Poststempels können wir herausfinden, in welchem Briefzentrum er eingeliefert wurde."

In diesem Brief schildert die Mutter, dass es dem kleinen Sebastian gut gehe. Er habe zugenommen und beide hätten viel Spaß.

Zur Kindesentziehung schreibt die Mutter in diesem Brief direkt an Jörg Kneißler, den Vater. Er ist Schlosser. In dem Brief heißt es: Niemand habe gesehen, wie Sebastian unter dem Streit um die Scheidung gelitten habe. Wörtlich dann: "Deshalb habe ich diesen Schritt (das Untertauchen, d. Red.) gemacht und habe meinen Sohn genommen und bin gegangen."

Mit diesem Brief und den anderen Hinweisen dürften sich die Ermittlungen zunächst auf Deutschland konzentrieren. Dabei sind die Chancen nicht schlecht, die Mutter aufzuspüren.

Die Ermittlungen gegen die untergetauchte Mutter und den kleinen Sebastian sind das schlimme Ende einer Ehe. Nach einem Streit übers Geld hatten sich Jörg Kneißler und die Mutter von Sebastian getrennt. Nachdem der kleine Sebastian Anfang 2010 mit 0,97 Promille Alkohol ins Krankenhaus eingeliefert worden war, kam er zu einer Pflegefamilie.

Dann sprach das Familiengericht Freudenstadt im Mai 2010 Jörg Kneißler das alleinige Sorgerecht für den kleinen Sebastian zu. Er brachte seinen Sohn immer zu den Besuchsterminen zu der Mutter, bis diese im Mai 2011 spurlos verschwand. Die Ermittler waren davon ausgegangen, dass die Mutter nach Rumänien abgetaucht war. Dort stammen ihre Eltern her.

Für die Kneißlers ist der jetzt aufgetauchte Brief ein Stück Hoffnung. Jörg Kneißler: "Es ist das erste Lebenszeichen seit einem halben Jahr. Es beruhigt mich zu lesen, dass es ihm offenbar gut geht. Wir haben so lange gewartet, und nichts passierte. Mit den neuen Ermittlungen haben wir wieder Hoffnung, den kleinen Sebastian vielleicht bald wiederzusehen."