Prächtige Gespanne gingen beim Internationalen Traditionsfahren auf die Strecke. Foto: Waltraud Günther

Internationales Traditionsfahren. Mehr als 40 Gespanne am Start. Höhepunkt Wettbewerb am Sonntag.    

Loßburg-24-Höfe - Ein erstklassiges und international besetztes Ereignis fand am Wochenende im sonst eher beschaulichen 24-Höfe statt: Auf dem Gelände rund um den Mönchhof lebte eine alte Epoche der Fahrkultur wieder auf.

Gemeinsam mit Tochter Julia Dehner und dem Pferdezuchtverband Sachsen-Thüringen hatte Albrecht Mönch das sechste Internationale Traditionsfahren organisiert. Höhepunkt dieses Treffens war am Sonntag ein Wettbewerb für Einspänner, Zweispänner, Tandem, Dreispänner, Einhorn und Viererzüge.

Wobei es bei dieser einzigartigen Veranstaltung sicherlich nicht nur einen Höhepunkt gab. Je nach Vorlieben boten sich eine Fülle höchst unterschiedlicher Höhepunkte und interessante Einblicke in die faszinierende Welt der Fahrkultur der Belle Époque. Dazu gehörten in erster Linie prächtig ausgestattete und bestens renovierte alte "Wagen", die in ihren jeweiligen Klassen auf der Rundfahrt rund um 24-Höfe und auf der Wettbewerbsstrecke zu bewundern waren. 41 Wagen aus Frankreich, der Schweiz, Österreich und ganz Deutschland waren am Start – Phateons, Dogcarts, Spider, Landauer, Buggy und bei den Vierspännern Break, Drug und Coach.

Unbedingt dazu gehören auch die Geschirre von feinster Qualität, viele davon von der Fahrsport-Sattelei Mönch gefertigt. Was wäre aber der Fahrsport ohne die hervorragend gepflegten und harmonisch zueinander passenden Kutschpferde?

Besitzer erkannte man am grauen Zylinder

Das "Sahnehäubchen" waren die Teilnehmer selbst, die in authentischer Garderobe der 1900er-Jahre erschienen waren, teilweise mit allen Accessoires. Standesunterschiede konnte man anfangs des 20. Jahrhundert auf den ersten Blick erkennen: Ein grauer Zylinder kennzeichnete den Besitzer, Fahrer oder sonstige Mitreisende trugen einen in Schwarz. Auch durch die Sitzplätze ergeben sich eindeutige Zuordnungen: Die hinteren Bänke – ohne Lehne – waren den Bediensteten vorbehalten. Hinten saßen auch die Coachhornbläser mit ihren langen Blasinstrumenten, die die Kutsche von weitem durch laute Signale ankündigten.

Eindrucksvoll zu beobachten war die Mode der Belle Époque. Da waren Kostüme und Kleider oder Anzüge mit Samtkragen und Gehröcken zu sehen. Die Damen flanierten in prächtigen Hüten aus Gründerzeit und Jugendstil, teilweise opulent verziert mit Federn und Hutnadeln, während die Herren je nach Anlass Zylinder, Melone und vor allem "Kreissägen" jeglicher Art trugen.

Mitfahrende Knaben mussten zum gestärkten Hemdchen eine Fliege erdulden, während die Damen als Utensilien eher Schirme und Handtaschen mit sich führten.

Wer sich in diesem Stil einkleiden wollte, für den boten sich an Verkaufsständen rund um den Mönchhof reichlich Möglichkeiten. Modistenmeisterin Johanna Schimpfle-Pittrich war mit einer großen Auswahl edler Kopfbedeckungen samt kleiner Werkstatt angereist und wurde dicht umlagert. Im Wettbewerb zählte beim allgemeinen Eindruck auch der Einklang der Farben des Wagens und der Kleidung der Passagiere.

Ein Kriterium war auch der Zustand der Pferde, deren Pflege, Sauberkeit und Beschläge. Dazu kamen der Allgemeinzustand des Geschirrs sowie die Harmonie zwischen Pferd und Wagen. Großen Wert wurde auch auf die Originalität des Wagens und authentisches Zubehör wie Kutschlaterne, Korb und das Baujahr der Kutschen gelegt.

"Bronzenes Wagenrad" für Albrecht Mönch

Beim Fahrer wurden sowohl Hut, Handschuhe, Kniedecke, sein Sinn für Accessoires als auch die gekonnte Leinenführung bewertet. Weitere Kriterien wie Grüßen, Gehorsam, Wendung, Leinenhaltung, die die Gespanne in Bewegung umfassten, sowie die Passform und Verschnallung der Geschirre kamen hinzu. Abwechslungsreich für Teilnehmer und Zuschauer war das Programm des dreitägigen Treffens.

So fand bereits am Freitag eine Präsentation der Schweren Warmblüter und der englischen Wagen statt. Kleidung wie auf der Kutsche war am "Englischen Abend" in der Mönchhof-Festscheune erwünscht.

Eine Ausfahrt der Coaches und Breaks und die Präsentation der Gespanne vor den internationalen Richtern sowie ein Gesellschaftsabend – wiederum in festlicher und authentischer Kleidung – bildeten den Höhepunkt des Programms am Samstag, während die vielen Zuschauer am Sonntag die Streckenfahrt über 21,8 Kilometer und einen Geschicklichkeitsparcours mit zehn Hindernissen zu sehen bekamen.

Bürgermeister Christoph Enderle zeigte sich stolz auf "das schönste Traditionsevent in ganz Deutschland". Hauptorganisator Albrecht Mönch erhielt das "bronzene Wagenrad", die höchste Auszeichnung des Deutschen Reiter- und Fahrverbands, für seine Verdienste rund um den Fahrsport und die Erhaltung der alten Fahrkultur.