Nachhaltiger und effektiver kann Stadtreinigung nicht funktionieren: Theo Graf und seine Enkelin Lina sind gemeinsam mit ihren Fahrrädern in Loßburg unterwegs, um für Ordnung rund um die Buswartehäuschen und Containerstandorte zu sorgen. Foto: Günther Foto: Schwarzwälder Bote

Umwelt: Theo Graf ist rund um Loßburg unterwegs / Ab 10 000 Kilometer steht der Tacho wieder auf Null

Wenn immer möglich, ist Theo Graf rund um Loßburg mit dem Fahrrad unterwegs. Allerdings weniger aus sportlichen Gründen oder weil dies sein großes Hobby ist.

Loßburg-24-Höfe/Sterneck. Der rüstige Rentner übt seit sechs Jahren eine Nebenbeschäftigung aus, für die er stets in und um 24-Höfe, Sterneck und Loßburg unterwegs ist. Denn Graf ist Fronmeister von 24-Höfe und Sterneck, und zusätzlich ist er als "Mann für Ordnung" zuständig für alle Loßburger Buswartehäuschen und die Standorte der Abfallcontainer.

Begleitet wird Graf in den Schulferien häufig von seiner Enkeltochter Lina. Zusammen radeln die beiden dann, er mit seinem Pedelec samt dem zum Werkzeug- und Transportanhänger umfunktionierten alten Fahrradanhänger, sie mit ihrem Jugendrad, von Einsatzort zu Einsatzort.

Großvater und Enkelin: ein eingespieltes Team

Wer genau hinsieht, bemerkt, welch’ eingespieltes Team Großvater und Enkelin sind: Da steht Lina bereits mit der großen Kehrschaufel bereit, wenn Opa Theo zum Besen mit dem Teleskopstiel greift, da zücken beide flink ihre Greifzangen, um die Zigarettenkippen rund um das Buswartehäuschen zu beseitigen.

Bewundernswert ist, dass Graf trotz der permanenten Unordnung, die er in seinem Minijob beseitigen muss, heiter und gelassen bleibt. So erklärt er pragmatisch: "Wenn ich mich über den vielen Müll aufregen würde, den ich immer finde, könnte ich das Geschäft nicht machen." Trotzdem hat er sich natürlich eine Meinung über die Schlampereien und das rücksichtslose Verhalten derjenigen gemacht, deren Unrat er fortlaufend beseitigen muss: "Wenn die Leute über die Jugend an den Buswartehäuschen schimpfen, weise ich sie immer auf die Containerplätze hin. Denn dort sind keine Jugendlichen, und es sieht auch oft schlimm aus." Dass an beiden Standorten sehr viele Zigarettenkippen liegen, nimmt er gelassener hin als seine Enkeltochter – und ist schon wieder dabei, diese aufzusammeln.

Andere Aufgaben hat er dagegen als Fronmeister in 24-Höfe und Sterneck. Zwar ist er auch hier für die Buswartehäuschen und Containerstandorte zuständig, zusätzlich muss er dort aber entlang der Wege die Wasserläufe kontrollieren, den Unrat oder Glasscherben auflesen und für Ordnung rund um die Stern-ecker Grillhütte sorgen. Nebenbei repariert er kaputte Sitzbänke und sorgt für Ordnung rund um den Friedhof. Alles, was ihm bei seiner wöchentlichen Runde durch die Teilgemeinden auffällt, wird zügig erledigt, hoch auf seinem Fahrrad kann er dabei alles bestens überblicken. "Und wenn ich unterwegs Abfall sehe, nehme ich den auch gleich mit", berichtet er.

Ursprünglich bewirtschaftete Graf, dem man seine 71 Jahre nicht ansieht, zusammen mit seiner Frau Martha den Deisle-Hof auf dem Äußeren Vogelsberg in 24-Höfe, seit vielen Jahren allerdings schon nur noch im Nebenerwerb: "Mit mir gibt es auf unserem Hof noch neun Rindviecher", scherzt er, und die Enkelin ergänzt: "Und dazu noch Hühner, eine Kuh für die Milch und im Winter Schweine." Im Hauptberuf arbeitete Theo Graf bis zu seiner Pensionierung für die Wittendorfer Bank. Dort war er neben dem Schaltergeschäft auch für das angegliederte Lagerhaus für Futtermittel, Dünger und Gartenartikel zuständig. Seit 2011 ist er im Ruhestand, seit 2013 hat er als "radelnder Fronmeister" einen Minijob bei der Gemeinde Loßburg übernommen. Natürlich hat Graf auch ein Auto. Das benutzt er fast nur im Winter oder wenn er große Sachen transportieren muss.

Wie viel Fahrradkilometer er während seiner bisherigen Zeit als Fronmeister und "Mann für Ordnung" bereits zurückgelegt hat, weiss er nicht genau. Er hat sein E-Bike zu Beginn seiner Fronmeistertätigkeit gekauft. Weil sich der Kilometerzähler allerdings nach 10 000 Kilometern wieder auf Null stellt, kann er nicht sagen, wie viel er gefahren ist. Mit seinem kleinen Rentnerjob, pro Monat werden ihm hierfür 17 Arbeitsstunden berechnet, ist Graf zufrieden, gibt es dabei doch immer nette Erlebnisse und Begegnungen. Da sind zum einen die vielen Passanten, die ihn freundlich grüßen und einige Worte mit ihm wechseln. Er berichtet aber auch von einem Bewohner des Seniorenheims, der ihm fürs Saubermachen des Bushäuschens zwei Euro schenken wollte und der inzwischen sein Freund geworden ist.

Überhaupt macht Graf seine Arbeit viel Freude: "Ich mache es gerne, vor allem auch, weil ich mir meine Zeit einteilen kann wie ich will." Dass das wirklich so ist, beweist er auch mit seiner schlagfertigen Erwiderung auf die Frage eines Nachbarn. Der hatte ihn gefragt: "So, gehst Du wieder zum Geld verdienen?" Grafs Antwort: "Nein, zum Zeitvertreib".