Interview: Wie der Landtagskandidat der Freien Wähler sein Ergebnis bewertet
Loßburg/Freudenstadt. Das Wahlergebnis von Hartmut Eberhardt (Freien Wähler) war eine der Überraschungen bei der Landtagswahl am Sonntag im Kreis Freudenstadt. Sttatliche 4,5 Prozent holte der Loßburger Handwerksmeister und Gemeinderat für seine Partei.
Herr Eberhardt, haben Sie mit diesem Ergebnis gerechnet?
Im Grunde ja, ich hatte mir sogar eher etwas mehr erhofft. Ich bin nicht enttäuscht, sondern sehr wohl zufrieden. Aber man geht in eine Wahl, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen. Man muss eine Vision haben, sonst braucht man nicht anzutreten. Und das Ziel waren sechs oder sieben Prozent für mich und natürlich die fünf-Prozent-Hürde für die Freien Wähler zu schaffen.
Woran ist es gescheitert?
Wir waren auf Landesebene zu unbekannt. In den ländlichen Gegenden haben die Freien Wähler mehr Stimmen gesammelt. Vermutlich haben sich die meisten Wähler auf die großen Parteien festgefahren. Auch war es eine Persönlichkeitswahl. Die Leute wollen Kretschmann.
Wie kam es zu Ihrer Kandidatur?
Ich wurde direkt von meiner Partei angesprochen. Ein Gremium hat in den Kreisen nach Kandidaten gesucht und festgestellt, dass ich politisch recht aktiv bin. In Loßburg bin ich auch im Gemeinderat.
Und dort engagieren Sie sich nun auch weiterhin?
Ja, es bleibt jetzt alles beim Alten. Das große Ziel ist es, nun auf den 4,5 Prozent aufzubauen und die Freien Wähler bis zur nächsten Wahl zu etablieren.
Die nächste Wahl ist die Bundestagswahl. Treten Sie da wieder an?
Nein, da werde ich nicht der Kandidat sein. Das wäre nicht glaubwürdig. Ich bin regional verwurzelt. Für die Bundesebene sind andere die Richtigen. Mir war es immer wichtig, nah am Bürger dran zu sein. Man hört oft: "›Die da oben sind so weit weg." Mir ist alles mit regionalem Bezug wichtig: Wohnraum, Mobilfunk, Infrastruktur, Ärzteversorgung und alles, was die Bürger bewegt und die ländliche Region stark macht. Aber eines möchte ich dazu sagen: Dass wir teils konservativere Themen haben, bedeutet nicht, dass wir rechts ausgerichtet sind. Daher möchten wir in keinster Weise mit der AfD in Verbindung gebracht werden. Unsere Parteimitglieder sind, auch auf kommunaler Ebene, sehr gemischt. Wir sind keine Einheitspartei, sondern bestehen ebenso aus eher linken wie aus eher rechten Denkern und solchen, die die Mitte vertreten.
Was sagen Sie zum Ausgang der Landtagswahl insgesamt?
Enttäuscht bin ich von der geringen Wahlbeteiligung. Man hört viele Leute schimpfen, aber wählen gehen sie dann auch nicht. Sie wissen nicht, was sie wählen sollen, weil diese Zeit von Unsicherheit geprägt ist. Keiner weiß momentan, was Sache ist. Aber eins steht fest: Die Bürger wollen Veränderungen. Deswegen wäre es wohl nicht wünschenswert, wenn koalitions-technisch alles beim Alten bleiben würde.
Was wäre Ihre Wunsch-Konstellation?
Etwas anderes als Schwarz-Grün. Eine neue Konstellation brächte eine andere Regierungskultur mit neuen Schwerpunkten. Die Freien Wähler haben gemerkt, dass es gerade einseitig in eine Richtung geht und neue Ideen kaum noch gehört werden. Daran wollten wir etwas ändern.
n Die Fragen stellte Katja Fuchs
Loßburg: 501 Stimmen, 13,4 Prozent (Ortsteile: Schömberg: 31,9 Prozent; Wittendorf: 15,2 Prozent; Sterneck: 13,5 Prozent; Lombach: 13,1 Prozent; Wälde: 12,4 Prozent; Härlen: 12,4 Prozent; Loßburg: 12,3 Prozent; Rodt: 12 Prozent; Höfe: 9,1 Prozent; Betzweiler: 7,6 Prozent; Briefwahl: 13,4 Prozent); Freudenstadt: 379 Stimmen, 4.1 Prozent; Glatten: 84 Stimmen, 7,2 Prozent; Grömbach: 13 Stimmen, 6.1 Prozent; Alpirsbach: 160 Stimmen, 5,5 Prozent; Waldachtal: 137 Stimmen, 5 Prozent; Pfalzgrafenweiler: 152 Stimmen, 4,6 Prozent; Dornstetten: 149 Stimmen, 4,4 Prozent; Schopfloch: 60 Stimmen, 4,4 Prozent; Bad Rippoldsau-Schappbach: 45 Stimmen, 4 Prozent; Baiersbronn: 232 Stimmen 3,5 Prozent; Eutingen im Gäu: 95 Stimmen, 3,3 Prozent; Empfingen: 60 Stimmen, 3,1 Prozent; Horb: 294 Stimmen, 2,6 Prozent; Wörnersberg: 2 Stimmen, 2,5 Prozent; Seewald: 26 Stimmen, 2,5 Prozent