Die Grundschule der Gemeinschaftsschule Loßburg besuchen 159 Kinder.Foto: Frey Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Loßburger Schulen berichten über ihre Arbeit im vergangenen Jahr / Sozialarbeiter gewährt Einblicke in seinen Alltag

Im kommenden Jahr machen die ersten Realschüler an der Gemeinschaftsschule Loßburg ihren Abschluss. Warum die Schulart in den Teilorten noch immer ein schlechtes Image hat, können sich weder Gemeinderat noch Schulleiter erklären.

Loßburg. In der jüngsten Gemei nderatssitzung in Loßburg standen die Schulen im Fokus. Den Auftakt machte Thomas Gisonni, Rektor der Gemeinschaftsschule Loßburg und Gemeinderat für die FWV. An der Grundschule werden aktuell 159 Schüler unterrichtet, in der Gemeinschaftsschule sind es 274. Dafür stehen insgesamt 42 Lehrkräfte zur Verfügung, darunter fünf Gymnasiallehrer.

Pflichtunterricht wird vollständig abgedeckt

Der Großteil der Schüler kommt aus Loßburg und dem Umland, aber auch aus Freudenstadt, Alpirsbach und Dornhan pendeln sie ein. Ausbaufähig seien, so Gisonni, die Anmeldungen von Schülern aus den Loßburger Teilorten, besonders aus Betzweiler und Lombach. Daraus ergab sich im Gemeinderat eine lebhafte Diskussion über die Gründe für die teilweise noch nicht befriedigende Akzeptanz der Gemeinschaftsschule in den Teilorten.

Werner Faulhaber (FWV) betonte, er stehe voll hinter dieser Schulart und könne die Ablehnung nicht nachvollziehen. Eine Erklärung für das schlechte Image hatte auch Schulleiter Gisonni nicht parat, für ihn und sein Kollegium sei die Diskussion in der Öffentlichkeit über die Schule nicht nachvollziehbar. Er hofft, dass sich die Situation mit dem ersten Abschluss der Realschüler im nächsten Jahr verbessert.

Gemeinderätin Annette Bachmann (FWV) bestätigte als Mutter einer Schülerin an der Gemeinschaftsschule, dass sie mit der Arbeit vollkommen zufrieden sei und verwies auf den Großteil der Schüler, die nach ihrem Abschluss auf weiterführende Schulen überwechseln.

Thomas Gisonni ging auch auf einige Projekte an seiner Schule ein. Seit Jahren werden hier im Bereich der Berufsorientierung Unterstützungsangebote gemacht. Ein Kooperationspartner ist die Firma Arburg, die als Bildungspartner Bewerbertrainings durchführt. In der Kooperation mit der Eduard-Spranger-Schule konnten sich die Neuntklässler mit Sprangerschülern im Rahmen eines "Speeddatings" austauschen.

Etabliert hat sich auch eine Bläserklasse unter der Leitung von Katrin Springmann, die bei vielen Veranstaltungen im vergangenen Jahr auftrat. Auch gibt es Schulpartnerschaften mit den Städten Anse und Harta. Die Bereitschaft, Austauschschüler aufzunehmen, sei jedoch deutlich gesunken.

Den Bericht über die Grundschule Betzweiler-Wälde/24-Höfe stellte der Hauptamtsleiter, Claus Sieß, vor. Derzeit besuchen 41 Schüler die Grundschule. Sie werden von vier Lehrerinnen und zwei Religionsfachkräften unterrichtet. Die Kernzeitbetreuung findet im Kindergarten Sonnenwiese statt. Der Pflichtunterricht wird vollständig abgedeckt, es gibt keine Unterrichtsausfälle.

Besondere Einrichtung für in Lombac

Auch an dieser Schule gibt es eine Bläserklasse in Zusammenarbeit mit dem Musikverein Betzweiler und der Musikschule Schramberg. Bürgermeister Christoph Enderle wies auf die langjährige Unterstützung durch den Hofbauernhof in Schömberg hin. Täglich wird von dort für die Kinder kostenfreies ein reichhaltiges Frühstück angeliefert.

Die Grundschule in Wittendorf-Lombach wurde von den beiden Lehrerinnen Anke Lehmann und Kathrin Braun vorgestellt. Seit Jahren ist die Anzahl der Schüler relativ konstant mit etwa 30 Kindern. Durch eine Vielzahl von Erstklässlern im Herbst 2019 sind es derzeit sogar 44, die in drei Klassen von insgesamt sechs Lehrkräften unterrichtet werden.

Aktuell wird das Schulhaus in Lombach grundrenoviert. Im Februar haben die Arbeiten an der Fassade, den Fenstern und am Dach begonnen und die Bauarbeiten seien bereits gut vorangekommen, so die beiden Lehrerinnen.

Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal der Schule ist der Sitz der Hector Kinderakademie. Sie deckt damit den gesamten Westkreis ab, eine weitere Akademie gibt es im Kreis Freudenstadt nur noch in Horb. Aktuell hat die Akademie in Loßburg 177 Teilnehmer. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um sehr begabte und hochmotivierte Kinder, die eine Empfehlung ihrer jeweiligen Schule für die Hector Akademie erhalten. Der Schwerpunkt liegt in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Für das gesamte Kursangebot stehen aktuell 24 Dozenten zur Verfügung.

Über seine Arbeit als Schulsozialarbeiter berichtete Peter Krause. Er ist an allen drei vorgestellten Schulen tätig. Seine Schwerpunkte liegen in der Einzelberatung, dem Sozialtraining und der Gewalt-und Suchtprävention. Zur Einzelberatung kommen die Schüler in der Regel freiwillig, eventuell auch durch die Empfehlung von Lehrern. Das Sozialtraining ist laut Krause eher im Klassenkontext verankert. Hier geht es um sogenannte Störer, häufig Gruppen von vier bis fünf Schülern. Wichtigste Aufgabe für Krause ist hierbei, die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern und Rituale zur Pflege der Klassengemeinschaft zu schaffen.

Starker Anstieg der Scheidungsrate

Eine Veranstaltung im Rahmen der Gewaltprävention sei ein Vortrag von Christoph Rickels an der Gemeinschaftsschule gewesen. Rickels war vor mehreren Jahren nach einem Faustschlag ins Koma gefallen. Viele Fähigkeiten musste er erst wieder völlig neu lernen, er leidet aber immer noch unter verschiedenen Beeinträchtigungen. Heute ist er als Botschafter für Gewaltfreiheit und ein friedliches Miteinander unterwegs. Sein Programm "first togetherness" gilt als anerkanntes Gewaltpräventionsprogramm.

Weitere Schwerpunkte seiner Arbeit sieht Krause in der Weiterentwicklung sozialer Kompetenzen, einer Verbesserung des Demokratieverständnisses und der Einzelfallhilfe in Krisensituationen. Im Gremium tauchte außerdem die Frage nach seiner Präsenz in Corona-Zeiten auf. Peter Krause berichtet von außergewöhnlich vielen Hausbesuchen und auch regelmäßigen Sprechstunden in den Schulen. Die Nachfrage sei aktuell groß. Er wusste von einem sehr hohen Anstieg der Scheidungsrate zu berichten.