Die lang geplante Ortsdurchfahrt durch Betzweiler wird nun in Angriff genommen. Foto: Fuchs

Erneuerung der Ortsdurchfahrt für rund 1,64 Millionen Euro. Erschließungskostenlage teilweise noch ungeklärt.

Loßburg - Die Ortsdurchfahrt Betzweiler wird, beginnend ab der Kreuzung Dornhaner Straße/Alte Steige bis zur Abzweigung Sommerhaldenstraße saniert. Die Anwohner freuen sich auf ausgebaute Gehsteige. Sauer stößt ihnen jedoch auf, dass sie für diese vielleicht noch zur Kasse gebeten werden könnten.

Bürgermeister Christoph Enderle spricht von einem historischen Tag. Seit 1986 gebe es Planungen, die Ortsdurchfahrt Betzweiler voranzubringen. Die Schlaglöcher in der Straße sind seither nicht kleiner geworden. Nun ist er da, der Tag der Bauanlaufbesprechung mit den Bürgern in der Heimbachhalle Betzweiler. Vertreter vom Regierungspräsidium Karlsruhe, unter dessen Auftrag die Sanierung erfolgt, Mitglieder des Planungsbüros Kirn als Bauleiter und von der ausführenden Baufirma Strabag sind ebenso gekommen, wie die Vertreter der Gemeinde.

Straße wird verbreitert, neue Bordsteine gebaut

Die L 412, genauer die Ortsdurchfahrtsstraße von Betzweiler, wird in zwei Abschnitten saniert, wie Tobias Rau vom Planungsbüro erklärt. Auf dem einen Abschnitt, nämlich auf den letzten 450 Metern vor der Einmündung Sommerhaldenstraße, werde der Asphalt ausgebaut. "Der Bordstein bleibt drin, die Asphaltschichten werden erneuert und es kommt ein Regenwasserkanal dazu", sagt Rau.

Komplizierter werde es im anderen Abschnitt, also dem Rest der Ortsdurchfahrt bis zur Kreuzung Dornhaner Straße/Alte Steige. Da wird die Straße komplett erneuert. "Wir gehen auch in den Untergrund, bis zur Schotterschicht, die den Asphalt hält." Auch Wasserschächte mit Hausanschlüssen sowie Leerrohre für den Breitbandausbau werden verlegt. Den Abschluss macht die neue Straßenbeleuchtung.

Beginnend bei der Kreuzung Dornhaner Straße wird die Ortsdurchfahrt verbreitert. Eine sechs Meter breite Straße und 1,5 Meter breite Gehsteige sind geplant. Auch die Bushaltestellen werden saniert. "Die Straße ist auch Schulweg. Wir versuchen, eine Situation zu schaffen, mit der Fußgänger sicher am Straßenrand entlang laufen können", erklärt der Planer. Die Gehsteige werden den Straßenrand entlang durchgehend zumindest einseitig gepflastert, nur streckenweise müssen Fußgänger in die Parallelstraßen zur Hauptstraße ausweichen.

Die Sanierung hat zur Folge, dass der Bodenbelag einige Zentimeter höher sein könnte als zuvor. "Aber keine Sorge", beruhigt Rau die Anwohner. Die Kosten für Anpassungen, die an den Grundstücken vorgenommen werden müssen, trage das Regierungspräsidium als Verursacher. "Nur wenn Sie es für nötig halten, die Wasseranschlüsse auf Ihrem Privatgrundstück im Zuge der Sanierung auch gleich noch erneuern zu lassen, dann müssen Sie das natürlich auf eigene Kosten tun", erklärt er.

Rathaus auf der Suche nach alten Protokollen

"Für alles, was bei den Straßenbauarbeiten gemacht wird, entstehen uns Anwohnern also keine Kosten?", will ein Hausbesitzer aus der Alten Landstraße genau wissen. Bürgermeister Enderle schaltet sich ein, denn eines will er den Bürgern nicht vorenthalten: "Das Erschließungsbeitragsrecht ist an manchen Stellen blöd." Seit einem Jahr versuche er, eine Antwort vom Landratsamt in Bezug auf die Erhebung dieser Beiträge zu bekommen. Dabei geht es explizit nur um die Gehsteige. "Müssen wir für deren Ausbau Erschließungsbeiträge erheben? Und wenn ja, wie viel und von wem?", seien seine Fragen gewesen. Das Landratsamt wiederum kann nur eine Aussage treffen, wenn es weiß, ob die Gehsteige zum ersten Mal ausgebaut werden.

"Betzweiler war früher eigenständig und wurde dann bei Loßburg eingegliedert", erklärt der Bürgermeister. "Die Protokolle wurden Mitte des vorigen Jahrhunderts außerdem noch an der Schreibmaschine geschrieben." Das alles habe dazu geführt, dass das ein oder andere im Bürokratiewust untergegangen sei. Im Klartext: "Wir müssen die Protokolle finden. Sonst können wir nicht sagen, ob die Straße schon vollständig erschlossen ist. Finden wir die Unterlagen nicht mehr, müssen wir die Beiträge für die Gehsteige bei den Anwohnern erheben." Trete der Fall der Fälle ein, sei noch lange nicht gesagt, dass alle Anwohner betroffen seien, auch das müsse erst geprüft werden. Ein Raunen geht durch die Menge. "Noch vor einem Jahr hieß es, wir zahlen für diese Straße nichts!", regt sich ein Bürger auf. "Das hätte man uns früher sagen können und nicht erst eine Woche bevor die Bagger anrollen." Enderle hält die Bürger an, ruhig zu bleiben, solange noch nichts feststehe. Er habe lediglich gesagt, er könne nicht versprechen, dass die Gehwege gar nichts kosten.

So oder so, die neuen Bordsteine werden kommen, nämlich zusammen mit der neuen Straße. Ein paar Anwohner bedauern, dass keine Radwege gebaut werden. Die sind in der Planung nämlich nicht vorgesehen.

Die Arbeiten selbst werden in vier Abschnitten erledigt, wie die Vertreter der Baufirma erklären. In allen Abschnitten wird von unten nach oben gebaut, also von den unterirdischen Leitungen und Kabeln bis hoch zur Asphaltschicht. Der erste Abschnitt, der auch die Bushaltestellen nahe der Kreuzung Dornhaner Straße/Alte Steige umfasst, wird im Winter gemacht. Abschnitt zwei, das Mittelstück, soll bis April fertig werden. Abschnitt drei reicht bis kurz vor die Einmündung Sommerhaldenstraße, die frei gelassen wird, damit die Anwohner noch in ihre Straßen kommen. Erst in einem sehr kleinen, vierten Abschnitt, bildet die Einmündung selbst den Abschluss. Bis dahin sollte es etwa Juli 2021 sein.

Abschluss der Arbeiten im Sommer 2021

Gearbeitet werde in Vollsperrung der Abschnitte, so die Mitarbeiter der Baufirma. Gewährleistet werde jedoch, dass die Anwohner immer – zumindest zu Fuß – zu ihren Häusern kommen. Wie Vollsperrungen das mit sich bringen, muss für das eigene Auto zeitweise ein anderer Stellplatz gefunden werden.

"Sie alle kennen sicherlich das Streckenstück zwischen Betzweiler und Wälde, auf dem lauter Schlaglöcher sind und die Leitplanke abgerutscht ist", sagt Bürgermeister Enderle. Dieses Streckenstück nahe Wälde werde im Laufe der Sanierung auch gleich noch instand gesetzt, voraussichtlich in den Pfingstferien. "Böschung und Straßen werden stabilisiert, damit die Leitplanke wieder da ist, wo sie hingehört", erklärt Rau das Sanierungsstück, das nicht mehr zur Ortsdurchfahrt gehört. Wenn alles gut verlaufe, seien die Sanierungsarbeiten im Sommer des kommenden Jahres abgeschlossen. Die Gesamtkosten der Arbeiten betragen rund 1,64 Millionen Euro. Hiervon trägt das Land rund 1,2 Millionen Euro.