Auch die evangelische Kirche war zu besichtigen. Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Tag der offenen Tür im Schmidsjerger- und Gerberhof

Loßburg-Betzweiler. Rege strömten die Besucher am Tag des offenen Denkmals hinauf zum Schmidsjerger- und Gerberhof. Die renovierten alten Häuser waren mit Sonnenblumen und Strohballen dekoriert worden. Die Hausherren Verena und Ernst Föttinger mit ihren Töchtern begrüßten jeden Gast persönlich.

Das mache es aus, meinte einer der Gäste, alles so schön und so persönlich. Man sei halt doch dem Land noch sehr verbunden, deswegen wolle er sich das ansehen, meinte ein Besucher aus Baiersbronn. Und überhaupt brachten die alten Gemäuer die Erinnerungen manches Besuchers an den Tag, wie das Flachsbrechen auf dem heimischen Hof.

Wie schön das war, und dass alle geholfen hatten und auch die bitterarmen Nachbarinnen seien immer dabei gewesen und nach der Arbeit habe es immer Apfelküchlein gegeben, in Schmalz ausgebacken, kam manch einer ins Schwärmen.

Beeindruckend war die Kornscheune mit dem Zimmer des Knechts oder der Magd. Karg und kalt, aber wenigstens mit kleinem Fenster. Auch ein kleiner Ballen handgewebter Leinenstoff konnte befühlt werden. Und dass an jeder Tür unten ein Loch war, zeigte die durchdachte Lebensweise der Menschen damals: Die Katze musste sich in der Kornscheuer frei bewegen können, sollte sie doch der Mäuse Herr werden.

Der Schmidsjergerhof ist bereits fertig renoviert und wird heute als Ausstellungsräume genutzt. Im ehemaligen Kuhstall und den darüberliegenden Wohnräumen findet momentan eine sehenswerte Ausstellung mit den Gemälden von Otto und Walter Pippel und den Aquarellen von Lore Pippel-Föttinger statt.

Der Gerberhof ist von außen weitgehend fertig renoviert und soll im nächsten Jahr beim Tag des offenen Denkmals auch innen besichtigt werden können. In beiden Häusern wohnen heute Töchter der Föttingers. Aber nicht nur die alten Höfe konnten am Tag des offenen Denkmals in Betzweiler besichtigt werden, auch die expressionistische evangelische Kirche hatte den ganzen Nachmittag offen. Die Besucher bekamen dort Kaffee und Kuchen.

Die Kirche mit ihrem eindrucksvoll leuchtenden Buntglasfenster hinter dem Altar war beeindruckend. Ein großes Kirchenschiff mit den Arkaden rechts und links und die dazugehörenden, spitz zulaufenden Fenster, machen den Raum leicht und licht. Und über allem thront die Orgel förmlich auf der mit vielen Engeln reich verzierten Empore. Außergewöhnlich ist auch der Rundturm, der an die frühchristlichen Kirchen aus dem fünften und sechsten Jahrhundert wie in Ravenna erinnert.

Die Kirche liegt auf einem kleinen Hügel. Ältere Besucher erinnerten sich, dass damals alles hochgetragen werden musste. Die Kinder halfen kräftig mit und trugen Steine hinauf. Der kleine Hügel war bisher auch für viele der älteren Gemeindemitglieder schwer zu erklimmen, mit einer neuen Zufahrt direkt bis zur Kirche hat die Gemeinde nun allen einen einfachen Zugang verschafft.