Vor allem in den Wintermonaten kommen viele Singvögel zum Fressen in den Garten von Verena und Darius Pawlikowski in Vierundzwanzig Höfe. Darius Pawlikowski (rechts) verfüttert täglich etwa zehn Kilogramm Sonnenblumenkerne.                                                                                                               Fotos: Pawlikowski/Wind Foto: Schwarzwälder Bote

Aufreger: 500 Kilogramm mit Gülle verunreinigte Sonnenblumenkerne sorgen in Loßburger Teilort für Unmut

Goldammern, Grünfinke, Kernbeißer, Spechte und jede Menge Meisen: Der Garten von Darius und Verena Pawlikowski in 24-Höfe ist ein Paradies für Vögel. Doch nach einer verunreinigten Futterlieferung von einer halben Tonne stinkt es den beiden gewaltig.

Kreis Freudenstadt. In den Garten von Darius und Verena Pawlikowski kommen täglich etwa 1000 Vögel zum Fressen. Dafür verteilt Darius Pawlikowski jeden Tag etwa zehn Kilogramm Sonnenblumenkerne an den verschiedenen Futterstellen hinter dem Haus. "Wir wollen damit einen Beitrag zum Erhalt unserer heimischen Singvögel leisten", erklärt Verena Pawlikowski. Zu diesem Zweck gibt das Paar im Monat etwa 100 Euro aus. Im Internet ist das Paar auf einen regionalen Anbieter von Tierfutter im Zollernalbkreis gestoßen. Bei der ersten Bestellung lief alles glatt. Mit der zweiten haben die Pawlikowskis dafür nun um so mehr Ärger.

Am 28. Januar kam die Lieferung in 24-Höfe an: 500 Kilogramm Sonnenblumenkerne im Wert von 350 Euro. "Wir haben einen Sack direkt aufgemacht und verfüttert. Es lag nämlich Schnee und die Vögel waren entsprechend hungrig", so Pawlikowski.

Im Lagerraum sei ihm dann erstmals ein seltsamer Geruch aufgefallen. Am Tag darauf reklamierte er die Lieferung telefonisch bei der Firma. "Zuerst haben sich die Vögel auf das Futter gestürzt, aber danach kamen etwa drei Tage lang gar keine Vögel mehr in unseren Garten, obwohl Schnee lag und wir Futter ausgelegt haben." Er frage sich nun, was mit den Vögeln passiert sei.

Nach einigem Hin und Her bot das Unternehmen an, die Ware mit DPD abholen zu lassen. "Wir waren die nächsten drei Tage zuhause und haben gewartet, aber es tat sich dann nichts mehr", berichtet Pawlikowski. In der Zwischenzeit standen die stinkenden Futtersäcke im Heizkeller des Hauses.

Aus Sorge um die verschwundenen Vögel, habe er sich schließlich dazu entschieden, die Futtermittelkontrolle einzuschalten. "Am 12. Februar ist dann ein Prüfer aus Karlsruhe zu uns gekommen", so Pawlikowski. Der habe Proben genommen und nur den Kopf geschüttelt. Im Labor wurden laut Prüfbericht Kolibakterien gefunden. Das Futter ist mit naturbelassenem Dünger, also Gülle, verunreinigt.

Der Lieferant aus dem Zollernalbkreis wollte sich auf Anfrage des Schwarzwälder Boten nicht dazu äußern. Das Regierungspräsidium (RP) Tübingen bestätigt den Vorfall jedoch auf Anfrage unserer Zeitung. Pressesprecher Daniel Hahn teilt mit: Die Firma sei daraufhin von der Futtermittelüberwachung des Regierungspräsidiums Tübingen angewiesen worden, "weitere Kunden zu informieren, die mit der betreffenden Futterpartie beliefert worden waren, und die entsprechende Ware, falls noch vorhanden, zurückzurufen und der Entsorgung zuzuführen." Nach Aussagen der Firma sei aber bei keinem weiteren Käufer eine Verunreinigung aufgetreten.

In 24-Höfe hat Familie Pawlikowski zwischenzeitlich von dem Futterlieferanten die Information bekommen, dass eine Abholung der Ware auf Weisung des Regierungspräsidiums nicht mehr möglich sei. Darius und Verena Pawlikowski sollten die Ware zurückschicken oder selbst zur Deponie fahren. "Ich tue mir schwer damit, 500 Kilo mit Kolibakterien verseuchte Sonnenblumenkerne in meinem Auto zu transportieren", meint Darius Pawlikowksi dazu. Schließlich fahre er damit auch seine sechs Monate alte Tochter. "Die Poststelle in Loßburg ist außerdem in einem Schreibwarenladen", erklärt er. "Ich möchte denen da nicht unbedingt die stinkenden Säcke ins Geschäft stellen." Das Regierungspräsidium erklärt gegenüber dem Schwarzwälder Boten, dass eine Abholung der Ware durchaus möglich sei.

Tatsächlich hat das Unternehmen nun nach zwei Monaten eingelenkt: Am 3. April wurde die Ware bei den Pawlikowksis abgeholt. "Auf einmal konnte es nicht schnell genug gehen", meint Darius Pawlikowski. Das scheint allerdings nur ein Teilsieg für die Familie gewesen zu sein. Denn auf die 350 Euro, die sie für das Vogelfutter gezahlt hat, wartet sie noch. "Da stellt sich das Unternehmen jetzt quer, weil nur 18 der 20 Säcke zurück geschickt wurden", so Pawlikowski. Er ist zunehmend verzweifelt. Immerhin habe er der Firma schon mehrmals erklärt, dass einer der Säcke verfüttert worden sei und der zweite geöffnet werden musste, um zu überprüfen, ob mehr als ein Sack von der Verunreinigung betroffen ist.

Pawlikowskis Sorge gilt aber nach wie vor den verschwundenen Vögeln. Zu den Gefahren für die Tiere teilt das RP lediglich mit: "Die Wildvögel schlagen den Samen mit dem Schnabel auf und fressen das weiche Innere des Kerns. Dabei kann es durchaus zum Kontakt mit verunreinigten Schalen kommen." Wie es zu der Verunreinigung kommen konnte, weiß man bei der Behörde noch nicht. "Eine solche Verunreinigung von Vogelfutter ist unüblich und extrem selten. Dem Regierungspräsidium Tübingen ist kein weiterer solcher Fall bekannt", heißt es abschließend in der Mitteilung.