Umwelt: Loßburg beteiligt sich am Ernteprojekt / Baumbesitzer stellen Früchte der Allgemeinheit zur Verfügung
"Nanu", denkt sich vielleicht der ein oder andere Spaziergänger, der mit gelben Bändern geschmückte Obstbäume in und um Loßburg entdeckt hat. Was hat es mit den Kennzeichnungen auf sich?
Loßburg. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – doch egal wohin er fällt, es ist schade, wenn er verdirbt, ohne dass sich jemand an seinem süßen Geschmack erfreuen konnte. Das findet jedenfalls die Stadtverwaltung von Loßburg, die sich deshalb am Ernteprojekt "Gelbes Band" beteiligt. In anderen Städten und Gemeinden gibt es die Aktion schon, wenngleich die Bändel nicht überall gelb sind.
"Wir sind durch einen Bericht in einer kommunalen Fachzeitschrift auf die Aktion aufmerksam geworden", erklärt die Loßburger Hauptamtsleiterin Anja Lewandowski. Mit dem Ernteprojekt können Besitzer von Obstbäumen und Sträuchern ihre Pflanzen mit einem gelben Band kennzeichnen, um deren Früchte für die Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Das ist also ein Freifahrtschein für jeden, der an einem bändelbehangenen Obstbaum vorbei kommt, sich das Obst herunterzugreifen, gerne auch im großen Stil. Auf diese Weise können die Besitzer, egal ob Betreiber von Streuobstwiesen oder private und öffentliche Besitzer von Bäumen, unterstützt werden, die Flächen zu bewirtschaften. Das sei nämlich einfacher, wenn nicht so viel ungenutztes Obst auf den Wiesen verdirbt.
Auskunft über Standort der Pflanzen gibt es beim Rathaus
Einige Baumbesitzer können die Ernte nicht mehr alleine bewerkstelligen oder ihnen fehlt die Zeit dafür. "Gerade in Jahren, in denen es so viel Obst gibt wie im Jahr 2020, können die Besitzer der Obstbäume oftmals das ganze Obst auch gar nicht mehr selbst verwenden", sagt Lewandowski. "Die Folge davon ist, dass das Obst an den Bäumen hängen bleibt, herunterfällt und dann auf den Wiesen verrottet. Viele andere Bürger dagegen, die nicht in Besitz von Obstbäumen sind, wären hingegen froh, wenn sie etwas davon abbekommen können." Eine Gewinn-Situation für beide Seiten also.
Der Bauhof, so die Hauptamtsleiterin, sei gerade dabei, die betroffenen Bäume auszuweisen. Sowohl im Bürgerbüro des Rathauses als auch im Kinzighaus gebe es für Baumbesitzer, die sich beteiligen möchten, die Möglichkeit, gelbe Bänder zu holen.
Es bestehe kein Zweifel daran, dass es unter den Loßburgern genügend Erntewillige gebe. "Es sind schon vermehrt Anfragen von Leuten bei uns eingegangen, die gerne Obst pflücken würden. Da sieht man, dass durchaus Interesse seitens der Bürgerschaft an der Aktion besteht", erklärt Lewandowski.
Wie aber finden Interessierte denn nun Bäume, die an der Aktion teilnehmen, ohne auf der Suche nach gelben Bändeln den ganzen Ort abzusuchen? "Eine Karte mit den markierten Bäumen gibt es nicht, könnte jedoch, sollte die Aktion in der Bürgerschaft Gefallen finden, im nächsten Jahr erstellt werden", sagt sie. "Erntewillige können derzeit im Rathaus bei Gerhard Keck und mir Auskunft darüber erhalten, welche Bäume gekennzeichnet sind und abgeerntet werden können." Dabei gibt es keine Beschränkung nach dem Motto, nur ein Apfel pro Person. Im Gegenteil. "Sobald ein Baum markiert ist, bedeutet dies, der Baum darf abgeerntet werden", meint Lewandowski. "Das Ziel der Aktion ist, dass das Obst verwendet wird und nicht nutzlos verfault." Dem extragroßen, selbst gebackenen Apfelkuchen steht also nichts im Weg.
Es gibt nur ein paar einfache Regeln zu beachten: Natürlich findet die Ernte auf eigene Gefahr statt. Es dürfen keine Äste abgebrochen oder Pflanzen beschädigt werden. Und die Grundstücke dürfen nicht verschmutzt werden und müssen wieder so verlassen werden, wie sie angetroffen wurden.