Telekom-Mast für Lombach und Wittendorf bleibt Thema. Angst vor Strahlenbelastung.

Loßburg - Mobilfunkausbau ja oder nein? An dieser Frage scheiden sich die Geister in Lombach und Wittendorf. In Lombach hofft man auf eine bessere Mobilfunkversorgung, während aus Wittendorf vermehrt kritische Stimmen kommen. Nun soll ein neutraler Sachverständiger die Lage bewerten.

Das wurde in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats deutlich. Die Verwaltung hatte sie in die Turn- und Festhalle verlegt, um interessierten Bürgern die Teilnahme mit der erforderlichen Distanz zu ermöglichen. Und die machten davon rege Gebrauch. Aus den betroffenen Ortsteilen Lombach und Wittendorf waren etwa 50 Personen anwesend, um zusammen mit Gemeinderäten und Ortsvorstehern nach einer Lösung zu suchen.

Bürgermeister Christoph Enderle führte kurz in die Problematik ein. Das Thema "Mobilfunkausbau" wird schon lange in der Gemeinde kontrovers diskutiert. Während man in Lombach sehnsüchtig auf eine bessere Versorgung mit Mobilfunk hofft, mehren sich in Wittendorf die kritischen Stimmen, die vor allem eine Gesundheitsgefährdung befürchten.

Bereits 2008 gab es Überlegungen von E-Plus zur Errichtung eines neuen Mobilfunkmasten auf dem Wasserhochbehälter Wittendorf. Wegen der Nähe zur Bevölkerung wurde der Ausbau letztlich nicht weiterverfolgt. Damals wurden auch in der Gesamtgemeinde an allen Standorten die Sendeleistungen untersucht. Es ergab sich generell die Einhaltung oder sogar Unterschreitung der Grenzwerte an allen Standorten. Der Ortschaftsrat Wittendorf zeigte sich damals kompromissbereit für den Standort Sportplatz Wittendorf. Der wurde dann auch – nach erneuter Anfrage – der Telekom angeboten.

Chr istoph Enderle betonte, dass die Verwaltung dem Vorhaben neutral gegenüberstehe. Er sehe aber auch eine wichtige Aufgabe in der Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im ländlichen Raum. Daher hatte er die Telekom gebeten, das Vorhaben im Rahmen einer Informationsveranstaltung vorzustellen und auf Fragen aus der Bevölkerung einzugehen. Ingo Reinhardt, der Kommunalbeauftragte der Telekom für Baden-Württemberg, erläuterte die Kriterien für das Verfahren. Für den Ausbau des Mobilfunknetzes sprechen zum einen die Versorgungsauflagen der Bundesnetzagentur, die die Telekom erfüllen müsse. Eine solche Auflage führe beispielsweise auch derzeit zum Aufbau einer Mobilfunkanlage im Bereich Tannenwald/ 24 Höfe, die zu Verbesserungen im Bereich der Ortenaubahn führen soll. Ein weiterer Grund für die Notwendigkeit des Ausbaus liege im starken Anstieg des mobilen Datenvolumens. Dazu steige die Anzahl der mobilen Endgeräte pro Bürger ständig. Eine Grafik belegte die vielen weißen Löcher im Datentransfer in den beiden betroffenen Gemeinden.

Angst vor Strahlenbelastung

Zu den Grenzwerten bei der Strahlenbelastung erklärte Ingo Reinhardt, dass diese zentral vom Staat vorgegeben würden. Dabei würden auch Empfehlungen nationaler und internationaler Organisationen, wie der WHO, der internationalen Strahlenschutzorganisation oder dem Bundesamt für Strahlenschutz berücksichtigt. Für die Kontrolle der Einhaltung der Grenzwerte sei die Bundesnetzagentur zuständig. Die WHO betrachte die Strahlenbelastung durch elektromagnetische Felder durch mehr als 30.000 Studien als gut erforscht. Die Gesamtbelastung durch Strahlen hänge im übrigen stark mit dem Verhältnis zwischen dem Standort des Mobilfunkmasts und den mobilen Endgeräten zusammen. Je näher der Standort des Funkmasts, desto geringer sei die benötigte Sendeleistung der mobilen Endgeräte.

Wern er Faulhaber (FWV) betonte im Namen seiner Fraktion die Bedeutung des Mobilfunkausbaus in Loßburg. In der bisherigen Unterversorgung sieht die Fraktion deutliche Wettbewerbsnachteile für Industrie, Handwerk, Hotel- und Gastronomie, aber auch für Schüler und Bürger im Homeoffice. Gleichzeitig solle aber auch sichergestellt werden, dass die Sorgen der Bürger vor einer unangemessenen Strahlenbelastung durch eine ungeeignete Standortwahl beseitigt werden könnten. Er fragte Ingo Reinhardt, ob die Telekom bereit sei, gemeinsam mit einem unabhängigen Gutachter einen optimalen Standort zu definieren. Diese Frage brannte auch vielen Bürgern unter den Nägeln und sorgte für reichlich Diskussionen.

Schließlich kam die Idee von zwei kleineren Funkmasten ins Spiel, die beide Orte jeweils unabhängig voneinander versorgen könnten. Diesem Vorschlag erteilte Ingo Reinhardt eine klare Absage. Die Telekom hätte bei der Auswahl für den Standort eines Funkmastes etwa 200 verschiedene Parameter zu berücksichtigen. Diese seien sorgfältig geprüft worden. Als einzig sinnvoller und wirtschaftlich vertretbarer Standort sei der alte Sportplatz in Wittendorf ausgewählt worden. Auch sei durch eine neue Messung bestätigt worden, dass an diesem Standort durch die intelligente Leistungsregelung der Anlagen alle Grenzwerte unterschritten werden könnten. Ein weiteres Gutachten sei nicht erforderlich.

Stefan Burkhardt (FWV) sieht in einem weiteren Gutachten auch keinen Nutzen, da kein anderer Anbieter einen Funkmasten errichten würde. Dafür sei die Telekom bereit, so Reinhardt, auch anderen Anbietern, ihren Mobilfunkmast zur Verfügung zu stellen. Durch den Aufbau weiterer Antennen anderer Anbieter steige die Strahlenbelastung, liege aber immer noch unterhalb der vorgegebenen Grenzwerte. Im Durchschnitt sei mit einer Sendeleistung von etwa 250 Watt je Antenne zu rechnen, diese Leistung variiere aber stark. Er betonte, dass Wittendorf mit der geplanten Anlage nahezu komplett versorgt werden könne und auch in Lombach eine deutliche Verbesserung zu erzielen sei. Der Standort solle nicht zu Lasten der Bürger ausgebaut werden, sondern mit dem Ausbau solle die Bevölkerung auch im ländlichen Raum die Möglichkeit zur Nutzung moderner Technologien erhalten.

Für die Telekom gibt es laut Ingo Reinhardt keine Alternative zum vorgeschlagenen Standort. Bürgermeister Enderle erklärte, dass er die Sorgen und Ängste der Bürger ernst nehmen, dass aber der Gemeinderat schlussendlich zu einer Entscheidung kommen müsse. Er schlug daher vor, einen unabhängigen Sachverständigen zur Frage des Standortes anzuhören und mögliche Alternativen zu prüfen. Dies wurde vom Gemeinderat einstimmig beschlossen.

Karin Armbruster (FWV) beantragte außerdem, die Verwaltung mit der Entwicklung eines gesamtheitlichen Mobilfunkkonzepts für die Gemeinde Loßburg zu beauftragen. Auch diesem Antrag folgte der Gemeinderat einstimmig.