Viele mächtige Schwarzwaldtannen stehen im Forstrevier von Ulrike Becker.Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder Bote

Serie: Försterin Ulrike Becker hat ein Revier über 1500 Hektar / Wenig Käferholz, aber um so mehr Sturmholz in diesem Jahr

Viele alte wertvolle Tannen stehen im Revier von Ulrike Becker. Der Wald rund um den Büchenberg war einst die "Sparkasse der Bauern". Wann immer sie Geld benötigten, wurden einzelne Bäume gefällt.

Loßburg/Alpirsbach. Das "Revier 7" umfasst rund 1500 Hektar. Das Kerngebiet liegt auf Loßburger Gemarkung rund um den Büchenberg. Das Staatswaldrevier reicht bis zum Reutiner Berg in Alpirsbach. Zu ihm gehören auch die Distrikte Sattelacker und Pfahlberg in Hallwangen sowie beim Schellenberg in Waldachtal. Ulrike Becker ist hier seit 2010 Revierleiterin – zuvor beim Kreisforstamt, nun bei der Forst BW. Mit ihren fünf Forstwirten durchkämmt sie den Wald regelmäßig, um Käfer- und Sturmholz ausfindig zu machen.

"Wir müssen die ganzen Flächen ablaufen – das ist sehr aufwendig", erklärt die Revierleiterin. Etwa 1000 Festmeter Käferholz sind in diesem Jahr angefallen: "Erstaunlich wenig." Dafür gab es im Frühjahr mit 5500 Festmetern umso mehr Sturmholz. Meist seien es Einzelwürfe, manchmal auch kleinere Nesterwürfe. Geplant ist ein jährlicher Holzeinschlag von 14 000 Festmetern. Auch das Herausholen einzelner großer Bäume aus dem Wald, ohne die vorhandene Naturverjüngung zu beschädigen, sei extrem aufwendig, erklärt die Revierleiterin, die von dem einst bäuerlichen Wald regelrecht begeistert ist.

Die mächtigen, bis zu 40 Meter hohen Schwarzwaldtannen, haben es ihr sichtlich angetan. Sie sind quasi die Nachfahren der Holländertannen, die einst auf dem Wasserweg vom Schwarzwald aus durch ganz Deutschland bis nach Holland geflößt wurden. In den bäuerlichen Plenterwäldern wurden die Bäume von ihren Besitzern gehegt und gepflegt und bis zu einer Höhe von 15 Metern von Hand geastet. Ihr Holz ist deshalb besonders wertvoll. Ein solcher Baum bringe es auf bis zu 20 Festmeter, erklärt die Revierleiterin.

Natürlicher Wald auf 90 Prozent der Fläche im Revier Büchenberg

Stattliche Tannen gibt es in Beckers Revier reichlich. Den Grund dafür sieht die Revierleiterin in dem gut durchwurzelbaren, grobporigen Buntsandsteinboden, der es den Tannen ermöglicht, ihre Wurzeln ohne große Mühe senkrecht in die Erde zu schlagen. Zudem gebe es reichlich Niederschläge und eine einigermaßen gute Nährstoffversorgung. Bei Forstarbeiten im Wasserschutzgebiet bei der Lohmühle ist Vorsicht geboten, denn hier ist alles untersagt, was der Wasserversorgung schaden könnte. Lediglich in den Bereichen Sattelacker und Ödenwald steht ein Altersklassenwald, mit jeweils gleich alten Bäumen, unter denen nichts nachwächst. Auf allen anderen Flächen im Revier Büchenberg gibt es hingegen eine Naturverjüngung. Auf knapp 90 Prozent der Fläche wächst der Wald natürlich nach.

Was Ulrike Becker besonders freut: Die kleinen Bäumchen sind vom Wild so gut wie nicht verbissen – für die Revierleiterin das Ergebnis umfangreicher Jagdbemühungen. "Jetzt müssen wir dran bleiben, damit wir in den Flächen eine angepasste Wilddichte bekommen", macht sie deutlich. Denn nur dann könne sich der Wald aus eigener Kraft verjüngen, ohne dass der Mensch eingreift und ohne dass die Existenz des Waldes, sowohl qualitativ als auch quantitativ, bedroht werde.

Ulrike Becker beobachtet in vergangener Zeit eine deutliche Zunahme vor allem beim Rotwild. Noch vor fünf Jahren habe sie nur vereinzelt welches gesehen. Jetzt seien gleich mehrere Alttiere mit Kälbern und einzelne Jungtiere in ihrem Revier unterwegs. "Es ist schön dass es da ist, denn es gehört zum Schwarzwald", betont die Revierleiterin, die den Bestand jedoch im Auge behalten wird, um notfalls jagdlich einzugreifen. Und auch das Schwarzwild vermehrt sich. Ganze Rotten mit bis zu 40 Tieren aller Altersstufen hat Ulrike Becker jüngst gesichtet.

Der Forstbezirk Mittlerer Schwarzwald ist in zehn Forstreviere mit einer Größe von durchschnittlich 1700 Hektar Staatswald aufgeteilt. Betreut werden sie von den Revierleitern Thomas Bauer, Volker Weiss, Susanne Gaiser, Lutz Weinbrecht, Ralf Kober, Ulrike Becker, Ina Waidelich, Karl-Friedrich Theurer und Sebastian Witter. Ein Revierleiterposten ist derzeit nicht besetzt. Jedes der Reviere hat eine andere Waldstruktur. In einer Serie stellen wir die einzelnen Forstreviere des Forstbezirks Mittlerer Schwarzwald, ihre Revierleiter und deren Aufgaben vor.