Bürgermeister Christoph Enderle (von links) und Ludwig Silbermann (Werbeagentur) haben den Gewinnern der Verlosung im Rahmen der Loßbürgerbefragung, Monique Schmid, Katrin Wößner, Rolf Glinka-Walter und Rosemarie Ruoff, ihre Gutscheine vom Handels- und Gewerbeverein überreicht. Rechts im Bild: Sina-Sophie Pfau (HGV). Das Ergebnis der Bürgerbefragung ist ausschlaggebend für die Entwicklung der Gemeinde in den kommenden Jahren. Foto: Fuchs Foto: Schwarzwälder Bote

Innovation: "Loßbürgerbefragung" ist abgeschlossen / Ergebnisse bestimmen das Markenkonzept der Kommune

Bürgermeister Christoph Enderle ist überwältigt. Die Beteiligung an der "Loßbürgerbefragung" hat alle Erwartungen übertroffen. Einen Monat lang konnten die Bürger mitreden, und was dabei herauskam, soll als Grundlage für die zukünftige Entwicklung der Gemeinde Loßburg dienen.

Loßburg. "Wir sind schon ziemlich stolz auf das Wortspiel", meint Enderle und lacht. Der Titel der Bürgerbefragung sollte individuell auf die Gemeinde zugeschnitten sein und Aufmerksamkeit erregen, wie Ludwig Silbermann erklärt. Er ist der Geschäftsführer der Werbeagentur "Château Louis", die die Gemeinde mit ins Boot geholt hat. Eine Kampagne hat im Mai dafür gesorgt, dass die "Loßbürger" von der Aktion erfuhren, sei es über Plakate, Flyer, das Internet oder Zeitschriften. Und der Plan ist aufgegangen.

"917 Teilnehmer!", präsentiert der Bürgermeister die stolze Zahl. "Das ist sensationell viel." Gerechnet habe man im besten Fall mit einer Beteiligung von drei oder vier Prozent der Bevölkerung. Stattdessen seien es nun zwölf Prozent. Ausgelost wurden darunter fünf Teilnehmer, die sich nun bei einem Gläschen Sekt im Rathaus einen HGV-Einkaufsgutschein abholen können: Monique Schmid, Katrin Wößner, Rolf Glinka-Walter, Rosemarie Ruoff und Martina Hofer. "Ist das nicht schön? Wie oft kommt man schon ins Rathaus und bekommt etwas geschenkt", scherzt der Bürgermeister mit seinen Gästen.

"Querbeet" sei die Verteilung der Teilnehmer gewesen, sowohl in Sachen Altersstruktur als auch bei den Berufsgruppen und Ortsteilen. Auffällig sei, dass viele der Teilnehmer schon lange in Loßburg leben und sich folglich gut mit den Stärken und vielleicht auch Schwächen ihrer Gemeinde auskennen. Damit verfügt die Verwaltung jetzt über ein breitgefächertes Stimmungsbild, das deutlich macht, was den Bürgern am Herzen liegt.

"So eine Rückmeldung ist wichtig für uns, weil wir uns hin und wieder fragen müssen, wie nah wir noch an den Bürgern dran sind", erklärt Enderle die Idee hinter der Aktion. "Wissen wir wirklich, was die Bürger bewegt?"

Die Auswertung der Umfrage zeige, die Verwaltung habe einiges schon auf dem Schirm gehabt, aber trotzdem nicht alles. "Insgesamt sind die Bürger zufrieden mit Loßburg." Dennoch habe es auch einige Anregungen gegeben, die "uns überrascht haben", so Enderle. Auf genaueres will er noch nicht eingehen, denn Anfang Oktober wird das Thema in einer Sondersitzung des Gemeinderats präsentiert. Bis dahin stehe Werbeagentur und Gemeindeverwaltung noch einiges an Arbeit bevor.

Orte stehen in Konkurrenz zueinander

Wir haben so viele verschiedene Themenbereiche abgefragt, von Wirtschaft über Sport, Freizeit und Kultur bis hin zu Mobilität", erklärt Silbermann. "Damit haben wir ein unheimlich abstraktes Gebilde geschaffen, haben aber gleichzeitig konkrete Themen und Anliegen der Bürger." Das Zusammenzuführen und daraus ein Zukunftskonzept zu entwickeln, sei eine Herausforderung. "Für uns Werbeexperten gibt es aber genau deshalb kaum interessantere Gebilde als Kommunen, weil sie so vielseitig sind."

In den kommenden Wochen werden sowohl Konzepte für die Gemeindeentwicklung als auch ein Markenkonzept entwickelt. Und nein, das sei nicht das gleiche, wie Silbermann erklärt. "Bei der Stadtentwicklung geht es viel darum, Dinge zu korrigieren und Defizite zu beheben. Wenn man misst, wie viel Verkehr sich durch eine Straße wälzt und dann versucht, ihn zu reduzieren, ist das Stadtentwicklung." Versuche man jedoch, die Stärken eines Orts herauszuarbeiten und ihn anziehender zu gestalten, dann sei das die Entwicklung der Marke.

Wozu eine Kommune eine Marke brauche? "Eine Gemeinde ist fast wie eine Person", erklärt Silbermann weiter. "Je selbstbewusster sie ist, umso mehr Leute kann sie mitbewegen und Prozesse voranbringen." Die Loßburger Bürger sollen durch diese Entwicklung die Möglichkeit bekommen, sich stärker mit ihrer Gemeinde zu identifizieren – und das vor allem nach außen zu tragen. Denn Bürgermeister Enderle ist klar: "Was früher Unternehmen erledigt haben, müssen die Kommunen inzwischen auch selber machen. Heutzutage stehen Gemeinden in Konkurrenz zueinander. Es geht um die Konkurrenz um Bürger, Steueraufkommen, Fachkräfte und vieles mehr, was man braucht, um eine Kommune weiterzuentwickeln." Je positiver das Image des Orts, umso größer sei die Chance, solche Kompetenzen zu bündeln. "Und wenn die Leute ein positives Bild von ihrer Gemeinde haben, sind sie vielleicht auch eher bereit, sich für sie zu engagieren." Die Beteiligten sind sich einig: Das Projekt werde in viele verschiedene Bereiche ausstrahlen.

"Früher hat man sich einen Ort einfach einmal angeschaut", meint Silbermann. "Heute geht man erst ins Internet und informiert sich. Da entsteht ein Bild, das einen anspricht oder nicht." Hier seien Kommunikationsprozesse entstanden, die es vor wenigen Jahren noch nicht gegeben habe. "Viele Kommunen beschäftigen heute schon selbst Marketingprofis, weil die Präsentation nach außen so wichtig geworden ist", ergänzt Enderle.

Etwa ein Jahr werde es nun dauern, bis das Markenkonzept Loßburg steht. "Und dann braucht es Zeit zum wirken", sagt Silbermann. Diese Entwicklung sei ein fortlaufender Prozess. "Eine Gemeinde ist ein lebendiges Wesen", verdeutlicht Silbermann. "Wenn sie so behandelt wird, produziert sie fortwährend selbst neue Themen und Ideen."