Waldbauern und Politik im Dialog: Helga (von links), Matthias und Wilhelm Walter diskutieren mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel und Referatsleiterin Stefanie von Scheliha-Dawid vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft über die forstwirtschaftliche Situation.Foto: Klein-Wiele Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Diskussionsrunde auf dem Walter Hof Loßburg-Schömberg / Staatssekretär sucht Anregungen für Zukunftsprogramm

Hoher Besuch auf dem Walter Hof: Der Bund wolle in erheblichem Umfang in die Zukunft des Waldes investieren, so der Parlamentarische Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel. Wie diese Investitionen aussehen könnten, will er im Gespräch mit den Betroffenen vor Ort herausfinden.

Loßburg-Schömberg. Es gehe dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in seiner Funktion als Forstministerium um Förderungsmaßnahmen, die den Waldbauern helfen sollen. Deshalb traf sich der CDU-Politiker mit Waldbauern aus der Region, um zu hören, was sie zum Umgang mit den aktuellen Herausforderungen zu sagen haben und wie der durch Sturm, Dürre, Klimawandel und Corona gebeutelten Branche wirkungsvoll unter die Arme gegriffen werden kann.

Der Nutzen sinkt, die Verpflichtungen steigen

Auf dem Walter Hof hatte der Parlamentarische Staatssekretär die Referatsleiterin für nationale Waldpolitik und Jagd im BMEL mitgebracht. Bei Regierungsdirektorin Stefanie von Scheliha-Dawid laufen die Fäden für das beabsichtigte jüngste 700 Millionen schwere Hilfsprogramm des Bundes zusammen. Derzeit werden im Ministerium die verschiedenen Optionen abgewogen, wie die wirtschaftliche Situation der Waldbauern kurzfristig durch Überbrückung der Liquiditätsengpässe und zur Abfederung des Konjunktureinbruchs verbessert werden kann. Besonderes Thema ist der Verteilschlüssel der Fördergelder. Ziel sei eine möglichst kurzfristige Hilfe. Das Programm zeichne sich bisher in den Konturen ab und müsse jetzt ausgeformt und auf seine Machbarkeit überprüft werden. So gehe es um die Intensivierung der Arbeitsmöglichkeiten und die weitere Stärkung der Holznutzung und des Holzabsatzes.

"Seit Beginn meiner Berufsausbildung muss ich den stetigen Abwärtstrend der Waldwirtschaft miterleben", sprach Gastgeber Wilhelm Walter das Problem an. Zusammen mit Ehefrau Helga und Sohn Matthias hatte er die Diskussionsrunde in Hinterrötenberg organisiert. Schon Bundeskanzler Helmut Kohl war in den 1980er Jahren an diesem Ort erschienen, um sich über die Forstwirtschaft im Schwarzwald sachkundig zu machen.

Man müsse sich die Veränderung im Branchengeschehen bewusst machen: "Als ich vor 47 Jahren den Hof übernahm, konnte man vom Erlös eines Festmeters Stammholz noch den Handwerker eine ganze Woche lang beschäftigen", rechnete Walter vor, "heute reicht der Ertrag gerade mal für eine Handwerkerstunde". Dafür hätten die Verpflichtungen der Waldbauern und Waldbesitzer stetig zugenommen, während Ausgleichszulagen systematisch abgebaut worden seien. Land- wie Forstwirte würden von manchen Gruppen der Gesellschaft immer häufiger als Umweltzerstörer an den Pranger gestellt. "Wenn wir für unsere Wälder eine Zukunft haben wollen", so Walter, "dann muss schnellstens wirkungsvoll gehandelt werden."

Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft sei ein umweltfreundlicher Baustoff, und ein Hektar Wald binde jährlich den Kohlendioxid-Ausstoß von sieben Mittelklasseautos. Um das Erbe der Vorgänger weiterführen zu können, bräuchten die Waldbauern die Hilfe der Politik. Aus diesem Grund war Hans-Joachim Fuchtel nach Schömberg gekommen.

Ertrag muss beim Erzeuger ankommen

Wir wollen von den Waldbauern hören, wie die Fördermaßnahmen sinnvoll angesetzt werden", machte Fuchtel als Vertreter des BMEL deutlich, dabei müsse man "langfristig denken". Der Wald spiele auch eine wichtige Rolle für den Tourismus. Betriebe, wie man sie aus dem Schwarzwald kenne, bräuchten unbedingt mehr Liquidität, um wirtschaftlich arbeiten zu können, so Fuchtel, der in seinem Wunsch nach einer lebhaften Diskussion von den Waldbauern nicht enttäuscht wurde.

Die Freudenstädter Kreisforstamtsleiterin Susanne Kaulfuß sprach von einem "schwierigen globalen Markt", der sich in den zurückliegenden Jahren durch Käferbefall, Trockenheit und Sturmschäden noch verschlechtert habe. Es sei verständlich, dass Vertreter der Branche die Situation als enorm angespannt ansähen. Auch nahm der Parlamentarische Staatssekretär aus der Diskussionsrunde mit nach Berlin, dass der Ertrag aus der Holzernte wieder stärker beim Erzeuger ankommen müsse und nicht in den Lieferketten hängenbleiben dürfe.