Maria Hellstern (dritte von links) freut sich zusammen mit den anderen Beteiligten über den Sieg von Rock ’n’ Rose (Mitte) und seiner Reiterin beim Landeschampionat.Fotos: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Tiere: Stute Rock ’n’ Rose erreicht ersten Platz beim Landeschampionat / Pferdezüchter verraten, wie für sie alles begann

Sie ist elegant, schön und talentiert. Rock ’n’ Rose ist ein wahrer Star unter ihren Artgenossen. Das Dressurpferd hat beim Landeschampionat in Donzdorf den ersten Platz ergattert. Ihre Züchter aus Loßburg sind mächtig stolz auf die Stute, die vor vier Jahren auf ihrem Hof zur Welt kam.

Loßburg. "Der schönste Moment ist der, wenn ein Fohlen geboren wird", findet Ekkehard Hellstern, der zusammen mit seiner Frau Maria einen Dressurpferdezucht-Hof im Romsgrund betreibt. "Meistens ist das nachts. Wenn es dann endlich auf seinen wackeligen Beinchen steht und wir sehen, dass alles in Ordnung ist, macht das einfach glücklich." Dann holen er und Maria Hellstern eine Flasche Sekt und zwei Gläser aus dem Keller und setzen sich im Stall auf einen Heuballen, wo sie auf den Neuankömmling anstoßen. Das passiert ein bis zwei Mal pro Jahr im Gestüt Romanshof.

Diese Szene spielte sich für Rock ’n’ Rose, Tochter von Hengst Rock may Soul und Stute Sienna von Sir Donnerhal, schon vier Jahren ab. Sir Donnerhal, so die beiden Züchter, sei einer der berühmtesten Dressurhengste Deutschlands.

Ob es üblich sei, dass Pferde solch außergewöhnliche Namen bekommen? Ekkehard Hellstern lacht. "Das ist die Entscheidung der Besitzer." Die Besitzerin von Stute Rock ’n’ Rose ist Silvia Walter aus Tübingen. Bei den großen Wettbewerben sind die Züchter jedoch traditionell auch mit dabei. Das haben sich die Hellsterns weder beim Landeschampionat, noch beim vorausgehenden Süddeutschen Championat in diesem Jahr entgehen lassen.

"Der Süddeutsche Pferdezuchtverband ist sehr groß", erklärt Maria Hellstern. "Da treten unglaublich viele Teilnehmer an und schon dort wurde Rock ’n’ Rose Dritte." Ob sie also damit gerechnet habe, dass die Stute beim Landeswettbewerb den ersten Platz ergattert? "Ich habe es zumindest gehofft, allerdings kommt es auch auf die Tagesform an", sagt die Züchterin. "Aber als es dann losging, wurde schnell klar, dass Rock ’n’ Rose die anderen hinter sich lässt."

Geld lässt sich auf diese Weise nicht verdienen

Das Landeschampionat ziehe sich über mehrere Tage, begonnen bei der Qualifikation, der sogenannten Einlaufprüfung, bis hin zum Finale. Rock ’n’ Rose hat in der Kategorie "vierjährige Dressur-Stuten und -Hengste" überzeugt.

Das ist nicht der erste große Sieg, den ein Pferd vom Gestüt der Familie vorzuweisen hat. 2018 wurde ein anderes Hellstern-Pferd auch Champion. "Ich habe schon damals gesagt, das erlebt man nicht oft", freut sich Ekkehard Hellstern. Und siehe da, das zweite Mal ließ nicht lange auf sich warten.

"Für uns als kleiner Zuchthof ist das ein riesiger Erfolg", erklärt seine Frau. "Es steckt so viel Arbeit und viele Nächte im Stall in diesem Hobby." Aber Leidenschaft sei nun einmal Leidenschaft. Geld lasse sich mit dem Züchten nicht verdienen, Kostendeckung sei schon das höchste der Gefühle, erklären die beiden Rentner. "Unsere Bekannten sagen: Ihr habt nur eure Pferde im Kopf. Es ist wirklich ein bisschen wie eine Sucht", vergleicht Maria Hellstern. "Wer den Stachel in sich hat, bekommt ihn nicht mehr raus. Das ist unser Ding", meint sie und lacht.

Angefangen hat es mit der "Sucht" bereits 1975, als das Ehepaar sein erstes Pferd gekauft hat. Und der Grund war nicht, dass die kleine Tochter ein Pony wollte, das sie später auch bekam. Die beiden hatten selbst viel für Tiere übrig. "Der Fohlenmarkt in Riedlingen ist ganz bekannt", sagt Maria Hellstern. Etliche Fohlen haben sich die beiden damals angeschaut als sie darüber schlenderten. Beim Anschauen blieb es aber nicht. Ein besonders Schönes hatte es ihnen angetan. "Das nehmen wir", habe Ekkehard gesagt, wie seine Frau sich erinnert. Er habe einfach die Hand gehoben und ehe Maria Hellstern wusste, wie ihr geschieht, war sie stolze Besitzerin eines Fohlens. "Wir hatten nicht einmal einen Stall", erinnert sich die Frau. Der sei dann schleunigst gebaut worden, damals noch in Sulz-Glatt. Als der Platz dort zu klein wurde, zog die Familie 1987 nach Loßburg in den Romsgrund um, auf einen Hof mit zehn Hektar Land. Und zwar mitsamt Pferden, Hühnern, Hund, Katze und drei Kindern.

Heute, mehr als 40 Jahre und etwa 100 Fohlen später, gibt es die Hellstein-Pferde auf der ganzen Welt, sei es in Österreich, der Schweiz, den USA, Australien oder Spanien. Über Auktionen werden sie überallhin verkauft. "Wir geben sie entweder als Fohlen ab oder mit drei bis vier Jahren", erklärt der 76-Jährige. Ab diesem Alter könne der Trainer anfangen, das Pferd zu reiten. Und nein, der Besitzer sei nicht gleich der Reiter. "Die Besitzer geben die Pferde in den meisten Fällen in echte Profihände", sagt Ekkehard Hellstern. Bei einem guten Reiter könne das Pferd nach zehn Jahren in der obersten Klasse der Dressurpferde angekommen sein, wenn die Qualität stimmt.

Hobby wird immer globaler und teurer

"Die Pferdezucht hat sich verändert", meint der 76-Jährige, als er auf der warmen Holzterrasse seines Hauses sitzt, nur von Grün und Blumen umgeben. Der Hof liegt abgelegen und idyllisch. Es ist still, abgesehen von dem ein oder anderen Pferdewiehern aus dem angrenzenden Stall oder von der Koppel. "Die kleinen Züchter wurden von den großen, profitorientierten weitgehend verdrängt." Und globaler sei alles geworden. "Früher ist man mit seiner Stute zum Hengst gefahren und da wurde sie gedeckt. Heute läuft alles über künstliche Befruchtungen, weil das Sperma von viel weiter her kommt", erklärt das Ehepaar. Und das Sperma von einem guten Hengst koste bis zu 1000 Euro. "Das Züchten wird immer teurer." Vom Embryotransfer, einer Art Leihmutterschaft für Pferde, distanzieren sich die Hellsterns. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das für die Tiere gut ist", sorgt sich die Züchterin.

Ob es beim Züchten und Dressieren insgesamt um das Tierwohl gehe? Hellstern winkt ab. Diese Debatte kennt sie gut. "Wenn auf einem Hof etwas nicht zugeht wie es sollte, dauert es Jahre, bis die Menschen wieder Vertrauen in die Branche haben", ärgert sie sich. "Auf einem ganz normalen kleinen Hof werden keine fragwürdigen Methoden angewandt." Bei jedem Wettbewerb sei ein Tierarzt dabei und wenn nur ein Riemen am Pferd gefunden werde, der zu fest sitze, sei man ganz schnell disqualifiziert.

Was die Tiere bei der Dressur lernen, seien Abläufe, die sich aus normalen Bewegungen beim Spielen zusammensetzen, die sie auf der Koppel auch machen. Daran sei grundsätzlich nichts Unnatürliches. Auch seien die Tiere lernbegierig und oft stark auf ihre Reiter fixiert, die sich Zeit für sie nähmen. "Da kann man nichts übers Knie brechen. Sie werden an alles ganz langsam gewöhnt." Und die Hellsterns achten darauf, an wen sie ihre Tiere abgeben, wie sie versichern.

"Ich glaube sogar, dass die Pferde das spüren, wenn sie beim Wettbewerb etwas besonderes geschafft haben", ist Maria Hellstern überzeugt. "Manche sind so übermütig, dass die Reiter kaum die Ehrenrunde mit ihnen laufen können", sagt sie aus Erfahrung. Für die beiden steht fest: "Wir machen weiter, so lange es geht. Die Pferde gehören zu unserem Leben."