Gebaut für einen Ernstfall, der hoffentlich nicht eintritt: Edmund Henßler vom Landratsamt und Bürgermeister Christoph Enderle mit den beiden Hegering-Leiterern Willi Jooß und Andreas Eisenmenger (von links) in der neuen Sammelstelle für Wildabfälle in Wälde. Foto: Rath

Sammelstelle für Wildabfälle in Wälde geht in Betrieb. Baustein in Seuchenprophylaxe.

Loßburg-Betzweiler-Wälde - Weiterer Baustein in der Seuchenvorbeugung im Kreis Freudenstadt: Die neue "Verwahrstelle" für Wildabfälle in Wälde ist fertig. Im Augenblick erspart sie den Jägern aus Loßburg und Alpirsbach weite Fahrwege. Sollte die Afrikanische Schweinepest (ASP) in der Region auftreten, dann käme ihr jedoch eine bedeutendere Funktion zu.

Vertreter des Landratsamts, der Gemeinde Loßburg und die beiden Hegering-Leiter Andreas Eisenmenger (Alpirsbach) und Willi Jooß (Loßburg) nahmen die Einrichtung in Betrieb. Die "Verwahrstelle", ein Betriebsgebäude mit Edelstahlausstattung, Kühlzelle und Spülbecken, befindet sich direkt beim dortigen Klärwerk. In einem Rollcontainer können die mehr als 100 Jäger der beiden Hegeringe das entsorgen, was für den menschlichen Verzehr nicht geeignet ist: die Innereien erlegten Wilds, verendete oder überfahrene Tiere sowie belastete Kadaver, etwa durch Krankheiten oder eine zu hohe Konzentration von Radioaktivität. Die Verwahrstelle wird angefahren von der Tierkörperbeseitigung. Was im Container landet, geht in die Beseitigung – sprich: Verbrennung. Für Edmund Henßler, Leiter des Veterinär- und Verbraucherschutzamts im Landratsamt, spielt die Sammelstelle eine große Rolle in der Seuchenprophylaxe.

Eine von drei Verwahrstellen im Kreis

Erreger wie das ASP-Virus könnten sich sehr lange in der Umwelt halten. Je weniger Wildkadaver und -reste im Wald bleiben, desto besser. Aus diesem Grund haben die beiden Hegering-Vorsitzenden ihre Mitglieder auch dazu aufgerufen, die Verwahrstelle zu nutzen, "Wildaufbruch" und "Fallwild" dorthin zu bringen, wenngleich dies noch nicht verpflichtend sei.

Sollte ASP den Kreis erreichen, sähe die Lage anders aus. Die Verwahrstelle in Wälde ist eine von mittlerweile drei im Landkreis Freudenstadt. Sammelstellen gibt es auf der Bengelbruck in Freudenstadt und in Isenburg bei Horb. Weitere sollen folgen, in Klosterreichenbach, in Bad Rippoldsau-Schapbach und im Raum Pfalzgrafenweiler. Das System sei ein Teil der Vorkehrungen für den denkbaren Fall eines ASP-Ausbruchs im Kreis.

Entsprechend unterstützt wird der Bau von der öffentlichen Hand. Die Verwahrstelle in Wälde kostete laut Henßler deutlich mehr als 20 000 Euro. Den Großteil davon trug das Land. Auch das Landratsamt gab einen Zuschuss. Die Jäger erstellten den Bau in Eigenleistung. Auch die Entsorgung der Abfälle wird von Land und Landkreis übernommen, ebenso laufende Kosten etwa für Strom und Wasser.

Stichprobenartige Untersuchungen

Die Jäger kümmern sich um den Betrieb der Stelle. Die Sammelstellen sind nur ein Teil der Vorkehrungen, um sich für die ASP zu wappen.

Die Jägerschaft sei geschult worden, um kranke Wildschweine erkennen zu können. In Vorbereitung sei auch ein "Berge-Set", um Kadaver aus dem Wald schaffen zu können. Darüber hinaus gebe es Stichproben. Jährlich würden rund 60 erlegte Wildschweine auf den ASP-Erreger hin untersucht.

Loßburgs Bürgermeister Christoph Enderle freut sich über die neue Sammelstelle, hofft aber, dass sie wegen ASP "nie gebraucht" wird. Der Standort beim Klärwerk sei ideal. Leitungen für Strom, Wasser und Abwasser waren ohnehin vorhanden, ebenso Zufahrt und Wendemöglichkeit für die Laster der Tierkörperbeseitigung.

Das Holzgebäude, das jeden Garten zieren könnte, sei außerdem optisch sehr ansprechend geworden. "Ich bin froh und dankbar über das Engagement der Jägerschaft. Das Projekt hat wirklich sehr gut funktioniert", so Enderle.

Info: ASP

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) wird durch ein Virus übertragen. Für Menschen ist es ungefährlich, bei Wild- und Hausschweinen verläuft die Krankheit allerdings tödlich. ASP gilt als hochansteckend und verbreitet sich zusehends, etwa durch Wildschweine oder rohes Schweinefleisch wie Mett oder Schinken. Probleme gibt es laut Edmund Henßler vor allem in Teilen Osteuropas. Mittlerweile seien Fälle auch in Belgien nachgewiesen. Die Folgen für Bauernhöfe und fleischverarbeitende Betriebe in betreffenden Gebieten seien gravierend.