Geselliges Teetrinken Foto: Contact the Elderly

Süßer Sonntag: In London laden Studenten einsame Rentner zu Tee und Schokokuchen ein.

London - Sie engagieren den Pflegedienst, eine Putzfrau und bekommen das Essen bis zur Tür geliefert - doch mit ihrer Einsamkeit fühlen sich viele Ältere hoffnungslos alleingelassen. Ein Projekt aus Großbritannien zeigt nun, wie sich das Problem einfach und charmant lösen lässt.

Wilde Feten hat Felicity Tyson, eine quirlige Hauptstädterin, schon einige hinter sich. Sie stülpt einen wattierten Teewärmer über die Kanne dampfenden Earl Grey und lächelt vielsagend. Details aus dem Nachtleben Ostlondons gehören nicht hierher. Denn die 30-Jährige erwartet Besuch - und der ist ganz anders drauf als die junge Szene, in der die Gastgeberin zu Hause ist.

Zur Feier des Tages hat Tyson das Geschirr ihres verstorbenen Großvaters ausgepackt. Auf die Reaktionen der Gäste ist sie jetzt schon gespannt, denn das Tee-Service stammt aus deren Ära. Skeptisch beäugt sie den Schokoladenkuchen im Ofen, arrangiert Toast mit Rührei und Schinken zu einem Turm, richtet die Kissen und räumt das Rad aus dem Flur. Dann klingelt es. Herein spazieren Hilda (93), Richard (82) und Petal (83).

Ehrenamtliche haben die drei Senioren an diesem Sonntag, dem stillsten Tag in ihrer Woche, hergebracht. Felicity Tyson ist die Gastgeberin einer von 380 Teepartys, die die Wohltätigkeitsorganisation Contact the Elderly (Nimm Kontakt zu Älteren auf) organisiert. Zielgruppe sind alleinstehende Menschen über 78 Jahre - also rund 140.000 Personen im Königreich, die wegen ihrer sozialen Isolation gar nicht so leicht zu finden sind. Für 3000 von ihnen ist der Sonntagstee mittlerweile zum Lichtblick geworden - der älteste Teilnehmer hat gerade seinen 106. Geburtstag gefeiert.