Integrationsministerin Bilkay Öney, Klaus Eisenhardt und Ergun Can gestern im Sulzer Bürgersaal Foto: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

SPD-Ortsverein lädt zum Fachgespräch in den Bürgersaal?/?Auch die Mehrheitsgesellschaft soll profitieren

Von Bodo Schnekenburger Sulz. Der Ansatz war in zweierlei Hinsicht pragmatisch: Aus eigener Erfahrung weiß Klaus Eisenhardt, dass es in Sulz nicht nur keine zentrale Anlaufstelle gibt, wenn es ums Thema Integration geht, sondern dass man auf private Kontakte angewiesen ist, wenn man sich zum Thema informieren oder den Austausch suchen will. Und weil zu Wahlkampfzeiten Politiker etwas häufiger über Land unterwegs sind, sah der SPD-Ortsvereinsvorsitzende eine ideale Gelegenheit, Integrationsministerin Bilkay Öney zu einem Fachgespräch in Sulz zu gewinnen. So viel vorweg: Es gibt Bedarf. Am Ende der Veranstaltung gestern Abend im Bürgersaal im Rathaus warf ein Besucher die Frage auf, ob es auch nach den Wahlen wohl noch solche Gespräche geben werde. Für Eisenhardt eine Steilvorlage, denn so werden der Bedarf dafür greifbar und der gestrige Termin im Wahlkampfkalender zum Einstieg in eine Vernetzung, die sich ebenso ungeplant wie informell an den offiziellen Teil anschloss. Dass nämlich viele Institutionen, Gruppen und Vereine mit Integration zu tun haben, hat er bei der Vorbereitung gemerkt: 160 Einladungen habe er verschickt. Gekommen sind, die offen eingeladenen Bürger eingeschlossen, etwa ein Zehntel. Doch auch so kamen einige Anliegen der Ministerin, die zunächst ihre Arbeit vorstellte und dann Projekte, die im Werden oder in der Vorbereitung sind, zum Tragen. Dass freilich die Erfahrungen, die man in den Ballungszentren macht, und die daraus erwachsenden Handlungskonsequenzen nur teilweise übertragbar sind, ließ sich schnell am Beispiel des Kindergartens Bergfelden feststellen. Dessen Leiterin Elke Grötzinger berichtete von 60 Kindern, von denen etwa zehn Migrationshintergrund hätten. Schwierigkeiten habe es zuletzt nur in einem Fall gegeben, und das, weil eine Verständigung mangels Sprachkenntnis schlicht nicht möglich war. Grötzinger hat den Eindruck, dass die Migrantenfamilien in Bergfelden erreicht werden. Anders sieht es in der Kernstadt aus. Nicht umsonst hatte bei der Auftaktveranstaltung und der Bürgerwerkstatt zum Stadtentwicklungskonzept das Thema Integration in der Kernstadt besonderen Stellenwert. Wieder Beispiel Kindergarten. Die Zahl der Kinder mit Migrationshintergrund sei deutlich höher, berichtete Dekan Ulrich Vallon, Sprachförderprogramme zur Unterstützung liefen, und die Erzieherinnen legten großen Wert darauf, "sehr viel Kontakt zu den Eltern zu pflegen". Für die Integrationsministerin ist der Kindergarten ein wichtiges Podium auch in anderer Hinsicht. Hier fänden Mütter, auch jene, die sonst nicht ohne Weiteres hinaus dürften, in der Regel aber doch die Erziehung übernähmen, am ehesten Kontakt zu anderen Müttern. Die Kindergartenzeit zu nutzen, um diesen beispielsweise Sprachunterricht zu geben, könnte ein Ansatzpunkt sein. Ein weiteres Podium für Integration, das auch von Bundestagskandidat Ergun Can akzentuiert beworben wurde, ist das Ehrenamt. Sich zu trauen, etwa bei Elternvertretung in Kindergarten oder Schule oder im Sportverein auch Sprecher- oder Leitungsfunktion zu übernehmen, sei eine Möglichkeit, die Integration voran zu bringen. Öney informierte über Projekte, die mit dem DRK liefen und die Idee, über die freiwilligen Feuerwehren verstärkt eine Basis für Integration zu schaffen. Bei Verwaltungen und Unternehmen könnte die Erschließung und Stärkung interkultureller Kompetenz Nutzen auch für den Arbeitgeber bringen. Wobei die Kommunen da deutlich kooperativer und aufgeschlossener seien als Landes- und Bundesverwaltungen. Weitere Themen waren der Komplex Flüchtlinge und hier nicht zuletzt die formale Ausgrenzung bei langen Asylverfahrensdauern und die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen, die insbesondere im Pflegebereich für Entlastung des angespannten Arbeitsmarkts sorgen könnten.