Ensemble Cirque Susuma reißt Publikum im Theater am Ring mit / Atemberaubende Aktobatik und rauschhafte Klänge

Von Wolfgang Tribukait

Villingen-Schwenningen. Das westafrikanische Ensemble Cirque Susuma ließ das Publikum im Villinger Theater am Ring die Seele des dunklen Kontinents erleben. Kulisse: zwei große Urwaldbäume, rechts und links bunt bemalte afrikanische Schilde, im Hintergrund Gruppierungen großer Trommeln. Es wird dunkel, von Sternen übersäter Himmel, und zahlreiche Vogelstimmen beschwören eine Tropennacht. Tierstimmen mischen sich ein, Trommeln erwecken Rhythmus. Zwei wild kostümierte dunkle Gestalten springen von rechts und links auf die Bühne, begrüßen sich im Scheinkampf aufeinander treffender Knüppel, tanzen mit gewaltigen Sprüngen.

Dann klingt ein lautenähnliches Instrument, dazu Gesang, anfangs melodisch-getragen, rasch sich steigernd im Tempo. Trommeln reißen die Tänzer mit, Stöcke schlagen rhythmisch, bald klatscht das Publikum mit. Dann eine Flötenmelodie – und dazu Break-Dance auf Füßen, Händen und Rücken. Zwei akrobatische Bodenturner mit zahllosen halsbrecherischen Sprüngen und Salti vor- und rückwärts, atemberaubend, wie sie aufeinander abgestimmt sind. Ihnen folgt ein Schlangenmensch, der die Arme in den Schultergelenken so verdreht, dass man kaum mehr weiß, was seine Vor- oder Rückseite ist.

Wieder stimmt der Vorsänger ein Lied an, Voya-Lulu, gegeneinander versetzte Rhythmen, rasch fällt das Publikum ein. Eine Huldigung an Mama Africa – eine üppige Frau wackelt mit dem Popo, je größer der ist, desto schöner – zwei tanzende Männer werden davon so betört, dass sie, kaum mehr bei Sinnen, nicht merken, wie die Frau sich wegstiehlt und sie sich lächerlich ineinander verknäueln.

Nach der Pause beschwört das Ensemble alte afrikanische Mythen: scheppernde Rasseln, die Seele des Windes, die sich darstellt im Tanz einer Frau mit weit fliegenden Bast-Röcken – bunt angestrahlt in einer Nebelwolke. Und sie erzählen tänzerisch die Geschichte vom gelangweilten König, den erst ein Vogel, dann eine Antilope, dann wieder ein Vogel zu unterhalten versuchen (großartige expressive Kostüme!) – vergeblich; aber eine tanzende Spinne kann es, sie erhält einen Obstkorb, soll teilen, ist zu gierig und will alles für sich behalten. Und wieder darf das Publikum teilnehmen an der Langeweile des Königs und schließlich seine Befriedigung.

Der Schlangenmensch zwängt seinen Körper durch einen Tennisschläger, Akrobaten lassen Schüsseln rotieren, acht Stück gehalten von einem Mann; Menschen aus dem Publikum dürfen auf der Bühne assistieren. Zum großen Finale tanzen alle mit Fahnenträger, Stelzengänger und Fahrrad-Parodie auf die Vorbühne, angeheizt von den Rhythmen der Trommeln, das Publikum klatscht mit.

Noch eine Zugabe: Der Vorsänger im weißen Gewand intoniert ein afrikanisches Lied, alle, auch das Publikum, singen mit, das Tempo steigert sich, die Akrobaten füllen den Raum mit halsbrecherischen Sprüngen. Der Abend endet in afrikanischen rauschhaften Klängen.