Bastian Schweinsteiger (links) und Sami Khedira: Sind sie das neue Rückgrat der Nationalmannschaft? Foto: Baumann

Ballack und Schweinsteiger - so stellte sich Löw die Doppel-Sechs vor. Jetzt muss er umplanen.

Sciacca/München - Die Kapitänsbinde wird er wohl nicht übernehmen, aber auf dem Rasen muss Bastian Schweinsteiger bei der Fußball-WM die Chefrolle von Michael Ballack ausfüllen. Auch Bundestrainer Joachim Löw hatte am Montag sofort den logischen Notfall-Plan parat, in dem der 25 Jahre alte Bayern-Profi Schweinsteiger nach dem WM-Ausfall von Anführer Michael Ballack die Hauptlast im Mittelfeld der deutschen Nationalelf übernehmen soll. „Auf dieser Position ist Bastian Schweinsteiger jetzt noch mehr in der Verantwortung“, betonte Löw in Sizilien.

Löw traut dem 73-maligen Nationalspieler die Herkulesaufgabe zu. „Bastian Schweinsteiger hat in den vergangenen Monaten bei uns und bei Bayern München schon mehr Verantwortung übernommen“, würdigte der DFB-Chefcoach die rasante Entwicklung des Münchners vom „Schweini zum Mann“, wie es Bayern-Präsident Uli Hoeneß zuletzt beschrieben hatte.

Löw muss ganz neu planen

Ballack und Schweinsteiger - so stellte sich Löw die Doppel-Sechs für Südafrika vor. Jetzt muss er seinen „Fall für Zwei“ neu lösen.

Erster Anwärter auf den Assistenten-Job von Schweinsteiger ist der 23 Jahre junge Stuttgarter Sami Khedira, dessen Potenzial im defensiven Mittelfeld Löw sehr schätzt: „Diese zwei Spieler sind jetzt gefragt.“

Schweinsteiger und Khedira haben in der Nationalmannschaft in der neuen Rollenverteilung noch nicht zusammengespielt. Und Löw muss auch noch bis nach dem Champions-League-Finale warten, ehe er sein aus der Not geborenes neues Sechser-Duo in Training und Wettkampf erproben kann. Nur 180 Testspiel-Minuten - am 29. Mai gegen Ungarn und am 3. Juni gegen Bosnien-Herzegowina - bleiben vor dem WM-Ernstfall am 13. Juni in Durban gegen den ersten WM-Gruppengegner Australien.

Schweinsteiger: "In der Mitte habe ich meine Stärken"

Nach seiner Versetzung ins zentrale Mittelfeld durch Vereinscoach Louis van Gaal hat Schweinsteiger beim FC Bayern an der Seite von Mark van Bommel bewiesen, dass er die zentrale Rolle ausüben kann. „In der Mitte habe ich meine Stärken“, betont Schweinsteiger, der in der Nationalelf bei den vergangenen großen Turnieren stets auf den Flügeln zum Einsatz kam.

Khedira ist ein Wagnis: Der Stuttgarter, dessen WM-Teilnahme wegen einer Knieverletzung in der Bundesliga-Rückrunde kurzzeitig gefährdet schien, hat in drei Länderspielen nur 104 Spielminuten absolviert.

Allerdings bewies Khedira beim VfB Stuttgart und auch als Kapitän der deutschen U 21-Auswahl, die 2009 Europameister wurde, sein spielerisches Potenzial und auch sein Talent zum Führungsspieler.

Löws Alternative: Youngster Christian Träsch

Als Sechser-Alternative nannte Löw am Montag zudem Khediras noch unerfahreneren VfB-Kollegen Christian Träsch namentlich. Außerdem hat Abwehrspieler Heiko Westermann bei Schalke 04 oft im defensiven Mittelfeld gespielt. Auch Philipp Lahm setzte Löw schon einmal auf dieser wichtigen Position ein; beim 2:1 am 22. August 2007 in London gegen England spielte der kleine Münchner auf Anhieb groß auf. Allerdings wird Lahm bei der WM in der Abwehr gebraucht.

Die wichtige Sechser-Position hält Löw im WM-Jahr in Atem: Vor Ballack hatte bereits den Leverkusener Simon Rolfes (Knie) das WM-Aus ereilt. Thomas Hitzlsperger stürzte in eine Formkrise, wurde zum Härtefall bei der Nominierung. Und Routinier Torsten Frings vom SV Werder Bremen hatte der Bundestrainer zu Jahresbeginn aussortiert.