Die Umstände der gescheiterten Lösegeldübergabe werden immer dubioser.
Stuttgart/Heidenheim - Heute wollen die Bürger von Heidenheim und Umgebung heute von der ermordeten Bankiersfrau Maria Bögerl bei einer Trauerfeier Abschied nehmen. Derweil wird hinter den Kulissen immer heftiger um die Frage gerungen, wer schuld war, dass die Übergabe des Lösegelds von 300.000 Euro an die Entführer am 12. Mai gescheitert ist.
In einer gemeinsamen Stellungnahme teilten die Polizeidirektion Heidenheim und die Staatsanwaltschaft Ellwangen am Dienstagabend mit, der Heidenheimer Sparkassenchef Thomas Bögerl habe an jenem Tag darauf bestanden, die Sache selbst zu regeln. Bögerl habe an jenem Morgen um 11.25 Uhr per Telefon die Lösegeldforderung erhalten und unmittelbar danach die Polizei informiert. "Der Ehemann von Frau Bögerl hat sofort - ohne dass eine entsprechende Bitte seitens der Polizei an ihn herangetragen worden wäre - erklärt, die geforderte Lösegeldsumme entsprechend den Tätervorgaben bereitstellen zu können." Man habe "das Angebot des Vorstands der Kreissparkasse Heidenheim" als den "am ehesten erreichbaren Ansatz" gesehen, "die Forderungen des Erpressers rechtzeitig zu erfüllen", so die Behörden. Deshalb, so betonten Polizei und Staatsanwaltschaft in ihrer Erklärung, habe die Polizei auch "nicht versucht, das Lösegeld selbst zu besorgen".
"Zeitliche Verzögerung" bei Geldbeschaffung
Mit dieser Schilderung der Abläufe werden die Umstände der Geldbeschaffung und gescheiterten Geldübergabe noch dubioser. Vor allem gibt es nun einen offenen Widerspruch zwischen den Ermittlern und dem Witwer. Denn Thomas Bögerl hatte zuvor gegenüber unserer Zeitung das Gegenteil gesagt: "Ich habe nie darauf bestanden, das Lösegeld selbst zu besorgen. Der Betrag wurde besorgt. Mehr möchte ich dazu nicht sagen." Bögerl hatte zugleich bestätigt, dass es eine zeitliche Verzögerung bei der Bereitstellung des Lösegelds gegeben habe. "Ja, das war so." Genaue Details dazu lehnte er ab.
Die zeitliche Verzögerung ist freilich unbestritten. Polizei und Staatsanwaltschaft teilten am Dienstagabend mit, die vom Täter aufgestellten detaillierten Forderungen "mit einem äußerst engen Zeitfenster und einer atypischen Stückelung" hätten der Polizei "nur extrem begrenzte Handlungsalternativen" gelassen. Daraus folgend, vertraute man offenbar Bögerl, der das Geld besorgen wollte, dann aber die zeitlichen Probleme bekam. "Leider konnte das Lösegeld in der vom Täter detailliert vorgegebenen Stückelung erst kurz vor 15 Uhr beschafft und gegen 15.27 Uhr am Übergabeort an der A7 deponiert werden", so Polizei und Staatsanwaltschaft abschließend.