Viele Jahre lang hat sich die IG Pro Schiene für die Verladestation Wiesental in Lörrach stark gemacht. Ende Juni ist der Betrieb nach Rheinfelden verlagert worden, auch Neuenburg wird vom Forst genutzt. Die Lörracher Wirtschaftsförderin würde die Fläche gerne als eingeschränktes Gewerbegebiet nutzen.
480 Waggons wurden vor zehn Jahren noch mit Baumstämmen aus der Umgebung in Lörrach beladen – etwa 1000 Laster waren damit weniger auf der Straße. Zuletzt ging die Zahl stets zurück, 2021 waren es noch 231 Waggons, im vergangenen Jahr 105. Die heimischen Forstbetriebsgemeinschaften und Forst BW haben daher im November vergangenen Jahres den Pachtvertrag mit der DB Cargo gekündigt.
Die DB Cargo
Künftig wird laut einem DB-Sprecher die Holzverladung in Rheinfelden erfolgen, wo im Gegensatz zu Lörrach auch entsprechendes Bahn-Personal schon vor Ort ist und nicht bei Bedarf angefordert werden muss. Hier könne flexibler auf Kundenwünsche reagiert werden, so der Sprecher gegenüber unserer Zeitung. Für Lörrach bringe dies nicht unerhebliche Vorteile mit sich. So entstehe beim Aufladen weniger Lärm vor Ort. Auch gebe es weniger Dreck und Verkehr, der mit Laster-Baumtransporten ansonsten vorkomme. Der Autoreiseterminal, wo zwei private Anbieter Wagen huckepack nehmen, werde angesichts des seit Monatsanfang wegfallenden Holzverladezugverkehrs auch profitieren, führt der Bahn-Sprecher an.
Die Wirtschaftsförderin
In der Stadt Lörrach wird schon länger auf die Bahn-Fläche zwischen Milka-Werk von Mondelez und westlicher Schwarzwaldstraße geblickt. Bewusst sei angrenzend die westliche Schwarzwaldstraße auch als Mischgebiet ausgewiesen. Angesichts des 24/7-Dauerbetriebs im Schokoladenwerk dürfe angrenzend auch kein sensibles Wohnen perspektivisch erfolgen, blickt die Lörracher Wirtschaftsförderin schon voraus: „Das Thema Lärm muss man im Blick behalten.“ So gehe es hier auch um die Sicherung der Metallverwertungsfirma, der daneben befindlichen Schreinerei und dem nahe gelegenen Logistikbetrieb. Ziegler-Jung kann sich auf einem Teil der Bahnfläche gut ein „eingeschränktes Gewerbegebiet“ vorstellen. Dass die Holzverladung so nah an der Stadt erfolgte, war ihr ebenso wie anderen städtischen Vertretern seit langem ein Dorn im Auge. Gleichzeitig muss sie für die weitere Entwicklung im Blick behalten: „Wir sind nicht Eigentümer der Fläche.“ Das ist die Bahn.
Die IG Pro Schiene
Um das städtische Interesse einer anderen Nutzung als für eine Holzverladestation weiß der Vorsitzende der IG Pro Schiene Dreiland, Karl Argast. Vor zehn Jahren hatte sich sein Verband erfolgreich für die Fortsetzung dieser Nutzung stark gemacht. Mit der neuen Entwicklung der Aufgabe der Verladestation durch unsere Zeitung konfrontiert, fehlen ihm fast die Worte. Dies sei „unglaublich“, er bringt wenig Verständnis für die Aufgabe auf. Es sei „absurd“, wenn die Bahn von einer nachhaltigen Verkehrspolitik spreche, Güter verstärkt auf die Schiene bringen wolle. Zudem blickt er in Richtung Rathaus. „Wenn die Stadt Lörrach das Gelände vereinnahmt, wird auch der Autoreisezug rausfliegen.“
Die Forstseite
Der Leiter der Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) Kleines Wiesental und Dreiländereck, Michael Meyer-Heisig, verweist auf die deutlich rückläufige Anzahl der Güterwaggons, womit sich ein Missverhältnis zum Pachtpreis ergebe. Daher sei der Vertrag mit der DB Cargo von den drei Forstbetriebsgemeinschaften und Forst BW gekündigt worden. Die Lörracher Verladestation habe an Bedeutung verloren, dort sei das Rangieren auch wegen der limitierten Anzahl von hintereinander befindlichen Waggons schwieriger. In Neuenburg könnten direkt ganze Züge und nicht nur einzelne Waggons beladen werden, die Verladestation lasse ein deutlich höheres Tonnenvolumen zu. Gleichzeitig habe die DB Cargo laut dem FBG-Leiter nicht so hohes Interesse an dem Transport auf der Schiene, da die Fracht zeitaufwändiger gesichert werden müsse. Kesselwagen oder Container würden eher bevorzugt.
Für Lörrach ist der Umschlag laut Meyer-Heisig auch schwierig, da der S-Bahn-Verkehr im Blick behalten werden muss. Die Bahn habe zudem unzuverlässig die Waggons zur Verfügung gestellt. Von dieser Unzuverlässigkeit ist dem Bahn-Sprecher nichts zu Ohren gekommen. Ein Manko für die Forstvertreter sei zudem laut Meyer-Heisig der begrenzte Lagerplatz in Lörrach gewesen. „Ich gebe aber sehr ungern Verlademöglichkeiten ab“, so der FBG-Leiter, doch setzt er nun auf Neuenburg und Rheinfelden, trotz der weiteren Wege. Er sei traurig über das Aus in Lörrach, auch wenn nun Anwohner und Bürger weniger Lärm und Dreck hätten.