Günstig, gut und ökologisch wohnen : Das sind wichtige Themen bei den Baugenossen. Was viele außerdem bewegt: Wie geht es mit dem „Schwalbenäscht“ weiter?
Zufriedene Gesichter bei der Pressekonferenz der Baugenossenschaft Lörrach. Vorstand Andreas Seiter bilanzierte: „Die Erfolgsgeschichte seit 2016 hält an. Mit diesem tollen Ergebnis haben wir nicht gerechnet.“ Die Eigenkapitalquote liegt über 45 Prozent.
Eine Erfolgsgeschichte
Dabei sind die an sich schwierigen Rahmenbedingungen bekannt: hohe Baupreise, Fachkräftemangel, Zinsen, hohe Vorgaben. Das alles erschwere die Wirtschaftlichkeit für den Neubau von Mietwohnungen. Den Schwerpunkt legt die Baugenossenschaft daher auf Bestandswahrung und Sanierung, so Seiter. Allerdings: In Zukunft dürften auch wieder Neubauten auf der Agenda stehen.
2,3 Millionen Euro wurden in die Instandhaltung und Modernisierung der Immobilien, die aus 950 Einheiten bestehen, investiert. Von jedem erwirtschafteten Euro werden 35 Cent in die Bestandspflege gesteckt, war zu erfahren.
Besonders im Fokus steht der Klimaschutz. PV-Anlagen wurden daher massiv ausgebaut. Rund ein Drittel aller Anwesen sind inzwischen damit ausgestattet. „Ein Meilenstein für uns!“, so Seiter. Schließlich seien Dächer ja sowieso schon versiegelte Flächen, erklärt Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Schneucker diese Priorisierung. Ihm liegt aber auch die Reduzierung des Stromverbrauchs bei den Gebäuden durch energetische Maßnahmen sehr am Herzen wie dies zum Beispiel in der Hartmattenstraße erfolgte. Daher solle der Wohnungsbestand kontinuierlich modernisiert werden. Weiteres wichtiges Thema: die Nutzung von Fernwärme.
Das Geschäftsergebnis könne sich trotz hoher Aufwendungen sehen lassen. Erwirtschaftet wurden 1,3 Millionen Euro. Der Großteil fließt in die Rücklagen. Der restliche Betrag von 98 000 Euro soll an die Mitglieder ausgeschüttet werden. Die Dividende soll so wie im vergangenen Jahr bei zwei Prozent liegen.
Die Mieter
74 Mieterwechsel gab es – eine Fluktuation unter acht Prozent. Darunter fielen laut Seiter neun Tauschgesuche, 23 kamen durch Tod oder Umzug ins Altersheim zustande, fünf Zwangsräumungen gab es. Bei letzteren wurde betont, dass zunächst intensiv versucht wurde, eine solche Notsituation zu vermeiden. Wenn aber ein Mieter einfach seine Wohnung mit unbekanntem Ziel verlasse, gäbe es auch für die Baugenossenschaft keinen Handlungsspielraum mehr.
Die Leerstandsquote beträgt ein Prozent, die letzte Mietanpassung gab es 2023. Geplant ist, etwa alle drei Jahre eine Überprüfung vorzunehmen.
Die Tilgung
Und die Verbindlichkeiten? „Die Tilgung steht auf unserer Agenda“, betont Seiter. Gut zwei Millionen Euro waren dies im Jahr 2024. „Eine kontinuierliche Entschuldung ist wichtig für unsere Geschäftspolitik.“
Die Mitgliederzahlen der Baugenossenschaft steigen stetig. Inzwischen sind es 2600. „Die Nachfrage nach günstigem Wohnraum wächst“, betont Markus Lacher. Mit einer Durchschnittsmiete von 7,8 Euro liege man weit unter dem Markt.
Die Baugenossenschaft möchte sich indes auch als gefragter Arbeitgeber positionieren. Für die 18 Mitarbeiter gebe es Förderung und Qualifikationsmöglichkeiten. Eigeninitiativ wurde zunächst auf zwei Jahre ein neues Arbeitszeitmodell aufgegleist: die Umstellung auf eine Vier-Tage-Woche – bei Beibehaltung der Wochenstunden.
Einen fließenden Übergang gibt es beim Vorstand: Seit Mai steht „der erfahrene Kollege“ Andreas Heiler neben Seiter, die Genossenschaft wird also bis Sommer 2026 von einer Doppelspitze geführt. Heiler stammt aus der Regio, ist bestens vernetzt und war zuletzt zehn Jahre lang Geschäftsführer der Wohnbau Weil.
Der Ausblick
Für 2025 ist ein Instandhaltungsaufwand von rund 1,9 Millionen Euro eingeplant. Im Herbst sollen erste Anwesen in der Raiffeisenstraße mit Fernwärme-Anschlüssen ausgestattet werden. Hier wird zudem aufwendig saniert, die Gebäude stammen aus den 1950er Jahren.
Einige Anwesen sind indes nicht sanierungsfähig. Ein Neubauprojekt mit Sozialwohnungen wird daher realisiert. Um die Mieter, die ausziehen müssen, werde sich die Baugenossenschaft kümmern, betont Schneucker.
Und das Schwalbenäscht?
1992 wurde das Quartier-Tagescafé in der Hartmattenstraße gegründet – und ist seitdem beliebter Treffpunkt für viele geworden: Café, Restaurant, Ort zum Feiern oder Trauern. Doch seine Zukunft ist ungewiss. Vier Jahre lang – von 2020 bis 2024 – war der Betrieb von den Profi-Gastronomen Roßkopf bewirtschaftet worden.
Der aktuelle Pächter hat nun auf den 1. Juli gekündigt. Die in die Jahre gekommene Gastwirtschaft müsse dringend saniert und behördlicherseits neu ein Fettabscheider installiert werden. Da komme ein sechsstelliger Betrag zusammen, sagt Andreas Seiter. Er hofft, dass ein passender Pächter gefunden wird. „Das Schwalbenäscht ist uns wichtig“, betont er. Dennoch müsse sich eine entsprechende Investition natürlich lohnen.
100. Mitgliederversammlung der Baugenossenschaft Lörrach: Donnerstag, 5. Juni, 19 Uhr, Gemeindehaus St. Fridolin. Apéro ab 18 Uhr