Ebenso impulsiv wie virtuos spielen Gregor Hänßler (Mitte) und das Oberrheinische Sinfonieorchester Lörrach Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Foto: Jürgen Scharf

Der Geiger Gregor Hänßler und das Oberrheinische Sinfonieorchester Lörrach sorgen mit einem barocken Pop-Hit für einen glanzvollen Auftakt ihrer Sommerkonzerte.

Hellauf begeistert reagierten die Besucher in der Wehrer Stadthalle beim Auftaktkonzert der Sommertournee des Oberrheinischen Sinfonieorchesters auf den Auftritt des Schopfheimer Geigers Gregor Hänßler. Der Violinsolist und das Orchester unter Leitung von Siping Wang wurden umjubelt.

 

Als der 28-jährige Geiger nach den verschiedenen Konzerten der „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi nach den letzten Takten des klirrenden Winters am Ende den Bogen senkt, brandet im Saal stürmischer Beifall auf und es gibt stehende Ovationen. Sie gelten der bravourösen Leistung dieses jungen Violinsolisten, der eine Interpretation dieses populären und viel gehörten Vivaldi-Bestsellers hinlegt, die fesselnd, farbig und faszinierend ist.

Ein Hit der Barockmusik

Die „Jahreszeiten“-Konzerte des großen Venezianers sind ja an Beliebtheit und Häufigkeit der Aufführung nicht zu überbieten; die Oberrheinischen verlassen für diesen absoluten Hit der Barockmusik einmal die klassisch-romantischen Pfade und schwelgen in der barocken Klangfreude dieser feurigen „Italianità“.

Tonmalerisch fegt der Wind über die winterliche Eislandschaft, der Sommersturm tobt über alle Saiten, derb wird zur Jagd gerufen und die Betrunkenen dösen nach der Ernte vor sich hin. Eine sprechende Musik, echte Klangrede, und so auch von Siping Wang am Dirigentenpult umgesetzt: als wahres Hörerlebnis.

Der dynamisch agierende Chef des ambitionierten Lörracher Amateurorchesters arbeitet bei straffen Tempi die Satzcharaktere der Jahreszeiten prägnant heraus. Sein Vivaldi klingt saftig, lebendig, bildhaft und anschaulich.

Gregor Hänßler, dieser auch in der Barockmusik firme Geigenvirtuose, legt dazu einen sportiv-rhythmischen Drive vor. Da muss also gar nicht historisierend in tieferer Stimmung gespielt werden, obwohl durchaus historisch gut informiert – allein schon durch Hänßler, der Barockgeige studiert hat und sich perfekt in den barocken Spieltechniken wie den Phrasierungen und dem Bogenvibrato auskennt und mit kürzerem Barockbogen spielt.

Aber auch durch die feinnervige und nuancierte Cembalo-Continuobegleitung von Adhi Jacinth Tanumihardja kommt barocker Originalklang in die Aufführung hinein. Zugang zu diesen Naturbildern findet man auch durch die von Sprecher Helmut Bertelmann vorgetragenen Sonette.

Das Orchester musiziert ausdruckserfüllt im Streicherklang und mit viel Spielkultur - eine unerhört lebendige Musizierleistung. Da haben sich die Orchestermusiker als berufene Vivaldi-Interpreten empfohlen. Und man kann nur ausrufen: Viva Vivaldi, Bravo Gregor!

Auch Schubert erklingt

Nach der Pause geht es, durch sieben Bläser verstärkt, weiter mit Schuberts fünfter Sinfonie, einer musikalischen Hommage an Mozart. Oder anders gesagt: Mozart auf die Art und Weise Schuberts. Auch hier werden Siping Wang und die Seinen bis hin zum „Kehraus“-Finale von der Leichtigkeit der Musik animiert und heben mit einer flüssigen, fast schon als leicht beschwingt zu bezeichnenden Gangart ab.

Schließlich hat das Lörracher Orchester ja bei Schubert eine lange Tradition und ist mit solcher Sinfonik vertraut, denn Schubertiaden gab es in der Orchestergeschichte früher öfter.

Nach dem umjubelten Auftakt der Sommertournee in Wehr darf man gespannt sein, wie die folgenden beiden Konzerte in der Kirche Kandern (Samstag, 5. Juli) und in der Mehrzweckhalle Brombach (Sonntag, 6. Juli) bei den Zuhörern ankommen.