Das Innocel-Quartier hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert – „sowohl architektonisch als auch ökologisch zu einem Vorzeige-Gewerbegebiet entwickelt“, freut sich OB Jörg Lutz. Foto: Erich Meyer

Die Stadt hat vor einem Vierteljahrhundert die Weichen für ein besonderes Gewerbegebiet gestellt. „Erfolgsgeschichten sind keine Kurzgeschichten“, erklärt der OB. Jüngste Veränderungen unterstreichen das.

Wo in früheren Jahren der Handdruck der KBC mit Präzision und handwerklichem Geschick erfolgte, haben am Montag die Wirtschaftsförderin Marion Ziegler-Jung und OB Jörg Lutz auf die jüngsten 25 Jahre im Zeitraffer zurückgeblickt, in denen sich im Innocel-Quartier viel getan hat. Im heutigen Innocel-Gebäude sollen weiterhin Impulse geliefert werden, um Unternehmen aus den Bereichen Live Sciences, Medizintechnik, technische Dienstleistungen, Nachhaltigkeit sowie digitale Innovation zu unterstützen. Rundherum zeigen die jüngsten Neubauten von Pharma Korell, von Runge Pharma und der Bahnhof-Apotheke sowie die Erweiterung des Untersuchungsinstituts Heppeler und auch die Einweihung des ersten Bauabschnitts der Firma A. Raymond, wie sich das Quartier positiv entwickelt hat – was im Jahr 1998 mit der Aufnahme ins Landessanierungsprogramm gestartet wurde. „Es braucht einen langen Atem“, weiß OB Jörg Lutz. Sowohl architektonisch als auch ökologisch sei es nun ein Vorzeige-Gewerbegebiet. Damit verbunden seien auch wichtige Arbeitsplätze.

 

Die Erfolgsfaktoren

Als Erfolgsfaktoren für eine dynamische Entwicklung machen Wirtschaftsförderin und Oberbürgermeister den Einsatz von politischem Mut, Geld und Personalressourcen aus. Eine Vision, die sich in einem klaren Profil zeige, wie der Standort in Zukunft aussehen und erfolgreich agieren kann, sei ebenso wichtig wie Ausdauer. Unter weiteren Punkten führte Ziegler-Jung auch eine Geschichtenerzählung an, die begeistere und Identität stifte – doch auch das Engagement von privaten Investoren und die Unterstützung von Land und Bund.

„Wir hätten uns eine noch schnellere und dynamischere Entwicklung gewünscht, doch dafür wird die Erfolgsgeschichte lange andauern“, ist sich Lutz sicher. Denn im Innocel-Quartier gebe es Unternehmen mit solider Grundlage, es handele sich nicht um einen Hype. Die Wirtschaftsförderin führte am Montag angesichts der Langzeitbilanz einen Koch-Vergleich an: So brauche eine gute Suppe auch Zeit. Aus einem ehemals kaum zugänglichen Areal sei viel entstanden – seinerzeit noch zuerst finanziell durch D-Mark-Förderung unterstützt.„Es ist uns gelungen, das Quartier zu öffnen“, betont Ziegler-Jung, Geschäftsführerin WFL Wirtschaftsförderung Lörrach. Die Nähe zur Innenstadt sei zudem für Unternehmen mit ihren Mitarbeitern ein wichtiger Punkt.

Marin Ziegler-Jung, Geschäftsführerin WFL Wirtschaftsförderung Lörrach Foto: Marco Fraune

Die Transformation

Ziel war schon zum Start, Arbeitsplätze zu sichern. Der damalige Mut des Gemeinderats habe sich auch hier ausbezahlt. Lutz: „Wir haben von innovativen, arbeitsplatz- und wissensintensiven Unternehmen aus dem Life Sciences-Bereich geträumt und sehen heute, dass die Erwartungen, die wir in unseren Auswahlkriterien formuliert haben, in jeder Hinsicht erfüllt wurden.“ Dies bestätige die Stadt in der Strategie, weitere Gewerbeflächen zu sichern.

Nicht nur die Ansiedlung der passenden Firmen zählte dazu, sondern die Stadt hat im Rahmen eines Tauschgeschäfts im Jahr 1998 auch erst einmal 41 000 Quadratmeter Fläche für 10,3 Millionen Euro erwerben müssen. Neue Straßen entstanden, so die Clara-Immerwahr-Straße, die Marie-Curie-Straße, die Georges-Köhler-Straße und der Imbachweg. Doch es ging auch an den offenen Gewerbekanal, den neuen Meeraner Platz sowie die Verknüpfung von Hoch-Tiefgestade – samt zwei Bebauungsplänen. „Es hat damals viel Vision gebraucht“, blickt Ziegler-Jung auf ein älteres Luftbild des Innocel-Quartiers. Heute stellt sich die Luftaufnahme schon anders dar – eine „erfolgreiche Transformation“, lobt die Wirtschaftsförderin unter anderem das Wirken von Dieter Trimpin, der als Investor für das Innovationszentrum Innocel auftrat.

Impulse setzen

An die Textilindustrie-Historie erinnern Bilder von großflächigen Fabrikräumen, wo heute im Innocel Innovationscenter 36 Firmen wirken. Kleinen Betrieben aus den genannten Bereichen soll die Möglichkeit geboten werden, sich zu entwickeln. Auch Pharma Korell habe klein angefangen, so Ziegler-Jung, im Jahr 2020 erfolgte im Quartier ein nachhaltig konzipierter fünfstöckiger Neubau des Unternehmens, das sich wunschgemäß entwickelt hat.

Solche Impulse will die Wirtschaftsförderung Lörrach setzen, wie Ziegler-Jung unterstreicht. Deren Wirken lobt OB Lutz auch, der ebenso weniger auf bestimmte Gewinne einer Wirtschaftsförderung blickt, sondern vielmehr auf die daraus resultierenden Folgewirkungen – wie Arbeitsplätze, Einkommenssteuer und Gewerbesteuer. Dass die Anzahl der Jobs nicht vergleichbar sein wird wie eine KBC mit in Hochzeiten 2000 Arbeitsplätzen, ist ihm bewusst. Energieintensive Unternehmen würden nicht in die Region kommen, womit man sich auf andere Bereiche konzentriere. Insgesamt ist die Zahl der Arbeitsplätze in der Stadt Lörrach seit 1985 gestiegen, doch der Anteil des produzierenden Gewerbes beträgt nur noch rund 15 Prozent – früher waren es deutlich mehr, rund 44 Prozent.

Gleichzeitig blickt der Oberbürgermeister angrenzend ans Innocel-Quartier auf weitere Entwicklungsmöglichkeiten auf dem Köchlin-Areal, wo ein eingeschränktes Gewerbegebiet nach dem Wunsch der Stadt entstehen soll, doch in bestimmten Punkten noch unterschiedliche Auffassungen im Vergleich zum privaten Eigentümer herrschen.

Köchlin-Areal im Blick

Das sagt der OB:
Aus dem Köchlin-Areal soll möglichst eine hochwertige Gewerbefläche werden. Lediglich in Randbereichen kann sich die Stadtspitze Wohnraum vorstellen. Das hat Oberbürgermeister Jörg Lutz am Montag bei einem Pressegespräch unterstrichen. Die Vorstellungen der Stadtverwaltung und des Eigentümers der Fläche würden nicht weit auseinanderliegen. Daher zeigte sich Lutz trotz eines vom Eigentümer nicht unterzeichneten ausgearbeiteten Grundlagenvertrags optimistisch, dass ein Gewerbegebiet mit mehreren Unternehmen entstehen kann. Wichtig sei ihm, dass hier Arbeitsplätze entstehen.