Die Ausstellung zeigt Symbole der aufständischen Bauern wie die Bundschuhfahne sowie landwirtschaftliche Werkzeuge, die zu Waffen umgebaut wurden wie die Kampfsense. Foto: Regine Ounas-Kräusel

Was geschah rund um die Burg Rötteln im Bauernkrieg vor 500 Jahren? Der Röttelnbund stellt aus.

Das überraschende Ergebnis: Aufständische Bauern haben die Burg Rötteln im Mai 1525 zwar besetzt und den Landvogt in Hausarrest genommen, aber sie haben nichts geplündert oder zerstört.

 

Verhandlungen statt Gewalt

Bei der Ausstellungseröffnung erklärte Heiner Mues vom Röttelnbund den Grund: Damals waren die Bauern in sogenannten „Landschaften“ organisiert, die in wichtigen Fragen durchaus mitentscheiden konnten, etwa bei der Höhe der Steuern. Daher teilten die Bauern im Herrschaftsbereich der Burg Rötteln zwar die Forderungen der aufständischen Bauern, aber sie setzten auf Verhandlungen statt auf Gewalt. Die Burg Rötteln sei für sie ein wichtiger Rückzugsort gewesen, den sie gegen jede fremde Herrschaft verteidigen wollten, erklärte Mues. Selbst die aufständischen Bauern der „Schwarzwaldhaufen“, die Freiburg eroberten und die Burgen der Umgebung besetzen wollten, seien unerwünscht gewesen.

Heiner Mues und Burgvogt Uwe Gimpel vom Röttelnbund führten durch die Ausstellung. Mit knappen, prägnanten Texten stellt sie die lokalen Geschehnisse und wichtige Führer der Bauernkriege vor, außerdem korrigiert sie Irrtümer der Geschichtsschreibung, so der Anspruch des Röttelnbundes. Bäuerliche Alltagsgegenstände sowie Symbole von Bauern, Klerus und Adel lassen die Zeit der Bauernkriege lebendig werden.

Verschiedene Sichtweisen

In der ersten Vitrine symbolisieren zwei große Schlüssel die unblutige Besetzung von Burg Rötteln und Sausenburg durch die „Landschaften“ der Bauern. Texttafeln stellen die gängige Geschichtsschreibung von den plündernden und brandschatzenden Bauern den tatsächlichen Geschehnissen auf Burg Rötteln gegenüber, wie Heiner Mues erläuterte. Zu lesen ist dort außerdem, dass Markgraf Ernst von Baden die Aufständischen grausam verfolgte und auf Burg Rötteln 14 Männer hinrichten ließ. Diese Fakten hätten sie aus Gerichtsprotokollen und anderen Quellen rekonstruiert, sagte Mues.

Zwölf zentrale Forderungen

Dargestellt sind auch die zwölf zentralen Forderungen, die die Bauernschaft 1525 bei einem Treffen in Memmingen formulierte: Unter anderem forderten sie die Abschaffung der Leibeigenschaft, freie Jagd, Fischerei und Holznutzung im Wald sowie weniger Frondienste (Zwangsarbeit) und dass die Dörfer ihren Pfarrer selbst wählen dürfen. Ausgestellt sind außerdem bäuerliche Werkzeuge, die die Aufständischen zu Waffen umgearbeitet hatten, zum Beispiel eine Kampfsense, aber auch Alltagsgegenstände wie ein Butterfass, ein Krauthobel oder eine Schandmaske, mit der die dörfliche Gerichtsbarkeit kleinere Vergehen wie einen lauten Streit ahnden konnte.

Dank an Unterstützer

Uwe Gimpel dankte bei der Vernissage Heiner Mues und Harald Ziegler vom Röttelnbund, die die Ausstellung ausarbeiteten. Ende Mai hatte der Röttelnbund bereits 200 Besucher mit szenischen Führungen zum Thema „Bauernkrieg“ angelockt. Daraus sei die Idee zur Ausstellung entstanden, sagte Mues. Uwe Gimpel dankten dem Dreiländermuseum, das Exponate aus seinem Fundus zur Verfügung stellte.

Die Eröffnung der Ausstellung fand in kleinem Kreis statt. Oberbürgermeister Jörg Lutz und weitere Vertreter der Stadt seien wegen einer Sitzung des Gemeinderats verhindert. Museumsleiter Jan Merk sei erkrankt. Neben weiteren Mitgliedern des Röttelnbundes ließ sich Axel Brinkmann vom Verein zur Erhaltung der Ruine Hochburg bei Emmendingen durch die Ausstellung führen.

Ausstellung zum Bauernkrieg, Burg Rötteln, Montag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, zu normalen Eintrittspreisen. Gruppenführungen sind buchbar, allgemeine Führungen siehe Lokalpresse. Weitere Infos: www.burgroetteln.de.