Die beiden Fahnen der Göschweiler Fasnet werfen viele Fragen nach der Vergangenheit auf. Links Werner Hasenfratz, der die schwere Fasnetfahne trägt, daneben Oberhansele Jens Fischer mit der erst jüngst entdeckten zweiten Fahne. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder Bote

Tradition: Auf Spurensuche in der Vergangenheit / Göschweiler Fasnet wohl älter als angenommen

Göschweiler ist kein weißer Fleck in der Narrenlandschaft des Ösch, im Gegenteil: Bei der örtlichen Fastnacht oder bei Umzügen außerhalb treten Hansele, Großwaldhexen, 20er-(Landjugend) und Narrenmusik (Trachtenkappelle) auf, allen voran Werner Hasenfratz mit der Narrenfahne. Nun wollen die Narren ihre frühe Historie aufarbeiten.

Löffingen-Göschweiler. Oberhansele Jens Fischer und sein Stellvertreter Werner Hasenfratz sind nicht nur eingefleischte Narren, sondern interessieren sich auch für die Vergangenheit der Göschweiler Narrengeschichte. Verstärkt wurde dieses Interesse durch die beiden Narrenfahnen, die Ortsvorsteher Manfred Furtwänlger auf dem Rathaus-Speicher entdeckt hat. Die große Fahne trägt die Jahreszahl 1950, die kleinere die Jahreszahl 1956. "Dies zeigt, dass wir in Göschweiler eine längere Fastnachtsgeschichte haben", so Oberhansele Jens Fischer. Zusammen mit Werner Hasenfratz und Kassierer Andreas Furtwängler begab er sich auf Spurensuche, jedoch nur mit mäßigem Erfolg. Sicher ist, dass es früher auf der Bühne in der Nähe des Mellert-Hauses ein Schauspiel gab, welches den Wasserstreit zwischen Ober- und Unterdorf in Szene setzte. Bekannt sind auch der Maskenball und die Fasnetveranstaltungen im Gasthaus Kranz, sonst liegt noch vieles im Dunkeln.

Die große Fahne mit der Zahl 1950 erfordert vom Träger schon körperliche Anstrengung, da sie nicht nur groß, sondern auch schwer ist. "Fasnet muss au weh tun", erklärt der Fahnenträger Werner Hasenfratz. Wenn man die historische Fahnenstange sieht, kann man sich vorstellen, dass schon so mancher Göschweiler Narr diese aus Sackleinen hergestellte Fahne über seinen Schultern getragen hat. Interessant sind die Schriftzüge auf der Vorderseite "Narrenbande der Massiven und Gesalbten Alpenblicker". Interessant ist auch die Rückseite, hier sitzt ein Alpenblicker mit Fernrohr, die Trompete über der Schulter. Beobachtet wird er von einem Göschweiler Fußballer, was Trikot und Fußball untermauern, und auf dem Gipfel der Hohen Wacht (899,99 Meter) steht ein dritter Alpenblicker im feinen Ausgehanzug. Darunter der Schriftzug "3 der Narretei". Bekannt ist, so informiert Jens Fischer, dass die Narrenbande der Massiven im Jahr 1946 gegründet wurde. Doch leider gibt es auch hier keine Aufzeichnungen mehr. Fest steht, dass diese Massiven immer Fasnet gefeiert haben. Die Göschweilemer werden auch Gesalbte genannt, was auf ihren Ortspatron, den heiligen Rochus, zurückzuführen sei, so Fischer.

Die zweite kleinere Narrenfahne trägt den Schriftzug "Verein der Robusten – Massiven 1956 – Narrenmusik Göschweiler – gegr. 1946". Auf der Rückseite eine applizierte Harfe. "Dies zeigt, dass Musik und Fastnacht fest miteinander verbunden sind", so der Oberhansele. Die Jahreszahl 1946 belegt, dass in Göschweiler nach dem Krieg die Fastnacht wieder sehr schnell aufgenommen werden konnte. Man könnte sich gut vorstellen, dass die Massiven und Robusten sich gegen den Widerstand des Fasnetverbots durchsetzten.

Diese sind heute in der Hansele-Gruppe zu finden, welche zum einen die ganze Fasnet über durchhalten und auch mit dem doppelten Geschell körperlich "robust und massiv" sein müssen.

Seit mehr als 65 Jahren gibt es in Göschweiler die organisierte Fasnet, soviel haben die Nachforschungen schon gezeigt. Die Hansele waren seit den 1950-er Jahren aktiv, verschwanden allerdings wieder. Das erste Hansele-Häs dürfte wohl vom Friseur Limb aus Löffingen ausgeliehen worden sein. Seit den 1970-er Jahren sind die "Geschwieler Hansele" im heutigen Häs mit der freundlichen Lindenholzmaske zu sehen. Das Besondere ist, dass sie nicht nur Bonbons verteilen, sondern auch "hochprozentiges Narrenwasser" (Schlehenlikör) und Landjäger.

Die Trachtenkapelle gehört ebenso dazu. Sie trägt an Fasnacht den grünen Fuhrmannskittel mit gelbem Halstuch. Die Großwaldhexen wurden 2014 gegründet. Hinzu kommen die Göschweiler 20er, die zusammen mit der Landjugend die Fasnet bereichern. Die Dolinenhexen sind aus Göschweilers Fasnetkultur verschwunden.

Auf der Suche nach der Göschweiler Fastnachts-Historie sind Oberhansele Jens Fischer und sein Stellvertreter Werner Hasenfratz. Zwar kennt man die jüngste Hansele-Geschichte sehr gut, die 1970 durch Egon Albert, Josef Furtwänlger, Herbert und Egon Frei gegründet und in den 90-er Jahren durch Arnold und Anita Hensler reaktiviert wurden, doch wie sah die Göschweiler Fasnet zuvor aus? Die zwei Fahnen zeugen von 1950 und 1956 und eigentlich, so meinen die beiden Fasnetsuchenden, müsste die Fasnetgeschichte noch älter sein. Über Informationen freut sich Jens Fischer, Telefon 07654/92 05 32, info@hansele-goeschweiler.de.