Im Maßstab 1:175 baut Ehrennarrenvater Hermann Nägele sein Modell "Löffingen anno 1719" zum Jubiläum der Stadt nach. Fotos: Bächle Foto: Schwarzwälder Bote

Im kommenden Jahr blickt Löffingen auf seine erste urkundliche Erwähnung vor

Im kommenden Jahr blickt Löffingen auf seine erste urkundliche Erwähnung vor 1200 Jahren zurück. Ein Jubiläum, welches das ganze Jahr gefeiert wird. Dabei übergibt Ehrennarrenvater Hermann Nägele ein Modell der Gemeinde im Jahr 1719.

Hermann Nägele ist ein Löffinger Original. Nun hat der 50-jährige "Teigingenieur" (Bäcker) "Löffingen anno 1719" als Modell nachgebaut. Alleine die Vorbereitungen und das Recherchieren dauerten mehrere Tage. Bis das Werk fertig ist, wird Nägele 150 bis 200 Stunden investiert haben.

Löffingen. Heimat, Geschichte, Kultur liegen Hermann Nägele schon immer am Herzen. Er war viele Jahre Narrenvater, heute führt er den Ehrentitel. Vor zehn Jahren ließ er sich auch als Gäste- und Landschaftsführer ausbilden. Auf seinen Exkursionen entführt er die Gäste in die Vergangenheit. "Anschaulicher wäre dies an einem Modell", sagt Hermann Nägele, der dabei Bräunlingen als Vorbild im Kopf hatte. Bis zur 1200-Jahr-Feier will er seine Idee umsetzen.

Um 1680 schuf der Hüfinger Maler Martin Menrad das Ölgemälde, welches Löffingen zeigt. Es ist auch auf dem Jubiläumsprogramm als Titelbild zu finden. Die Kopie dieser Auftragsarbeit von Landgraf Anton Egon von Fürstenberg-Heiligenberg hängt im Heimatmuseum. Diese Vorlage hat Hermann Nägele genommen, dazu recherchierte er im Löffinger Stadtarchiv, im Fürstlich Fürstenbergischen Archiv in Donaueschingen, im Landratsamt Titisee-Neustadt und im Zentralarchiv in Freiburg. Zum Schloss Heiligenberg fuhr er persönlich, um das Originalbild Löffingens in Augenschein zu nehmen. Hinzu kamen Gespräche mit den Heimatforschern und Geschichtskennern Matthias Wider und Werner Waßmer. Das Buch von Emil Ketterer liegt in der Werkstatt parat. "Ich habe viel gelesen und mich auch bei älteren Bürgern informiert", erzählt das Multitalent Hermann Nägele.

Danach musste alles umgesetzt werden. Zuerst habe er einen Plan gezeichnet. Von Franz Riede bekam er einen aktuellen Stadtplan, aus dem Stadtarchiv eine alte Stadtansicht. Die beiden Pläne übereinandergelegt, dann das Wissen mit eingearbeitet – so entsteht Löffingen um 1700. Auf einer Gipsplatte mit den Ausmaßen 1,50 Meter auf einen Meter entsteht Alt-Löffingen im Maßstab von 1:175.

Die 61 Häuser, die damals schon standen und die Stadtmauer und Stadttore, hat Hermann Nägele aus Lindenholz angefertigt. "Diese Holzarbeit war nicht einfach, ich bin ja kein Zimmermann", erklärt Nägele. Doch nun habe er schon Routine. Ein weiteres Problem sieht er darin, die Häuser zu bemalen, einfacher werde es am Ende rund um Löffingen die Landschaft einzubauen. "Die Wiesen und Felder waren sehr wichtig".

Der erste Blick auf das Model stellt schon die erste Frage. "Warum steht der Kirchturm im Süden?" Auch das angebaute Teil am Langhaus Richtung Städtle lässt staunen. Die Antwort kommt zugleich. "Der Anbau ist die Katharinenkapelle. Hier wurde während des Umbaus des Langhaues 1714 der Gottesdienst abgehalten", sagt Hermann Nägele. Der Kirchturm, der 1809 sogar eine Turmzwiebel hatte, wurde 1834 vom Blitz schwer beschädigt. Im Jahr 1855 wurde der Kirchturm am jetzigen Ort neu aufgebaut.

Die Friedhofsmauer glich einer Wehrmauer, um Feinde abzuhalten, und war an den Stadtring angeschlossen. Die Kaplanei war damals an der Stelle der Fahrschule Weißenberger. Um die Kirche war der Friedhof, der 1823 auf den Alenberg verlegt wurde.

Die Bürger kamen über verschiedene Tore aus und in die Stadt. Löffingen lag am Hauptverbindungsweg vom Bodensee ins Rheintal. Von den Toren ist heute nur noch das Maienländer Tor übrig geblieben. Das untere Tor war zwischen der Apotheke und Sonne und das obere Tor oder Stadtturm stand zwischen Vogt und Polizei.

Es war von größter Bedeutung. Hier war nicht nur das Gefängnis untergebracht, in einem Raum waren die Folterwerkzeuge des Scharfrichters gelagert, der Turm hatte auch die einzige Uhr weit und breit. Neben den Toren gab es verschiedene kleinere Bögle – wie das Postbögle oder Stinktörle (beim Weltladen) – um mit dem Vieh nach draußen zu kommen.

Schon damals wurde versucht, auch außerhalb der Stadtmauern zu bauen, zuerst im Maienland, dann im Schlempental und dann Richtung Alenberg, so Hermann Nägele. Das erste Haus im Maienland war das Elternhaus von Karl Schreiber. Auch gegenüber waren schon Häuser im heutigen Oberwiesenweg. "Wahrscheinlich war dies eine kleine Siedlung wie das Setttholz", vermutet Nägele. Das Leprahaus und Scharfrichterhaus war ebenfalls weit außerhalb der Stadttore.

Zu sehen ist auf dem Modell die Antoniuskapelle, unter der die Antoniusquelle liegt. Aus der Quelle bekam Löffingen sauberes Wasser, der Bittenbach war wohl eher ein Abwasserkanal. Als die Quelle versickerte, wurde ein Gelübde abgelegt, dort eine Kapelle zu errichten, falls das Wasser zurückkomme. Das Wasser wurde für die zwei Waschhäuser und dem Bad (Sonne) benötigt. 1820 wurde die Antoniuskapelle abgerissen.

Noch viele andere Geschichten weiß Hermann Nägele zu erzählen, auch die um die Gebeine, die nach dem Verlegen des Friedhofs plötzlich dem heutigen Sportplatzgelände auftauchten." Als Jugendliche daraufhin die Polizei verständigten, sorgte dies für mächtig Ärger und Ohrfeigen", schmunzelt der Löffinger.