Durch das Projekt kooperative Berufsorientierung können die 34 Achtklässler der Werkrealschule die berufliche Hans-Thoma-Schule in Neustadt kennenlernen und sich vier Tage über Berufsbilder informieren. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Werkrealschule trifft Berufsschule / SchulVerbund als Pilotprojekt aufgewertet

Fachkräftemangel und nicht besetzte Ausbildungsplätze sind heute an der Tagesordnung. Jüngst hat das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport die kooperative Berufsorientierung ins Leben gerufen, um den Jugendlichen den Weg in die Ausbildung zu erleichtern. Der Löffinger Schulverbund beteiligt sich daran.

Löffingen. "Wir möchten den Jugendlichen verschiedene Berufsmöglichkeiten aufzeigen und ihnen die Tür in die Berufsschule öffnen", erklärt Konrektorin Sibylle Streibel vom Schulverbund Löffingen. Seit Jahren engagiert sie sich mit ihrem Kollegen Guido Hensler in Sachen Berufsausbildung, so auch bei den Leistungsschauen mit verschiedenen Projekten. Beide engagieren sich bei der kooperativen Berufsorientierung und haben den Schulverbund als Pilotschule aufgewertet.

Dieses Projekt soll den möglichst reibungslosen Übergang der Schüler in die duale Ausbildung ermöglichen, die Begleitung der Schüler im Berufswahlprozess und nicht zuletzt die Stärkung des beruflichen Profils der Werkrealschule. An vier Tagen besuchten daher die 34 Achtklässler die Hans-Thoma-Schule in Neustadt. Hier hatten sie die Möglichkeiten, die duale Ausbildung in den Berufsfeldern Hauswirtschaft-Ernährung, Elektrotechnik, Holztechnik, Kraftfahrzeugtechnik und Metalltechnik in kleinen Gruppen hautnah zu erleben. Die Fachlehrer der Hans-Thoma-Schule vermittelten den jeweils sechs Schülern wichtige Basiskenntnisse und erweckten den kreativen und handwerklichen Geist, der sich am Ende in den beachtlichen Lehrstücken zeigte. "Damit ist nicht nur die Hemmschwelle gesunken, die Schüler waren auch vom Unterricht in der Hans-Thoma-Schule begeistert", informierte Streibel. Die meisten hätten dieses Projekt gerne verlängert. Die fachliche Kompetenz sei hier gut vermittelt worden, und auch der Spaßfaktor kam nicht zu kurz. Es sei erstaunlich, was am Ende dieser vier Tage herausgekommen sei, freuten sich die Lehrer: Windräder mit Solarpanelen und Elektromotor ebenso wie Kissen.

Das sagen die Schüler: Die 14-jährige May Kumkum hatte sich für den Hauswirtschafts-Ernährungsbereich entschieden. "Ich habe viel gelernt und festgestellt, dass Kochen für mich nichts ist, Nähen ist okay", sagte sie. Als Projekt hatte sie ein rundes Kuschelkissen genäht. Allerdings möchte sie später lieber in den medizinischen Bereich einsteigen.

Der 16-jährige Niko Hermann hat ein Elektro-Solar-Projekt erstellt. "Mit sehr vielen Lötstellen", sagt er, ebenso der 15-jährige Chris Fehrenbach. Beide hatten sich für die Elektrotechnik entschieden. Niko bastelt gerne Zuhause, Chris wollte verschiedene Löttechniken ausprobieren. Sowohl Niko als auch Chris möchten später in den Technikbereich einsteigen. Eduardo Lopez (16 Jahre) hatte sich für die Kraftfahrzeugtechnik entschieden. "Wir konnten sehr viel selbst machen, den Motor ausbauen oder Reifen wechseln, es war einfach super", so Lopez. Beruflich möchte Eduardo zur Polizei.

Die 14-jährige Anica Hasenfratz wollte die Holztechnik ausprobieren. "Einfach mal etwas anderes, da ich noch keinen Berufswunsch habe", erzählt sie. Auch sie war begeistert, wie viel sie machen durfte. Alle Schüler waren sich einig, dieses Projekt sei lehrreich und sollte auch in Zukunft bestehen bleiben. Gerade in diesen kleinen Gruppen hätte man sehr effizient und effektiv arbeiten können.

Im kommenden Jahr wird sich der Schulverbund wieder an diesem Projekt beteiligen. Während die Schüler bisher einen differenzierten und authentischen Einblick in die Berufspraxis und deren Anforderung von den Fachlehrern bekamen, fehlte der Kontakt zu anderen Auszubildenden. Dieses möchte man ändern, so Sibylle Streibel. Mit der Hans-Thoma-Schule habe man geplant, im kommenden Jahr auch Schüler des ersten und zweiten Lehrjahres mit in die Gruppen zu nehmen.