Bald wird es dieses Bild der Löffinger Trachtengruppe nicht mehr geben. Der Verein steht vor der Auflösung. Von links: Gabi Senn, Vorsitzender Rudolf Nägele, Felicitas Zepf, Dieter Vierlinger, Inge Sibold, Tanzlehrer Thomas Haag, Claudia und Hans-Peter Heer. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder Bote

Vereinsleben: Zu wenige Mitglieder bei den Erwachsenen / Für die kleinen Tänzer gibt es eine Lösung

85 Jahre lang war die Löffinger Trachtengruppe Augenweide und Ohrenschmaus und somit ein wichtiger Werbe- und Kulturträger des Löffinger Städtles. Schon seit Längerem denkt man über eine Auflösung nach, nun scheint dies Realität zu werden.

Löffingen. Es ist sicher kein leichter und übereilter Entschluss, die Trachtengruppe Löffingen aufzulösen. Schon seit Jahren macht Rudolf Nägele, der sich seit 1995 als Vorsitzender, Tänzer und Jugendausbilder engagiert, auf die immer geringer werdende Zahl an tanzfreudigen Erwachsenen aufmerksam. "Von den derzeit zehn erwachsenen Mitgliedern sind gerade mal noch fünf, maximal sechs Personen tanzfähig", erklärt Rudolf Nägele. Es sei nicht so, dass es an Engagement oder Spaß der Mitglieder am Tanzen fehle, vielmehr stünden gesundheitliche Gründe diesem sportlich-kulturellen Hobby entgegen.

Auch an Werbung mangelt es nicht, im Gegenteil. Mit welcher Kreativität die Trachtengruppe Anreize schuf, ist enorm. So wurden Tanzkurse – Standard- und lateinamerikanische Tänze – angeboten, die zwar sehr beliebt waren, aber ebenso wie die Street-Dance-Projekte für die Kulturnacht keine neuen Mitglieder brachten.

Im Hinblick auf 2021, dann möchten Rudolf Nägele und die langjährige Vizepräsidentin Felicitas Zepf ihr Amt niederlegen, sehe man keine andere Möglichkeit, als sich der Auflösung zu stellen. Im vergangenen Jahr hatte die Trachtengruppe zum 1200-Jahr-Jubiläum der Stadt noch das großartige Kreistrachtenfest durchgeführt. "Es war ein würdiger Abschluss eines engagierten, langjährigen Kulturvereins", so sieht Nägele diese erfolgreiche Veranstaltung.

Rudolf Nägele würde gerne eine Volkstanz-AG an der Schule anbieten

Während es bei den Erwachsenen und Jugendlichen an Mitgliedern mangelt, boomt es bei der Kindertrachtengruppe. Dies dürfte ein Verdienst des Tanz- und Jugendleiters Rudolf Nägele sein. Zusammen mit Christa Kienzler und Katharina Laufer werden derzeit 16 Kinder im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren betreut. "Diese sollen weiter tanzen dürfen und die Kultur weitertragen", ist das Ansinnen von Rudolf Nägele.

Als Hausmeister der Grundschule Löffingen, der selbst im Alter von sieben Jahren zur Trachtengruppe kam, hat er in der Schule reichlich Werbung gemacht, um dort eine Volkstanz-AG anzubieten. Bei Rektorin Stefanie Meder stieß er sofort auf offene Ohren und auch bei verschiedenen Lehrern. Allerdings müsste über das außerschulische Angebot das Schulamt entscheiden. Auf jeden Fall würde sich Rudolf Nägele als ehrenamtlicher Tanzleiter aktiv einbringen. Die Kinder könnten – so die Idee der Trachtengruppe – bei repräsentativen Anlässen auftreten. Die Kindertrachten, ebenso wie das Vereinsvermögen, gingen nach der Vereinsauflösung an die Stadt.

Diese wäre dann auch für die Kindertrachten verantwortlich und müsste diese bei Anlässen an die kleinen Tänzer ausleihen. "Dies dürfte ja kein Problem sein", hofft der Industriemechaniker, der auch als DJ in Löffingen aktiv ist. Die Trachten der Erwachsenen – eine Schwarzwälder Frauentracht und Baaremer Männertracht – sind Eigentum der aktiven Mitglieder.

1935 wurde Engelbert Müller beauftragt, eine Tanz- und Unterhaltungsgruppe für den florierenden Fremdenverkehr zu gründen. Fritz und Rosa Adrion wurden als Tanzleiter gewonnen, die Tanzabteilung der Stadtmusik sorgte für die entsprechende Musik. Nach dem Zweiten Weltkrieg reaktivierte der Uhrmacher Wilhelm Maier die Trachtengruppe. Seither ist sie als Kulturträgerin ein wichtiger Verein. Besuche und Gegenbesuche zuletzt in Schweden und Wales, zuvor in Holland, Südtirol, Griechenland, im einstigen Jugoslawien oder Ungarn unterstreichen dies.