Um die berufliche Zukunft des Löffinger Handwerksbetriebs zu sichern, gehen Steinmetzmeister Martin Höcklin und der neue Industriemeister in Naturwerkstein Tobias Kaltenbrunner neue Wege. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder Bote

Handwerk: Steinmetzbetrieb Höcklin geht neue Wege / Spürbarer Wandel in der Bestattungskultur

Schon seit geraumer Zeit macht sich Steinmetz und Steinbildhauer Martin Höcklin Gedanken über die Zukunft seines Handwerksbetriebs und seines Berufs. Nun hat er mit Tobias Kaltenbrunner einen neuen Weg eingeschlagen.

Löffingen. Kaltenbrunner hat seine Meisterprüfung nicht im Steinmetzhandwerk abgelegt, sondern als Industriemeister Naturwerkstein. Damit soll die weitere Zukunft des Löffinger Betriebs gesichert werden, denn der Wandel in der Bestattungs- und Grabkultur wirkt sich auch negativ auf die Steinmetzbetriebe aus.

Als die Eltern Fritz und Rosa 1954 das Unternehmen Höcklin mit Schwerpunkt Sakral-Arbeiten gründeten, hatte das Geschäft eine scheinbar gute Zukunft vor sich. Als der heute 57-jährige Steinmetzmeister 1989 das Geschäft übernahm, schien dies ein krisensicherer Arbeitsplatz zu sein. "Als ich die Meisterprüfung 1984 ablegte, hieß es noch, euer Job ist sicher, gestorben wird immer", erinnert sich Martin Höcklin. "Keine Frage, der Tod bleibt, aber die Bestattungsrituale sind auch bei uns im Wandel begriffen. Gräber und damit große Grabsteine werden immer weniger und selbst die Urnengräber sind nicht die Zukunft", ist sich Martin Höcklin sicher, genau wie sein neuer Meister Tobias Kaltenbrunner. Der Trend zur Naturbestattung, bei der nur eine Namenstafel an den Verstorbenen erinnert, werde die Zukunft sein.

Als sein Neffe Tobias Kaltenbrunner nach einer Lehre anfragte, machten sich Lehrling und Lehrherr schon Gedanken über die Zukunft. Gemeinsam gehen sie nun einen neuen beruflichen Weg, ohne dabei die Pfade von Grabmalen, Grababdeckungen, Restaurierung oder Versetzungen von Grabmalen oder Urnengräber zu verlassen. Im Team ist auch ein Bildhauer beschäftigt. Während Martin Höcklin sich weitgehend um diese Sparte kümmert, hat der Neffe sein Augenmerk auf das Gebiet der Baulelemente aus Naturstein gelegt.

Nach der Realschule und der Ausbildung führte ihn der Weg in die Meisterschule. "Wochenends ging es nach Bayern auf die Meisterschule", sagt Tobias Kaltenbrunner, der nun seinen Industriemeister in Naturwerkstein in der Tasche hat. Nun kann sich der kreativ-handwerklich geschickte junge Meister ganz der umfangreichen Bau-Natursteinsparte widmen. Ob Küchen, Treppen, Böden, Eingänge, Tisch oder Brunnen, das Feld ist umfangreich und gefragt, vor allem in der Schweiz. "Mit dieser Arbeit bekommt jedes Stück seine Exklusivität", sagt Tobias Kaltenbrunner, der dies anhand einer Küche mit Natursteinabdeckung erläutert, die er gerade an Maschinen bearbeitet.

Für diesen neuen Weg musste Martin Höcklin umdenken und in eine moderne technische Ausstattung investieren. "Mit diesen neuen Maschinen können wir individuell arbeiten und beziehen weder Stein noch Grabmale aus China oder Indien, wo Kinder diese schwere Arbeit leisten müssen", informieren Martin Höcklin und Tobias Kaltenbrunner. Auch der Fuhrpark habe sich verändert. "Wir brauchen heute eigene Produkte, um flexibler und leistungsfähiger zu sein", sagt der junge Handwerksmeister. Mit dem digitalen Laseraufmaßsystem könne extrem schnell und präzise ausgemessen werden. "Neben einem normalen zweidimensionalen Aufmaß ist heute der Raum dreidimensional auszumessen", informiert Tobias Kaltenbrunner.

Damit Kaltenbrunner auch im kaufmännischen Bereich und in der Personalführung Erfahrungen sammeln und schon Verantwortung übernehmen kann, hat Martin Höcklin im vergangenen Jahr seinem Neffen den zweiten Gesellschafterposten angeboten.

Tobias Kaltenbrunner (23) liebte schon immer die kreativ-handwerkliche Arbeit. Als Industriemeister im Naturwerkstein verleiht er dem Löffinger Familienunternehmen Höcklin ein neues Profil. Naturstein ist heute nicht nur im sakralen Bereich zu finden, sondern hat vor allem den Innenausbau, aber auch den Außenbereich erobert. Sonderanfertigungen sind gefragt. In seiner Freizeit spielt Tobias Kaltenbrunner in der Trachtenkapelle Göschweiler und ist bei den Löffel-Guggis aktiv, hier ist er auch im Vorstand engagiert. Im Winter ist er auf den Langlaufskiern anzutreffen.