Die Hexenpyramide bei der Löffinger Walpurgisnacht am Fastnachtsmontag ist ein besonderes Schauspiel. Archivfoto: Bächle Foto: Schwarzwälder Bote

Schauspiel: Walpurgisnacht ist eine Besonderheit in der Fastnachtslandschaft

Löffingen. In greifbarer Nähe ist die Fastnacht 2019 und somit auch der Auftritt der Löffinger Hexengruppe. Sie gehört zu den ältesten der Vereinigungen der Schwäbisch-Alemannischen Narrenzünfte (VSAN) und kann mit einigen Besonderheiten aufwarten.

Der Kulturbeauftragte der Laternenbrüder, Matthias Wider, nahm die Löffinger Hexen unter die närrische Lupe und stellte sie jüngst bei seinem Vortrag vor. Die Gruppe wurde 1934 gegründet. "Seit 1958 ist die reine Männergruppe mit einheitlichem Häs präsent", so Wider.

"Über die Figur der Hexe kann ideengeschichtlich die Beziehung zum sogenannten bösen Wieb genannt werden. Eine Figur, die schon in den mittelalterlichen Fastnachtsspielen häufig vertreten war", erklärte der Experte.

Ein besonderes Merkmal der Löffinger Hexen ist die Walpurgisnacht am Fastnachtsmontag. Ein Spektakel, welches immer wieder Interessierte ins Baarstädtchen lockt. Die Uraufführung – die Walpurgisnacht wurde von Leo Ratzer geschrieben – dürfte 1928 gewesen sein. Ob damals schon die Hexen dieses Schauspiel aufführten, lässt sich nur erahnen. Auf jeden Fall gehört dieses Spektakel seit 1934 den Löffinger Hexen. Das Stück, welches mit der Musik von Hermann Regner unter die Haut geht, ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Part findet der Teufel die Hölle leer, die Hexen sind auf der Fastnacht in Löffingen. Er sucht und findet sie und macht den Hexen und der Großmutter große Vorwürfe. Der zweite Teil: Die Hexen tanzen, der Teufel scheint zu siegen, seine Gesellen besetzen die Pyramide und stellen sich obenauf. Jetzt ruft die Großmutter den Geist herbei. Im dritten Teil überzeugt der Geist den Teufel vom Sinn der Fastnacht mit dem Hauptargument der Tradition.

"Die Löffinger Walpurgisnacht spielt mit den Motiven der drei bösen Weiber aus dem Mittelalter", informiert Matthias Wider. Als Leo Ratzer das Stück schrieb, stand die Fastnacht allgemein unter starkem politischem Druck. Die Regierungen hatten Fastnachtsverbote erlassen. Die Regierungen dürften die humorlosen Besserwisser (Philister und Mucker) sein. Dagegen setzt die Walpurgisnacht den Geist der Fastnacht, der sich nicht unterdrücken lässt. "Dieses Schauspiel ist als eine subversive Auflehnung gegen staatliche Repression. Die Walpurgisnacht handelt also natürlich von der Existenzberechtigung der Fastnacht, sie ist aber eben auch ein Aufruf zum närrischen Selbstbewusstsein, zur Rebellion", so Wider.