Gastredner: Ulmer OB Gunter Czisch führt ins Jahr 2030
Löffingen (pb). Die wechselvolle Geschichte Löffingens kennt nun fast jeder, die Gegenwart des Baarstädtchens ist erleb- und fühlbar. Doch wie sieht es in der Zukunft aus? Eine Frage, die Oberbürgermeister Gunter Czisch aus Ulm beim Festakt auf den Grund ging. "Auf jeden Fall sind die beiden Städte seelenverwandt", sagte Czisch. Die Geschichte beider Städte geht ins Mittelalter zurück, wobei hier Löffingen die Nase vorn hat, ebenso bei der Stadtgründung. Was die Zukunft angeht, ist Ulm schon ein ganzes Stück weiter, doch Löffingen auf einem guten Stück des Weges.
Die Digitalisierung sei nicht aufzuhalten, so Czisch. Die Hälfte der Bevölkerung stehe dieser Entwicklung eher reserviert entgegen, die andere Hälfte offen, pragmatisch, ja sogar unbekümmert. Deshalb erfordere die Zukunft einen intensiven Dialog mit der Bevölkerung. Wichtig sei mit einfachen verständlichen Worten – kein Englisch – den Bürgern die Vorteile und Chancen der Digitalisierung aufzuzeigen, aber auch die Gefahren. "Digitalisierung ist Chance und Fluch zugleich", sagte Gunter Czisch. Interessant sei die Analyse, dass junge Menschen, zwar die Möglichkeit der Globalisierung nutzen, aber der Begriff Heimat wieder voll im Trend liege. Dies zu nutzen, sei Aufgabe der Kommunen. Landflucht könne verhindert werden, wenn jungen Menschen und der gesamten Bevölkerung die modernsten Medien angeboten werden.
Der Blick nach China, Czisch kam gerade von einer Reise aus Fernost zurück, zeige, dass Deutschland zu lange abwarte. "Die Chinesen sind schon am Sanieren, wenn wir erst beim Aufbau sind", so der Appell des Ulmer Oberbürgermeisters an die Adresse der Politiker, auch wenn die Digitalisierung ordentlich Geld koste. Um die Zukunft nicht zu verschlafen, bedürfe es selbstbewusster Kommunen, die neuen Impulse offen gegenüber stehen, vor allem aber auch einer gewinnbringenden Digitalisierung in Sachen Bildung.
In Zukunft müssten die Leute nicht mehr im Büro arbeiten, sondern tun dies von Zuhause aus oder in den Straßencafés. Virtuelle Plattformen werden vor allem auch in der Mobilität die Zukunft sein. Berufe werden verschwinden, neue entstehen. Die zentrale Frage, die sich eine Gemeinde, aber auch jeder Bürger selbst stellen müsse, sei: "Wie verdiene ich im Jahr 2030 mein Geld?" "Hier ist also nicht nur der Staat oder die Kommune gefragt, sondern jeder selbst", sagte Czisch. Wichtig sei aber auch die regionale und interregionale Zusammenarbeit.
Gefordert seien nun der Staat und das Land, die Infrastruktur vor allem in Sachen Bildung und Breitband schnellstens zu verwirklichen.