Den Kindern gehört der Applaus der Erwachsenen bei der Vernissage in der Städtischen Galerie Löffingen. Die Flüchtlingskinder wollen mit ihren kleinen Kunstwerken Freude bereiten und auf sich aufmerksam machen. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder Bote

Integration: Kinder gestalten Ausstellung in der Städtischen Galerie / Es entsteht nicht nur Kunst, sondern auch Gemeinschaft

Einen nachdenklich stimmenden Titel trägt die Kunstausstellung, die derzeit in der Städtischen Galerie zu sehen ist. "Siehst du mich?", lautet der künstlerische Aufruf der Kinder aus der Flüchtlingsunterkunft in Löffingen.

Löffingen. Sie haben die Exponate geschaffen, die in der Ausstellung bis zum 26. April zu sehen sind.

Kleine Kunstwerke: Auf einer großen Leinwand steht ein blühender Baum, im Mittelpunkt fest im Boden verwurzelt. Um den Baum viele bunte Blüten und Kreise und dazwischen die Namen der kleinen Künstler. Fatima hat sogar ein Herz dazu gemalt. Diese Leinwand ist nur eines von vielen kleinen Kunstwerken, angefangen von gemalten Bildern, über Holzkollagen, Mobiles, Stelen oder bemalte Zweige, die Kreativität der Kinder ist hier unverkennbar. "In Löffingen soll etwas bleiben, wenn wir weg sind", so das Argument der Austeller. Bleiben wird sicherlich eine wunderschöne Vernissage, mit vielen interessierten Besuchern. Mit Gesprächen und Austausch zwischen Flüchtlingen, dem Flüchtlingshelferkreis und den Bürgern.

Ideengeber: Ideengeberin ist Ingrid Keln, die seit November vergangenen Jahres als Krankenschwester im Flüchtlingsheim beschäftigt ist. Sie wollte mit diesem Kunstprojekt den Kindern eine Stimme und ein Gesicht geben. Viele Wochen wurde jeden Tag gemalt und gewerkelt. "Die Kinder waren mit großem Fleiß, viel Ausdauer und viel Herzblut dabei", sagte sie. Gebastelt wurde mit Materialien, die man nicht kaufen kann, sondern in der Natur findet. So entstanden nicht nur kleine Kunstwerke, sondern eine Gemeinschaft.

Künstler: Mutig und mit sehr gutem Deutsch stellten sich sieben der zwölf jungen Künstler vor. Der zwölfjährige Mir Ali mit seinem jüngeren Bruder Ahoora aus dem Iran, die neunjährige Beauty aus Nigeria, der 13-jährige Ali mit seiner jüngeren Schwester Fatima aus Syrien sowie Hamaza und Yasin aus dem Irak überbrachten die Botschaft der Kinder: "Wir wollen eine Freude machen."

Als fleißiger Helfer und Assistent bei dieser Aktion zeigte sich der 28-jährige Suleymann aus Gambia, der auch die anderen kleinen Künstlern Daniel Zhilia, Zahya, Amira, Delia, Zilan und Baran zusammen mit Ingrid Keln bei diesem Projekt begleitete.

Musik: Mit wunderbaren Klängen wurde die Vernissage begleitet. Es waren die beiden Mitarbeiterinnen in der Flüchtlingsunterkunft Diana Jivijavdze aus Georgien und die in ihrer Heimat bekannte Violinistin Draska Heremic aus Bosnien.

Bewirtung: Die Kunst der Kinder wurde mit kulinarischen Genüssen von den Erwachsenen erweitert. Snacks aus fremden Ländern kitzelten den Gaumen. "Dieser vielfältige Imbis ist köstlich", schwärmte Kreisrat Norbert Brugger.

Gelebte Integration: Bürgermeister Tobias Link erinnerte an den Widerstand und die Angst in der Bevölkerung, als die Behelfsunterkunft gebaut wurde. "Wir möchten, dass diese geflüchteten Menschen bei uns Wurzeln schlagen, um ein selbstständiges und eigenständiges Leben führen zu können", unterstrich Link. Nur gemeinsam könne man die Hürden überwinden, betonte Wolfgang Wagner, der seit vier Jahren die Einrichtung mit derzeit 125 Bewohnern leitet. Der Weg der Integration wird auch durch den Flüchtlingshelferkreis mit Anja Pfeifer an der Spitze getragen.

68,8 Millionen Menschen sind auf der Flucht, nach Deutschland und Europa kommt nur ein Bruchteil, nach Baden-Württemberg zuletzt 16 000, informierte die Geschäftsführerin von ORS (Dienstleister für die Betreuung der Flüchtlinge und Asylsuchenden) Carolin Wälz-Fabregon. Mehr als ein Drittel davon sind Kinder bis 15 Jahre, doch sie würden kaum wahrgenommen. Dafür bekämen die ein bis zwei Prozent Flüchtlinge, die sich nicht an Regeln und Gesetze halten, ein viel zu großes Medien-Interesse, findet sie.