Jede Löffinger Hexe muss ihre Maske aus Lindenholz selbst schnitzen (von links): Jörg Ganter, Tobias Nägele, Benjamin Hofmeier, Roland Müller, Andreas Wolber und Kevin Maier. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder-Bote

Brauchtum: Löffinger Hexen müssen ihre Masken selbst schnitzen / Taufe erstmals auf der Kirchentreppe

Die Löffinger Hexe ist eine der ältesten Hexenfiguren der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Sie hat bis heute strenge Richtlinien, etliche Besonderheiten und ist auch außerhalb der Fastnachtszeit im kulturellen Leben der Gemeinde eingebunden.

Löffingen. 1934 wurde die Hexengruppe gegründet, seither dürfen ihr nur 28 Männer angehören. Ein besonderes Merkmal ist die Maske, die jede Junghexe selbst schnitzen muss. Dies fordert handwerkliches Geschick und Ausdauer. Rund 40 Stunden dauert es, bis aus dem Holzrohling aus Lindenholz die individuelle Hexenmaske entstanden ist.

Roland Müller stellt seine Werkstatt zur Verfügung

Schon seit sechs Wochen sind die am 11.11. geheim gewählten neuen Hexen Tobias Nägele, Benjamin Hofmeier, Andreas Wolber, Kevin Maier und Andreas Burger unter der fachkundigen Mithilfe von Althexe Roland Müller am Werk. Seit 1994 ist er für das Schnitzen verantwortlich, stellt auch das Equipment wie das Bildhauer-Eisen und seine Werkstatt zur Verfügung.

Das Lindenholz hat Hexenkollege Michael Oschwald im Wald geerntet und grob gesägt. "So hat jede Löffinger Hexe ihr eigenes rustikales Gesicht", erklärt der neue Hexenchef Jörg Ganter. Der 37-jährige im Vertrieb tätige Hexenchef war seit 2001 als Stellvertreter aktiv und hat hier unter Thomas Hofmeier, der ihm nun als Stellvertreter zur Seite steht, zahlreiche Erfahrungen sammeln können.

"Nicht nur die Hexenmaske ist besonders, auch das Aussehen der Löffinger Hexen ist eher untypisch", erklärt der neue Hexenchef. Die Löffinger Hexe trägt eigentlich einen guten Zwirn, ein Häs, das Schneidermeister Hans Kaufmann entworfen hat.

"Hexe zu sein ist eine Ehre", davon sind die fünf Junghexen überzeugt, die bei der Hexentaufe zunächst vor großem Publikum ein Spektakel über sich ergehen lassen müssen. Erstmals wird die Hexentaufe auf der Treppe der Stadtkirche vor dem Hexenbrunnen durchgeführt. Im weißen Nachthemd werden die Junghexen mit ihren Paten Oliver Beck, Berthold Ruf, Christian Heizmann, Klaus Fehrenbach und Michael Oschwald durchs Städtle geführt. Erst nach einer kräftigen Rasur mit kaltem Wasser aus dem Hexenbrunnen, dem Getränk aus dem eigenen Strohschuh und einem echten Hexenmahl bekommen sie von ihren Paten ihr Hexenhäs, zu dem auch der Hexenbesen gehört.

Zur Hexengruppe zählen auch 45 Althexen und insgesamt 93 Mitglieder. Die Althexen haben einen besonderen Stellenwert im Verein, was sich nicht nur beim Alte-Hexenstammtisch, sondern auch beim Frühschoppen in der Zunftstube an Dreikönig zeigt. Um das Fastnachtsbrauchtum zu erhalten, schlüpfen die Hexen am Schmotzige Dunschdig aus ihrem Hexenhäs, um getreu dem Löffinger Fasnetmotto unterwegs zu sein. Die "Hexendamen" sind am Fastnachtsmontagsumzug als Kreativpunkt des Mottos mit dabei.

Vieles haben die Löffinger Hexen zu bieten, etwa den Hexenball, für den die Frauen derzeit schon die Abzeichen fertigen. Die Walpurgisnacht, die erstmals auf der Kirchentreppe durchgeführt wird, ist eine Besonderheit, genau wie der Hexenwagen, mit der übergroßen Löffinger Hexe oder die Hexenwerbetour über die Wutach, in den Wald und ins "Suländle" sowie das alle zwei Jahre stattfindende Frühlingsfest.