Beim Löffinger Altenpflegeheim St. Martin bleiben die Türen vorerst geschlossen. 30 Bewohner und zwölf Mitarbeiter haben sich mit Corona infiziert. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder Bote

Corona: 30 Bewohner im Pflegeheim St. Martin erkrankt / Auch zwölf Mitarbeiter haben sich infiziert

30 erkrankte Bewohner und zwölf infizierte Mitarbeiter: Das Altenpflegeheim St. Martin muss einen großen Corona-Ausbruch verkraften. Ein großangelegter Test brachte das Ergebnis.

Löffingen (jak). "Das war eine völlige Überraschung, denn unsere Bewohner und Mitarbeiter zeigen alle völlig asymptotische Verläufe", sagt Heim- und Pflegedienstleiter Martin Satler. Die Testergebnisse seien wie eine Welle über die Einrichtung hereingebrochen.

"Noch unter Kontrolle"

"Wir haben das Tagesgeschäft noch unter Kontrolle", sagt Satler. Doch die Situation ist alles andere als einfach: "Die Kollegen gehen weit über ihre Grenzen hinaus", so der Heimleiter. Die Schichten seien alle noch mit Pflegefachkräften besetzt, doch das ist nicht so einfach. "Die Leute brauchen ja auch irgendwann mal frei." Neben der psychologischen Belastung bringt die Ausnahmesituation auch einen höheren Arbeitsaufwand mit sich. Die Bewohner, die unter Quarantäne stehen, werden in ihren Zimmern versorgt. Doch damit auch etwas Bewegung im tristen Heimalltag möglich ist, wird mit den Bewohnern auf dem Gang spaziert – jeder Bewohner einzeln und nacheinander.

"Es bricht mir fast das Herz", sagt Martin Satler. Zum einen, wenn er sehe, wie viel Heime aktuell von Corona betroffen sind. Zum anderen, dass Corona "die gelebte Altenpflege" fast unmöglich mache. "Wir haben hier eine sehr familiäre Atmosphäre. Doch Corona lässt alles erstarren. Es ist wie ein Winterschlaf." Die schönen Momente, wenn die Bewohner von einem Ausflug zurückkommen und einfach nur glücklich sind, die gibt es aktuell nicht mehr. Vieles, was für ihn zu einer guten Betreuung in der Altenpflege dazugehört, sei aktuell einfach nicht mehr möglich.

Früh habe man entsprechende Schutzmaßnahmen getroffen, lange bevor die zweite Welle kam. "Wir haben sehr hohe Standards", sagt Satler, der nicht nach einem Schuldigen suchen möchte. Eine seiner Kolleginnen habe es treffend formuliert: "Corona ist, wie wenn man versucht, Wasser mit den Händen zu tragen."

Auf der anderen Seite erlebt das Haus aktuell viel Nächstenliebe. Als die Testergebnisse da waren, hatte Satler mit allen Angehörigen Kontakt. Und stieß nur auf Verständnis, wie er sagt. "Es gibt einfach unheimlich viele Menschen, die uns jetzt ihre Hilfe anbieten", sagt der Heimleiter. Und dann ist da ja auch noch sein Team, das aktuell richtig viel leiste. "Es ist so schön zu sehen, wie alle zusammenstehen." Pflegekräfte, die sich um die Bewohner kümmern, obwohl klar ist, dass sie infiziert sind. Mitarbeiter, die sofort nach der Quarantäne wieder ihre Arbeit tun und sich nicht krank schreiben lassen. Alle würden vollen Einsatz zeigen, und ihren Mann oder ihre Frau stehen.

Trotzdem ist Martin Satler auf der Suche nach Pflegefachkräften – als Plan B, um einfach vorbereitet zu sein. "Ich kann nicht um 12 Uhr anfangen zu suchen und erwarten, dass dann jemand um 12.30 Uhr vor der Türe steht", erklärt er. Dabei haben die Löffinger einen klaren Vorteil: "Wir haben noch eine relativ intakte Personalstruktur." Der Prozentsatz der Pflegefachkräfte liege weit über den vorgeschriebenen 50 Prozent.

Das Altenpflegeheim St. Martin gibt es seit 1985. Nachdem das Land 1982 das Krankenhaus aus dem Bedarfsplan gestrichen hatte, suchte die Stadt nach Alternativen. Der Gemeinderat entschied sich als Stiftungsrat, das Krankenhaus in ein Altenpflegeheim umzuwandeln. "Nicht das Leben um Jahre verlängern, sondern die Jahre mit Leben erfüllen", lautet der Leitsatz, an dem sich das Team orientiert. Ziel sei es, liebgewonnene Gewohnheiten der Bewohner im Alter weiterzuführen und in familiärer Atmosphäre gemeinsam zu erleben.