Die Corona-Krise macht auch vor der Löffinger Präzisionsfirma WST nicht halt. Hier und im Werk in Hüfingen stehen die Maschinen vorerst bis zum 29. März still. Foto: Bächle

Effekte der Corona-Krise ziehen sich durch Automobilindustrie. Kunden haben Produktion eingestellt.

Löffingen/Hüfingen - Die Corona-Krise zieht weitere Kreise: Nun hat auch das größte Löffinger Unternehmen, die Präzisionstechnikfirma WST, aufgrund der aktuellen Situation eine Schließung ihrer Werke angeordnet.

"Aufgrund der aktuellen Corona-Krise und den damit einhergehenden Werksschließungen unserer Kunden sehen wir uns gezwungen, unsere Werke ebenfalls zu schließen", informiert der geschäftsführende Gesellschafter Georg Willmann.

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Neben dem Stammwerk Löffingen ist auch das Werk in Hüfingen von dieser Schließung seit dem 19. März betroffen. Notwendig wurde diese vorerst zeitlich begrenzte Schließung als Folge der Werkschließungen bei den Kunden. Die Produktions-Stilllegung ist bis einschließlich 29. März geplant. "Wir hoffen, dass sich die Situation in den nächsten Wochen beruhigt und wir anschließend mit unserer Produktion wieder vollumfänglich beginnen können", so Georg Willmann.

Ganze Branche betroffen

Nachdem schon die Firma IMS Gear angekündigt hat, einen großen Teil ihrer Belegschaft in Kurzarbeit zu schicken, ist nun eine weitere Zulieferfirma der Autoindustrie von der Corona-Krise eingeholt worden. So ist auch WST Löffingen mit seinen 550 Mitarbeitern in diesen Strudel hineingezogen worden. Die Präzisionstechnik von WST wird hauptsächlich in der Autoindustrie benötigt. In Hüfingen werden überwiegend Präzisionsdrehteile für die Luftfahrttechnik hergestellt. In Löffingen wird für die Autohersteller Daimler, BMW und Porsche produziert, ferner werden hier Zylinderabdichtungen für VW- und Peugeot-Benzinmotoren hergestellt. Nun hatten jüngst die Autobauer Daimler und Porsche ihre Bänder für zwei Wochen stillgelegt, und BMW sogar einen vierwöchigen Stopp beschlossen. Auch Audi und Volkswagen fahren ihre Produktionen herunter, so bleibt es nicht aus, dass auch die Zulieferfirmen wie WST von diesen Werksschließungen betroffen ist.

Stillstand wird genutzt

Während dieser Werksschließung werden Facharbeiter laut Georg Willmann am Maschinenpark Wartungen und Instandhaltungen vornehmen. Solche Arbeiten konnten während der Vollbeschäftigung wie bisher nur in dringenden Notfällen in Angriff genommen werden.

Georg Willmann hofft zum einen auch auf die finanzielle Unterstützung der Regierung, zum anderen auf China. "Dort ist die Produktion nach der Corona-Krise anscheinend wieder angelaufen", so Georg Willmann. China sei derzeit der wichtigste Abnehmer des Löffinger Präzisionsunternehmens. In den vergangenen Jahren hat WST sich auch ein Standbein in den USA in Fontaine Valley angelegt. Hier möchte man auch im amerikanischen Markt neue Kunden akquirieren, so Georg Willmann. Sohn Michael ist dort vor Ort und beobachtet den amerikanischen Markt, dies betrachtet man im Unternehmen als eine zukunftsweisende Idee. Ein Vorteil sei auch, das der dortige Maschinenpark mit denselben Maschinen wie Löffingen ausgerüstet ist. Die bisherige Firma wurde von einem deutschen Auswanderer aufgebaut.

Erneuerbare Energien

"Ich bin ein echter Schwarzwälder und mit der Natur verbunden", erklärt Georg Willmann. Deshalb steht seit Jahren auf den Dachflächen der Firma WST eines der größten Solarkraftwerke im Hochschwarzwald. Auf den Dachflächen sind 995 Fotovoltaik-Module montiert, diese produzieren jährlich etwa 200 000 Kilowattstunden Strom. Dies entspreche dem Bedarf von 55 Einfamilienhaushalten.

1993 ging es bei WST los in der Garage in Eisenbach auf einer Minifläche von 50 Quadratmetern und nur einem Mitarbeiter. Der Weg des Unternehmens führte nach Löffingen, zuerst ins alte Prause-Gebäude, um dann 1999 in das interkommunale Gewerbegebiet umzusiedeln. Die Expansion hier führte 2016 zur großen Erweiterung auf nun 20 000 Quadratmeter Betriebsfläche, die Erweiterungskosten hierfür lagen bei 16 Millionen Euro. Zwei Drittel der Beschäftigen haben einen Migrationshintergrund, womit WST auch bei der Integration den Anspruch verfolgt zukunftsweisende Wege zu gehen.