Bernd Schneider lässt in seinem kurzweiligen über zweistündigen Vortrag die Ära Willi Studer und Revox Revue passieren. Hier mit Jürgen Imandt, dem Marketing Manager der Revox Group in Villingen (rechts). Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Firma Studer-Revox hat einst Löffingen geprägt / Ausstellung lässt Erinnerungen aufleben

Im Rahmen der 1200-Jahr-Feier Löffingens darf der langjährige Marktführer in der Hi-Fi-Branche, die einst in Löffingen ansässige Firma Studer-Revox, nicht fehlen. Am Sonntag entführte Bernd Schneider in einem zweistündigen Vortrag in die Welt von Willi Studer und Revox.

Löffingen. Die Firmengeschichte beginnt im Jahr 1948 in der Schweiz, als der Unternehmerpionier Willi Studer die Firma Revox gründete. Der Schweizer entschied sich, eigene Tonbandgeräte zu entwickeln und zu bauen. Als Markenname verwendet Willi Studer, der viele Jahre auch in Löffingen wohnte, Revox. 1951 wurde das erste Modell T26 ausgeliefert.

Der außergewöhnliche Anspruch an technische Höchstleistungen war bei den professionellen Bandmaschinen, die unter den Namen Studer vertrieben wurden, ebenso zu finden, wie auch im Amateurbereich. "Studer 27 war die erste professionelle Bandmaschine, sie hatte Premiere bei den internationalen Musikfestwochen 1951 in Luzern", erinnerte Schneider. Durch diese Bandmaschinen wurden erstmals in der Schweizer Rundfunkgeschichte Live-Aufnahmen produziert. In Krimis und alten Filmen kann man die Bandmaschinen immer noch sehen. "Selbst die Rolling Stones, Beatles und andere große Rock-Pop-Gruppen nahmen über die Maschinen in London ihre Songs auf", so Schneider.

Die Nachfrage war riesig, sodass sich in der Schweiz ein Fachkräftemangel abzeichnete und Willi Studer ins benachbarte Deutschland expandierte. 1955 wurde der Vertrieb Deutschland mit Sitz in Gießen organisiert, 1963 wurde die Revox GmbH nach Freiburg verlegt. Doch dieses Konzept reichte Willi Studer nicht und so wurde die Revox GmbH durch die Willi Studer GmbH 1964 übernommen und gleichzeitig in Löffingen von der Stadt ein 8000 Quadratmeter großes Grundstück gekauft.

Es waren Männer wie Paul Brugger oder Theo Walz welche sich für den Verkauf stark machten. "Für Löffingen ein Glücksfall, zumal die Firma zum größten Arbeitgeber wurde", so Bürgermeister Tobias Link. Im Oktober 1965 wurde der Betrieb in der Talstraße aufgenommen, Ende 1967 waren rund 220 Mitarbeiter beschäftigt. 1969 wurde die Produktionsfläche um 5000 Quadratmeter erweitert, 1979 kam das Verwaltungsgebäude von 1200 Quadratmeter dazu.

Zum Jahresende 1969 betrug der Umsatz der Willi Studer GmbH, Löffingen, 20 Millionen D-Mark, man beschäftigte 360 Mitarbeiter. 1980 umfasst die Studer-Revox-Gruppe 1610 Mitarbeiter und hatte sechs Produktionsstätten, zahlreiche ausländische Tochtergesellschaften und ein Umsatzvolumen von 150 Millionen Schweizer Franken. 1982 wurde Willi Studer mit der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Mehrere Designerpreise und andere Auszeichnung konnte Studer in Empfang nehmen. Als er sich zurückzog, wollte er sein Unternehmen nur in Schweizer Hände geben. Im Februar 1990 verkaufte Willi Studer sein Lebenswerk und damit begann auch der Untergang am Standort Löffingen mit massiven Entlassungen. 1998 endete die Ära Studer-Revox in Löffingen, nachdem die letzten 30 Mitarbeiter in den neuen Standort nach Villingen umzogen. Willi Studer starb am 1. März 1996 mit 84. Jahren.

Mit dem Vortrag "Von Willi Studer zu Revox heute – mehr als 70 Jahre Präzision und Leidenschaft" erinnerte die Stadt an eines der größten und bedeutendsten Wirtschaftsunternehmen in der 1200-jährigen Geschichte. Zusammen mit dem Baarverein und Revox wird die Ausstellung bis zum 8. November in der Städtischen Galerie zu sehen sein. Am 31. Oktober wird der Mediziner Wolfgang Dilger Wissenswertes über unsere Gehör berichten, am 13. Oktober wird Bernd Schneider den Vortrag wiederholen.