Brauchtum: Rudolf Gwinner forscht in der Heimatgeschichte / Gruppen der Baar zählen zu den Bekanntesten

Löffingen (pb). Seit Jahrzehnten befasst sich Heimatforscher Rudolf Gwinner intensiv mit der Fastnachtskultur. So hat das Mitglied des Ehrenpräsidiums der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte immer wieder interessante geschichtliche Fakten ans Tageslicht gebracht. Nun beschäftigte sich Gwinner mit der Fastnachtsfigur der Hexe, die heute gefürchtet und beliebt zugleich ist.

"Durch ihren Schabernack sorgen sie bei jedem Umzug für Unterhaltung, Belustigung und Kurzweil", so Rudolf Gwinner. Mit der Fastnachtshexe sei ursprünglich das böse, alte Weib gemeint, das zum Hofstaat des Teufels gehört. Schon der 753 auf der Insel Reichnau verstorbene Abt Pirmin kritisierte das Verkleiden der Männer als alte Weiber. Eine Abhandlung des Klosters Indersdorf von 1430 erklärt laut Gwinner, dass die "alten weib des teufels plasbaelger" seien.

"Der Teufel ist die älteste Fastnachtsfigur, die schon im 15. Jahrhundert erwähnt wird", informiert Rudolf Gwinner weiter. Die Kirche bezeichnete Fastnacht als Teufelsfest, die Fastnacht als Scheinwelt, die aber am Aschermittwoch endet. In mittelalterlichen Fastnachtsspielen finde man sehr oft Teufelsauftritte mit dem bösen, alten Weib. Die Fastnachtshexe habe also nichts mit dem dunklen Kapitel der Hexenverbrennungen zu tun, auch wenn dies heute noch irrtümlicherweise zu lesen sei, untermauert der Löffinger Fastnachtsforscher. Die bekanntesten Teufelsfiguren an Fastnacht seien der etwa der Triberger Teufel, der Elzacher Schuttig, der Federhannes aus Rottweil und der Pelzteufel in Bad Saulgau. "Die heutige Fastnachtshexe ist die romantisierte Märchenhexe der Gebrüder Grimm", informiert der ehemalige Landschaftsvertreter der VSAN.

Die frühesten Hexen im süddeutschen Raum finde man in Tirol. Die älteste Maske der Imster Hexenmutter gehe auf das Jahr 1800 zurück. Hexenauftritte an Fastnacht finden sich laut Gwinner in Bad Saulgau (1852), 1861 in Köln und 1874 in Villingen. Das Wort "Hexe" leite sich her von "hagzissa", der Bezeichnung für ein sich auf Zäunen oder Hecken aufhaltendes dämonisches Wesen, das man sich in Gestalt einer verkrüppelten oder zerzausten Frau vorstellte.

Später wurde daraus die Person, die Schaden anrichtet oder Schabernack treibe. "Die bekanntesten Hexengruppen in Baden–Württemberg finden wir in Löffingen, Bräunlingen, Gengenbach, Offenburg, Aulendorf und Obernheim", so Gwinner abschließend.