Foto: Schröter Foto: Schwarzwälder Bote

Löffinger Rat befürwortet den Badebetrieb / Den Ausschlag geben soziale Aspekte

Die Haushaltslage der Stadt Löffingen ist aufgrund der Corona-Pandemie angespannt, die Kommune wird in diesem und voraussichtlich auch in den Folgejahren den Gürtel deutlich enger schnallen müssen, um finanziell handlungsfähig zu bleiben.

Löffingen. Diesen Aspekt blendete der Gemeinderat, als er bei seiner jüngsten Sitzung die Frage nach einer Öffnung des Waldbads behandelte, keineswegs aus, ganz im Gegenteil. Dennoch setzte sich eine sehr deutliche Mehrheit bewusst über finanzielle Bedenken hinweg und gab gesellschaftlichen Aspekten den Vorzug: Bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen entschied sich das Stadtparlament dazu, das Waldbad für den Badebetrieb zu öffnen, sobald rechtlich verbindliche Vorgaben des Landes die Konzipierung und Umsetzung einer Besucherregelung ermöglicht, die den Vorgaben zur Eindämmung der Corona-Pandemie entspricht.

Ob die Öffnung des Waldbades tatsächlich realisiert und dauerhaft aufrecht erhalten kann, steht und fällt mit einer ganzen Reihe an Knackpunkten.

Abstandsregeln: Die Abstandsregeln müssen sowohl im Eingangsbereich als auch im Umkleidebereich sowie in den Becken, auf der Liegewiese, den Spiel- und Sportflächen und im Gastronomiebereich sichergestellt werden. Das erfordert teilweise gestalterische und bauliche Maßnahmen und in jedem Fall mehr Personal als bei Normalbetrieb, um die Einhaltung der Abstandsregeln überwachen zu können.

Obergrenze: Es wird fast schon zwangsläufig Obergrenzen geben, was die Anzahl der Besucher im Waldbad anbelangt. Die Stadtverwaltung geht derzeit davon aus, dass sich maximal rund 360 Badegäste gleichzeitig auf dem Areal des Waldbades aufhalten können, von denen sich wiederum maximal 50 gleichzeitig im Nichtschwimmerbecken und rund 130 im Schwimmerbecken aufhalten dürfen.

Hygienemaßnahmen: Reinigung und Desinfektion der Sitz- und Liegeflächen sowie des Barfuß- und Sanitärbereichs und der Personalräume müssen in sehr viel häufigeren Intervallen vorgenommen werden. Auch dieser Aspekt spricht für gesteigerten Personalbedarf und wirft die ganz praktische Frage auf, wie sich diese intensivierten Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen organisieren lassen.

Kontrolle: Das Einhalten der Abstandsregeln muss permanent gewährleistet sein – eine Aufgabe, die das DLRG laut Eigenauskunft über seinen Wachdienst hinaus nicht erfüllen kann.

Auch hier stellt sich die Frage nach zusätzlichem Personal. Prüfen will die Stadtverwaltung, ob in den Reihen der Löffinger Bevölkerung grundsätzliche Bereitschaft besteht, derartige Kontrolldienste ehrenamtlich zu übernehmen.

Eigenverantwortung: Ohne das eigenverantwortliche Mittun der Badegäste wird sich ein noch so guter Pandemieplan nicht in die Tat umsetzen lassen. Das betonten mehrere Stadträte sehr deutlich. Das gilt für die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln ebenso wie für einsichtiges Verhalten, sollte es beispielsweise aufgrund der Besucherobergrenze zu Wartezeiten kommen.

Zeithorizont: Einen verbindlichen Plan für das Waldbad und in Analogie für das Freibad Dittishausen kann die Stadt erst bei Vorliegen verbindlicher Vorlagen des Landes angehen, betonte Bürgermeister Tobias Link.

Allein um das Waldbad in reguläre Betriebsbereitschaft zu versetzen, seien rund zwei Wochen erforderlich. Wer also jetzt bereits mit einem Freibad-Besuch in Löffingen liebäugelt, muss sich noch etwas länger gedulden.

Stadtkämmerer Artur Klausmann führte dem Gemeinderat die finanzielle Seite vor Augen, die mit einer Öffnung des Waldbads einhergeht. Der Wirtschaftsplan der Stadtwerke geht für das Waldbad von einem Jahresverlust von 191 000 Euro aus. Würde das Waldbad dieses Jahr nicht geöffnet, beliefe sich das Minus auf rund 100 000 Euro, bei einer Öffnung erhöhte sich das Defizit aufgrund deutlich steigender Aufwendungen auf mindestens 250 000 Euro. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr hat das chronisch defizitäre Waldbad einen Verlust von rund 210 000 Euro eingefahren.